Konflikt nach Abstimmung

Gaswerkareal Zug: Warum neuer Wohnraum ein Hallenbad schlägt

Das alte Gaswerkareal in der Stadt Zug liegt zwischen der Bossard-Arena und der Aabachstrasse. (Bild: Google Street View)

Die Zugerinnen haben für günstigen Wohnraum und ein neues Hallenbad votiert. Auf dem alten Gaswerkareal wird das zum Problem. Denn die Vorstellungen, was dort hingehört, gehen auseinander.

Weil die Zuger letzten Sonntag an der Urne waren, ist die Frage, wie es mit dem alten Gaswerkareal in Zug weitergeht, wieder von grösster Relevanz. Seine Tage als Parkplatz scheinen gezählt zu sein.

Denn in der SP-Initiative steht, das Areal solle für preisgünstigen Wohn- und Gewerberaum sowie öffentliche Nutzungen verwendet werden. Die Stadt wiederum findet, das Gaswerkareal sei neben dem Areal Im Sumpf der beste Ort für ein neues Hallenbad (zentralplus berichtete).

Da beide Initiativen – sowohl diejenige für preisgünstigen Wohnraum als auch jene für ein neues Hallenbad – angenommen wurden, gibt es jetzt einen Interessenkonflikt. Die Frage kommt auf: Was passiert mit dem Gaswerkareal?

Das Gaswerkareal steht frühstens 2035 zur Verfügung

Momentan gehöre das Grundstück noch dem Kanton Zug, erklärt Birgitt Siegrist, Departementssekretärin im städtischen Baudepartement auf Anfrage. Doch nicht mehr lange: Im Rahmen der Überbauung des ZVB-Areals werde es zu einem Landabtausch zwischen Stadt und Kanton kommen.

Die entsprechenden Verträge seien bereits abgeschlossen. Sobald auf dem ZVB-Areal die erste Baueingabe erfolgt sei, werde der Landtausch durchgeführt. Die Stadt rechnet damit, das Gaswerkareal frühstens ab 2035 nutzen zu können.

Das Gaswerkareal ist momentan eine öde Betonfläche für Autos. (Bild: rob)

Gute Erreichbarkeit und ein geringes Einspracherisiko – deshalb befürwortet die Stadt ein Hallenbad auf dem Gelände. Gemeinsam mit weiteren Angaben steht es in einem Standortdatenblatt über das Areal. Doch es gibt auch Nachteile: Einerseits muss der Bau noch über 10 Jahre warten – wegen des Landtauschs. Andererseits passe auf das 12’200 Quadratmeter grosse Areal lediglich das Schwimmbad – weitere Nutzungen seien nur durch «vertikale Verdichtung» möglich.

«Es ist jetzt an der Zeit, die Ausgangslage neu zu prüfen. Der Ball liegt beim Stadtrat.»

Rupan Sivaganesan, SP-Präsident Stadt Zug

Trotzdem hat es das Gaswerkareal bei der Hallenbad-Frage von elf untersuchten Standorten in die Top 2 geschafft – auch aufgrund seiner guten Erreichbarkeit. Ob die beiden angenommenen Initiativen die Ausgangslage geändert haben, wollte die Stadt auf Anfrage nicht kommentieren.

Wohnraum ist dem Hallenbad vorzuziehen

Auskunftsfreudiger sind dagegen die politischen Lager. «Wir verlangen bezahlbaren Wohnraum auf dem Gaswerkareal, das ist Teil unserer Initiative», sagt der Stadtzuger SP-Präsident Rupan Sivaganesan. Seine Partei sei jedoch für eine Kombination von Wohnungen und Hallenbad prinzipiell offen. «Es ist jetzt an der Zeit, die Ausgangslage neu zu prüfen. Der Ball liegt beim Stadtrat.»

«Ein Volksentscheid steht über einer parlamentarischen Motion.»

Gregor Bruhin, SVP-Präsident Stadt Zug

Deutlich konkreter äussert sich die SVP. «Wenn es ein Entweder-oder gibt, ist die Hierarchie klar», meint der SVP-Präsident Gregor Bruhin. «Ein Volksentscheid steht über einer parlamentarischen Motion.» Bedeutet: Wenn es nur Wohnraum oder ein Hallenbad geben kann, sollte die Entscheidung für die günstigen Wohnungen ausfallen. Besser wäre allerdings eine Lösung, die mehrere Interessen bedient, meint auch Bruhin. «Vielleicht gibt es Möglichkeiten, beide Anliegen zu verbinden.»

Gemäss dem städtischen Standortdatenblatt ist das unwahrscheinlich, denn nach dem Hallenplatz bleibt nicht mehr viel Fläche auf dem Gaswerkareal übrig. Sollte es doch eine Kompromisslösung geben, ist es jetzt an der Zeit, sie zu finden.

Verwendete Quellen
  • Antwort des Stadtrats auf eine SVP-Motion
  • Initiativtext der «2000 Wohnungen»-Initiative
  • Telefonat mit Gregor Bruhin, Präsident SVP Stadt Zug
  • Telefonat mit Rupan Sivaganesan, Präsident SP Stadt Zug
  • Standortdatenblatt Gaswerkareal
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