Bolero – Kurzurlaub in Spanien

Freitag Abend, viel Appetit und eine Tante, die Geburtstag hat: Ideale Voraussetzungen für einen Abend in geselliger Runde. Da wir ihn zu siebt verbringen, haben wir gut darin getan, rechtzeitig zu reservieren. Wie sich zeigt, nicht nur am Wochenende zu empfehlen.

Die Reise beginnt

Am Tisch werden wir von unserer Bedienung willkommen geheissen. Die fröhlich charmante Art des Kellners wird sich durch den ganzen Abend hindurchziehen. Der Blick in die Karte dauert ein wenig länger, denn die Auswahl ist gross – fast zu gross – und die Beschreibungen der Gerichte wecken die Fantasie. Schliesslich entscheide ich mich für die Salatsträusschen mit frittiertem Weichkäse zur Vor-, und Entenbrust zur Hauptspeise. Den uns empfohlenen Hauswein wählen wir in der Magnumflasche; er mundet sehr und passt zu jedem Gang. Das Warten wird mit einem netten kleinen, eher unauffälligen Amuse-bouche verkürzt.

Die Sonne scheint

Lange warten müssen wir sowieso nicht, die Vorspeisen werden serviert und mein Salat ist ein Genuss auf den ersten Blick. Wenn er jetzt auch so gut schmeckt, wie er aussieht… fast. Salat und Dressing, die aufgeschnittenen Birnen und der Preiselbeerschaum überzeugen als eine gelungene Kombination aus süss und salzig. Der frittierte Weichkäse wirkt daneben eher ideenlos. Die Gazpacho meines Gegenübers hingegen ist äusserst erfrischend und obwohl atypisch für diese Jahreszeit sehr ausgewogen gewürzt. Die klassischen Tapas sind laut Beschreibung meines Tischnachbars sehr zu empfehlen. Die kleinen Häppchen sind hübsch angerichtet und lassen sich nach individuellen Vorlieben selber am kalten Buffet zusammenstellen.

Nach einer angenehmen Pause kommt der Hauptgang. Die Entenbrust habe ich vor allem wegen der Sauce gewählt: Passionsfruchtsauce auf lauwarmem Salat von Ananas, Cashewnüssen und Granatapfelkernen. Diese fruchtig süsse Umarmung passt perfekt zur Ente und ich geniesse jeden Bissen. Beim Reis jedoch ist von der angekündigten Limetten-Chili-Note nichts zu spüren. Allgemein überzeugen die Hauptspeisen in ihren besonders gewürzten, geschmacklichen Kombinationen. Die Ente war für meinen Geschmack perfekt gebraten, hätte allerdings ein wenig zarter sein dürfen. Auch die beiden Entrecôtes wurden an unserem Tisch blutiger bestellt als serviert.

Es wird heisser

Die Tische sind inzwischen alle besetzt und es herrscht eine wie ich finde angenehm offene Atmosphäre. An den Tischen wird herzhaft gelacht und auch unsere Runde zählt bestimmt nicht zu den Leisesten. Langsam aber sicher kommt ein südländisches Klima im Raum zustande. Auf Anfrage erhalten wir zwei Fächer und wedeln uns gegenseitig Luft zu. Der Kellner scherzt: «Das ist wie in Spanien.» Und das hat was.

Mein Essvergnügen wird mit einer Katalanischen Crème und einer Kugel Turrónglace abgerundet. Die Crème ist eine gute Wahl – die Zuckerglasur darauf lässt sich mit dem Löffel einschlagen – wie im Lehrbuch. Bei diesem Schluss verzichte ich auf Erdbeere, Physalis und Drachenfrucht, die das Dessert fürs Auge zwar schön machen, den Geschmack aber zu dieser Jahreszeit bestimmt nicht versüsst hätten. Weniger ist manchmal mehr.

Der Kellner war sehr aufmerksam und bringt zur Überraschung aller noch einen Geburtstagsdrink mit Wunderkerze. Die komplette Bedienung singt meiner Tante alles Gute und das ganze Lokal stimmt mit ein. Viva España!

Preis/Leistung
Eher obere Preisklasse und dafür ein bisschen zu viel gewollt.
*** von *****

Service
Charmant von Anfang bis Ende.
***** von *****

Online Faktor
Mittagsmenu der ganzen Woche sowie alle Karten auf der Website. Onlinereservation möglich.
***** von *****