Neues Projekt für Luzerner Theater eingereicht

«Bausünde»: Darum will ein Architekt die Buobenmatt abreissen

Bruno Ackermann will die Buobenmatt (im Hintergrund rechts) abreissen und das neue Luzerner Theater dort bauen. (Bild: mst)

Der Luzerner Architekt Bruno Ackermann präsentiert einen neuen Vorschlag für das neue Luzerner Theater. Er will mehr Platz zwischen der Jesuitenkirche und dem Theater. Der Stadtpräsident nimmt Stellung zur Idee.

Bruno Ackermann hat schon zu so manchen städtebaulichen Problemen in Luzern Lösungsansätze präsentiert. Vor allem der Kasernenplatz scheint es ihm angetan zu haben. So wollte er dort vor Jahren ein Uni-Gebäude bauen, auch die «Salle Modulable» brachte er ins Spiel. Zu guter Letzt wollte er Luzerns Car-Probleme mit einem Parkhaus am Kasernenplatz lösen (zentralplus berichtete).

Jetzt widmet er sich dem aktuellsten Luzerner Städtebauproblem: dem neuen Luzerner Theater. Bekanntlich ist das Projekt «überall», das im vergangenen Dezember als Sieger des Architekturwettbewerbs hervorging, in der Öffentlichkeit umstritten. Zu nahe an der Jesuitenkirche würde das neue Gebäude zu stehen kommen, lautet einer der Kritikpunkte (zentralplus berichtete).

Das Siegerprojekt «überall». (Bild: Ilg Santer Architekten, Zürich.)

Bestehende Freiräume sollen erhalten bleiben

Das findet auch der 83-jährige Architekt aus Adligenswil. Trotz «intensiver Auseinandersetzung mit dem Standort», wie er es im Gespräch mit zentralplus beschreibt, entschied er sich wegen der «beschränkten räumlichen Vorgaben» ursprünglich gegen die Teilnahme am Wettbewerb. Nun präsentiert er – nach Ablauf des Architekturwettbewerbs – doch noch seine Idee.

Bruno Ackermann schlägt ein Luzerner Theater als reduzierter Glaskörper vor. Das alte Gebäude würde bestehen bleiben und in das neue Konzept integriert werden. «Der Neubau ist wie ein Chamäleon, er fügt sich in die Umgebung ein», sagt er dazu. Der Unterschied zu den meisten anderen Projekten: Das neue Gebäude würde auf einem Teilbereich des heutigen Areals der ans Theater angrenzenden Buobenmatt zu stehen kommen. Damit bliebe ein «recht grosser Theaterplatz als Identifikationsraum» bestehen.

So soll das neue Luzerner Theater gemäss dem Luzerner Architekten Bruno Ackermann aussehen.
So soll das neue Luzerner Theater gemäss dem Luzerner Architekten Bruno Ackermann aussehen. (Bild: zvg)

Denn ihm ist der Theaterplatz wichtig: «Der See gibt uns die Illusion, dass wir in Luzern viel Platz und Freiräume haben – dem ist aber nicht so», sagt er im Gespräch. Im Zentrum der Stadt gebe es einzig das Inseli, das Vögeligärtli und den Theaterplatz. Deswegen sei es ihm wichtig, die bestehenden Freiräume möglichst zu erhalten.

Neues Theater: Ein Saal mit 600 Plätzen

Für Ackermann stellt sich die Generationenfrage: «Die Buobenmatt ist eine Bausünde und muss weg.» Er würde das Gebäude, das der Luzerner Pensionskasse gehört und zwischen dem Theater und der Kantonalbank steht, bis zur Querpassage abreissen lassen. «Die Buobenmatt hat keine architektonische, integrierende und somit keine Langzeit-Qualität», erklärt er. Der zwischen der Buobenmatt und dem Luzerner Theater endende Hirschengraben könnte laut Ackermann als Gebäudevolumen für das neue Theater genutzt werden. «Diesem Bereich fehlt schon heute jegliche Aufenthaltsqualität.»

