Wie lange darf Kies-Firma noch bleiben?

Wegen Kies und Party: Das geplante Seefeld gerät in Kritik

Das Seefeld ist einer der letzten natürlichen Freiräume in Horw. (Bild: zvg)

Horw will das Seefeld für Sportler, Spaziergänger und die Natur sanieren. Nun sorgt die angrenzende Sand Kies AG für Sprengstoff. Denn sie soll noch für Jahrzehnte weiterproduzieren.

Nur wenige Stühle sind am Montagabend leer. Rund 170 Anwesende wollen aus erster Hand hören, was beim Seefeld in Horw geplant ist. Bereits bei seiner Ansprache macht Gemeinderat Thomas Zemp klar, dass es heute zu keinem «Streitgespräch» kommen soll. Inhaltliche Kritik sollen die Anwesenden in der Mitwirkung loswerden.

Denn Horws neues Seefeld geht in die nächste Phase: Ab Dienstag liegt der Richtplan für das Gebiet zur öffentlichen Mitwirkung auf. Vereine, Parteien und sonstige Interessierte können bis 15. Juni ihre Meinung zum Grossprojekt abgeben. Beim Infoanlass im Schulhaus Zentrum können viele ihre Kritik trotz Zemps Bemerkung aber nicht zurückhalten.

Die erste Etappe für die «Vision Seefeld» soll schnell starten

Das Horwer Seefeld liegt am südlichen Ende der Gemeinde und stösst an den Vierwaldstättersee. Auf einer Fläche von zehn Fussballfeldern liegen dort Sportflächen, eine Badi, ein Campingplatz, Fussgängerwege und ein kantonales Naturschutzgebiet. 2019 kündigte die Gemeinde an, das Gebiet aufwerten zu wollen (zentralplus berichtete).

«Beim Seefeld geht es um Sport, Freizeit, Erholung und Naturschutz. Alle Interessen brauchen mehr Platz, aber die Räume sind begrenzt», sagt Thomas Zemp am Anlass, bevor er auf die Planungsgeschichte zurückblickt. Die Verschönerung des Areals soll in sechs Etappen stattfinden und heisst «Vision Seefeld». Darauf baut der Richtplan auf.

So soll es im Seefeld in einigen Jahrzehnten aussehen. (Bild: Gemeinde Horw)
Und so sieht es heute aus, links die Sand Kies AG. (Bild: Google Maps)

Die erste Etappe für 7,1 Millionen Franken sieht folgendes vor: Abriss des Campingplatzes; ein neuer Weiher und Seeuferweg mit Aussichtsplattform; und das Umlegen eines Fussballfelds. Spätere Etappen beinhalten, die Badi zu erweitern und neue Sportanlagen zu bauen, auch für den FC Horw.

Letzten Frühling hat der Einwohnerrat grünes Licht gegeben, trotz viel Kritik an der «Vision». Sportvereine, Pro Halbinsel Horw und der Quartierverein Winkel hatten zuvor Teile der Planung kritisiert. Kürzlich hat ausserdem die FDP Stimmung gegen die Pläne gemacht und die Initiative «Prügelweg erhalten» lanciert (zentralplus berichtete).

Partyort, Seeblick, Bootsverkehr: Das bewegt die Anwesenden

Gemeinderat Thomas Zemp sagt am Montagabend zusammenfassend: «Wir wissen, dass die Erwartungen hoch sind und der Eindruck entsteht, dass alle nicht zufrieden sind.» Das liege aber in der Natur der Sache, bei einem Projekt dieser Komplexität und mit so vielen Anspruchsgruppen.

Dann folgt eine Fragerunde und der Wunsch von Thomas Zemp, mit inhaltlicher Kritik bis zur Mitwirkung zu warten, wird geflissentlich ignoriert. Eine ältere Dame sorgt sich, dass ein schöneres Seefeld zu einer Art Horwer Ufschötti werden könnte. Die Ufschötti in Luzern ist unter Jugendlichen ein beliebter Partyort am See.