Dem Architekten schwebt im neuen Gebäude ein Saal mit 600 Plätzen vor. Hinzu käme eine rundumlaufende Innenterrasse mit Einbezug des ganzen Altstadtbereichs vom See bis zur Geissmattbrücke. Verbindungen zum historischen Theater gäbe es auf allen Geschossen. Ein Restaurant hätte ebenfalls Platz, im obersten Stock neben einer grossen Dachterrasse.

Diese Skizze von Bruno Ackermann zeigt das Innenleben seines Projekts.
Diese Skizze von Bruno Ackermann zeigt das Innenleben seines Projekts. (Bild: zvg)

Er erklärt, weshalb er jetzt – nach dem Ablauf des Wettbewerbs – noch seinen Entwurf präsentiert: «Nachdem der Architekturwettbewerb mit 128 Teilnehmern über die Bühne gegangen ist, bestätigten sich meine skeptischen Überlegungen betreffend Perimeter.» Das «überdimensionierte Bauvorhaben» stehe in keinem Verhältnis zum städtebaulichen Kontext. «Es tut mir leid für die Theaterleute, aber ich frage mich, ob das Siegerprojekt von der Bevölkerung akzeptiert wird.» Mit seinem Projekt wolle er der Debatte einen Impuls geben. Ihm sei durchaus klar, dass die Stadt wohl nicht auf seinen Vorschlag eingehen könne. «Aber das ist mein Problem, damit komme ich schon klar.»

Stadt führte Gespräche mit Buobenmatt-Eigentümerin

Die Stadt Luzern hat sich seinen Vorschlag angeschaut, wie Stadtpräsident Beat Züsli im Gespräch mit zentralplus bestätigt. Jedoch sehe er keine Chance, Ackermanns Vorschlag umzusetzen. Alleine schon wegen des Areals. «Die Frage des Projektperimeters war im Vorfeld des Architekturwettbewerbs eine zentrale Frage. Und auch, ob die Buobenmatt Teil dieses Perimeters sein soll.»

Man habe mit der kantonalen Luzerner Pensionskasse, der das Grundstück und die Überbauung gehört, entsprechende Gespräche geführt. Die Stadt wollte also in Erfahrung bringen, ob eine vollständige oder teilweise Übernahme der Überbauung für die Eigentümerin überhaupt in Frage kommt. «Aber aufgrund der Bedingungen, die in diesen Gesprächen formuliert wurden, war es für den Stadtrat ein klarer Entscheid, die Buobenmatt nicht in den Perimeter zu integrieren», sagt Züsli.

Für Bruno Ackermanns Projekt sieht es also nicht günstig aus. Doch den Architekt aus Adligenswil stört das nicht gross: «In meinen Augen ist der Prozess noch nicht abgeschlossen.»

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Architekt Bruno Ackermann
  • Gespräch mit Luzerns Stadtpräsident Beat Züsli
  • Siegerprojekt
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26 Kommentare
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    Kassandra, 30.05.2023, 19:09 Uhr

    Architekten haben mehr Städte zerstört als alle Kriege zusammen.

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    Rudolf Schweizer, 20.05.2023, 08:35 Uhr

    Das Stadttheater soll ins KKL intrigiert werden und die Stadt sollte auch wegen des Nachhaltigen Tourismus mehr auf Musicals setzten, dann bleiben die Touristen nicht nur eine Nacht in Luzern sondern 1 Woche. Das Stadttheater wird Umgenutzt zu einer Jugendherberge.

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    • Profilfoto von martin.vonrotz
      martin.vonrotz, 22.05.2023, 11:20 Uhr

      Es hat beim KKL keinen m2 mehr freien Platz für ein Theater – Was haben Sie denn geraucht?

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    Hegard, 19.05.2023, 14:56 Uhr

    Es würde mal vom kleinen Theater 50 Pl depatiert aber nicht von so einem riesigen Theater.
    Zudem finde ich das Boubenmatt Quartier keine Bausünde,hingegen das von Züsli befürwortete schon,wo sie doch immer von Aufwertung
    Predigen.

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    Remo, 18.05.2023, 00:16 Uhr

    Das ist tatsächlich eine superhässliche Bausünde. Kann weg.

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    Anna-Marie Mattle, 17.05.2023, 11:11 Uhr

    Egal wie und was von der Obrigkeit entschieden wird.
    Die schöne Sicht zur Jesuitenkirche sollte unbedingt erhalten bleiben.
    Dafür braucht es genügend Abstand. Meiner Meinung nach wird hier zu wenig Rücksicht genommen.

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    • Profilfoto von tore
      tore, 17.05.2023, 15:24 Uhr

      «Die Orbrigkeit» entscheidet nicht einfach so.

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    Wahrsager, 17.05.2023, 09:28 Uhr

    In 20 Jahren gibt’s keine Theater mehr

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    efsi, 16.05.2023, 19:29 Uhr

    Und in 50 Jahren haben wir keine Bauten mehr von dem vergangenen Jahrhundert und bereuen es…

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    Beatrice, 16.05.2023, 16:22 Uhr

    Ein absolut geeigneter und würdiger Platz für das Theater wäre die Ufschötti. Es hätte auch noch genügend Platz für die Badenden.

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    • Profilfoto von Paul
      Paul, 16.05.2023, 21:16 Uhr

      Na klar. Noch ein wenig Grün weg in Luzern. Noch weniger Freiraum.

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    • Profilfoto von Sapperlotta
      Sapperlotta, 16.05.2023, 22:08 Uhr

      Was ist ein „ würdiger Platz“? Ein Theater braucht Infrastruktur und tolle Angebote. Theater für Bildungsbürger sind nicht mehr zeitgemäss.

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    Baldo J., 16.05.2023, 16:03 Uhr

    Die Buobenmatt ist eine Bausünde, wie viele andere Bauten in Luzern, stimme voll zu. Abreißen ja, aber nicht fürs Theater, sondern für einen passenden Bau.
    Das Theater hat eine gute Grösse, umbauen und renovieren würde reichen. Luzern braucht sicher nichts Grösseres, für was denn?

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  • Profilfoto von MARIO P. HERMANN
    MARIO P. HERMANN, 16.05.2023, 13:33 Uhr

    Gaht’s no!?! Die Buobenmatt in Luzern abreissen. Wenn dies geschieht, verstehe ich die Welt nicht mehr.
    Und an Stelle der Buobenmatt dann wenn möglich noch dieses grässliche, unschöne neue Theater, welches eine regelrechte Verschandelung darstellen würde.
    So bleiben lassen – alles andere, auch vom Volumen her, passt nicht ins Stadtbild der Leuchtenstadt!

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  • Profilfoto von knowledge
    knowledge, 16.05.2023, 13:01 Uhr

    Der Vorschlag von Scheitlin Syfrig Architekten war genau das – aber in besser. Kam aber nicht in die zweite Runde da Regelverstoss.
    Da hätte der Herr die Projektabgaben noch etwas genauer anschauen müssen…

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    LD, 16.05.2023, 10:40 Uhr

    Man sieht wie schwierig es ist, eine Bausünde wieder zu entfernen. Wollen wir mit «Überall» eine weitere, noch schlimmere?

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  • Profilfoto von Jörg
    Jörg, 16.05.2023, 10:02 Uhr

    Dieser Herr kommt draus, es ist sehr schön, gefällt mir sehr gut. Man sieht Nutzung und Platz – toll. Die Luzerner müssen sich wehren, sonst passiert es wie mit dem Kunsthaus.