Das Interesse am Montag ist gross – aber auch die Kritik. (Bild: kok)

Auch der Zugang zum Wasser kommt zur Sprache. Denn der geplante Seeuferweg liegt nicht am Seeufer, sondern zwischen den Sportanlagen und dem Naturschutzgebiet. «Gibt es dort Bänkli, mit Blick auf den See, oder schaut man nur auf Schilf?», fragt eine Anwesende. Die Antwort: Einige Stellen mit freiem Blick sind geplant.

Ein Mann fragt kritisch, ob sich die neue Badi mit dem geplanten Bootssteg verträgt. Gemeinderat Zemp erwidert, dass neben der heutigen Badi schon heute Schiffe zur Sand Kies AG fahren. Ob die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) den künftigen Steg auch anfahren wird, sei aber noch nicht sicher.

Sand und Kies AG darf noch Jahrzehnte bleiben

Für den grössten Unmut sorgt allerdings der Umgang mit der Sand Kies AG. Das Grundstück des Zulieferers für die Betonherstellung grenzt westlich an das Gebiet, soll in einer späteren Etappe übernommen und dem neuen Seefeld einverleibt werden. So steht es im Richtplan.

Nun scheint es aber, als ob die Firma vom Kanton Nidwalden eine Konzessionsverlängerung erhalten hat. Darauf machen mehrere Personen in Publikum aufmerksam. Auch der Gemeinderat Zemp will davon gehört haben, wie er auf der Bühne sagt, sei aber nicht im Kontakt mit dem Kanton. Unklar ist daher, wie lang die Firma noch arbeiten darf. Die Mutmassungen am Montagabend: Mitte der 2030er bis in die späten 2040er Jahre.

Eine Person fragt, warum das Gelände der Sand Kies AG überhaupt Teil der Planung sei, wenn sich in den nächsten Jahrzehnten darauf nichts tun werde. Es gehe um Planungssicherheit, antwortet ein Mitarbeiter des Planungsbüros. Gemeinderat Zemp gibt zu bedenken: Es komme nicht auf die Konzession an, sondern wie sich die Betonnachfrage entwickle.

Zwei Firmen sollen fürs neue Seefeld in Horw zurückstecken

Nicht gesprochen wird am Montag dagegen über die mögliche Enteignung der Firma Atinova AG. Auch ihr Grundstück grenzt an das Seefeld und soll übernommen werden. Die Schwestergesellschaft der Tschümperlin AG plant auf dem Areal allerdings ein eigenes Projekt mit drei Wohnhäusern.

Mit dem Ja zur Ortsplanungsrevision im März 2024 haben die Horwer zugestimmt, das Tschümperlin-Areal und den Grund der Sand Kies AG in eine Zone für öffentliche Zwecke umzuwandeln. Nun prüft der Kanton die Revision. Carla Tschümperlin, Präsidenten des Verwaltungsrats der Atinova AG, sagt zu zentralplus: «Wir sind damit nicht einverstanden und haben eine Beschwerde gegen diesen Erlass und die damit drohende Enteignung eingereicht.»

Auch eine weitere Anwohnerschaft und die Sand Kies AG hatten Einsprachen gemacht. Letztere will auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben, aufgrund des laufenden Verfahrens. Nun bleibt abzuwarten, wie der Kanton den Richtplan und die Beschwerden bewertet. Denn erst, wenn diese Ergebnisse vorliegen, kann die Gemeinde an Bauen denken. Eines ist sicher: Die Debatte zum neuen Seefeld in Horw bleibt hitzig.

Verwendete Quellen
  • Carla Tschümperlin, Präsidenten des Verwaltungsrats der Atinova AG 
  • Patrick Grieder, Geschäftsführer Sand Kies AG
  • Teilnahme am Informationsanlass
  • zentralplus Medienarchiv
  • Website der Gemeinde zum Seefeld in Horw
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