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    • Profilfoto von martin.vonrotz
      martin.vonrotz, 16.05.2023, 10:32 Uhr

      Der Herr hat vielleicht vor xx Jahren mal eine Idee von städtischer Architektur gehabt, aber mit seinen «extrem» Ideen wird er nie Erfolg haben.

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    • Profilfoto von Salome Kipfer
      Salome Kipfer, 16.05.2023, 10:57 Uhr

      das Kunsthaus mit dem KKL war im Vergleich zum aktuellen Theaterprojekt keine Zwängerei sondern ist ein internationaler Leuchtturm.

      Das Luzerner Theater ist und bleibt provinziell, auch wenn sich gerne als etwas Besseres sieht (leider).

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  • Profilfoto von Hubert
    Hubert, 16.05.2023, 09:59 Uhr

    Das heutige Theater ist von der Grösse her ideal
    Wir müssen es nicht vom Volumen her um 100% vergrößern.
    Heutiges Theater aushöhlen, 10m in die Tiefe bauen und von der Breite bis anfangs Strasse vergrößern.
    Voila, bin nicht Architekt, aber innert 5 Minuten eine gute Lösung kreiert.

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    • Profilfoto von martin.vonrotz
      martin.vonrotz, 16.05.2023, 10:31 Uhr

      Genau, Sie sind nicht Architekt und haben scheinbar keine Ahnung – in die Tiefe bauen und bis Anfangs Strasse vergrössern käme einem kompletten Abriss gleich. Und die Grösse des Theaters ist dann ideal wenn Sie in der tiefsten Provinzliga bleiben wollen. Dann können wir das Theater gleich komplett schliessen. Weil für andere Kulturschaffende wäre dann auch kein Platz!

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    • Profilfoto von Ex-BoomerIn
      Ex-BoomerIn, 16.05.2023, 10:52 Uhr

      Der Stararchitekt Hubert 🙂
      Schon mal in eine 10m Baugrube runter geschaut; am besten wenn noch ein Gebäude drauf steht und das alles in dichtest gebauten Stadtgebiet.
      Dass die Reuss nebenan ist und der Baugrund als mehr als schwierig gilt – macht nichts.
      Ihre Lösung ist voll gut – Sie haben einen Architekturpreis verdient. Gutes Bauen und innovative Lösungen, die noch nie jemand hatte.

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  • Profilfoto von Claudio Zimmermann
    Claudio Zimmermann, 16.05.2023, 09:10 Uhr

    Gute Ansätze, aber leider ist das Projekt chancenlos. Zu fest ist die Stadt und die Theaterszene auf «überall» fixiert. Man will dieses Projekt – gehauen oder gestochen – durchdrücken. Die einzige Möglichkeit für einen Marschhalt hat wohl das Volk bei den Abstimmungen zu den Krediten.

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    Christian Scherrer, 16.05.2023, 07:19 Uhr

    Und wieder ein Besserwisser, welcher der Überzeugung ist, dass die Rahmenbedingungen für ihn nicht gelten. Dass der Stadtpräsident dazu überhaupt Stellung bezieht, ist mehr als freundlich.

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    • Profilfoto von Michael Graber
      Michael Graber, 16.05.2023, 08:24 Uhr

      Immerhin beteiligt er sich konstruktiv am Diskurs. In den Kommentarspalten herumpoltern kann jeder.

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      • Profilfoto von Christian Scherrer
        Christian Scherrer, 17.05.2023, 11:26 Uhr

        Konstruktiv wäre es, wenn er sich am Wettbewerb beteiligt und sich an die Rahmenbedingungen hält. Alles andere ist weder konstruktiv noch förderlich. Nebenbei: Die Pensionskasse hat – davon ist gemäss dem Bericht auszugehen – überzogene Forderungen. Richtig, dass man darauf nicht eingeht. Ein Projekt zu präsentieren, welches Fakten nicht berücksichtigt, ist nicht konstruktiv, sondern lediglich eine «Klugscheisserei».

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