Mitarbeiterinnen hoffen auf Konkurs

Luzerner Immobilienfirma zahlt weder Löhne noch Schulden

Die Immobilien-Börse AG hat ihren Sitz im Littauerboden. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Dutzende Betreibungen und ausbleibende Lohnzahlungen: Einer Luzerner Immobilienfirma geht das Geld aus. Mitarbeitern bleibt nur noch der Galgenhumor – und die Hoffnung auf einen Konkurs

Ein Blick auf die Instagramseite der Immobilien-Börse zeigt: Hier stimmt etwas nicht. Seit 17 Wochen preist die Luzerner Immobilienfirma mit Sitz im Littauerboden mit dem immergleichen Wortlaut und Bild eine lichterfüllte 5-Zimmer-Wohnung samt Swimmingpool und Sauna an. Doch offenbar fehlt es der Immobilien-Börse nicht nur an einer Käuferin für das Objekt an zentraler Andermatter Lage, sondern auch an Mitarbeitern – und viel Geld.

Statt «transparent, ehrlich und fair» zu sein, wie es der Slogan auf der Webseite suggeriert, scheint die Immobilien-Börse vor allem für Schulden und ausbleibende Lohnzahlungen zu stehen. Und zwar in Millionenhöhe, wie der «Beobachter» schreibt.

Homeoffice wegen Kündigungswelle

Schuld am Debakel soll der CEO sein. Von einst 70 Angestellten arbeiten offenbar nur noch 10 für die Immobilien-Börse. Das viel zu grosse Büro werde nicht mehr genutzt, sagt eine im September dazugestossene Mitarbeiterin. Der CEO habe das Personal ins Homeoffice geschickt. Und sie noch während der Probezeit gekündigt.

Der Personalschwund hat aber nicht etwa mit Sparmassnahmen des CEOs zu tun. Vielmehr habe ein Grossteil des Personals wegen der ausbleibenden Löhne gekündigt, wie Mitarbeiter sagen.

«Es ist im Jahr 2023 vorgekommen, dass die Lohnzahlungen mit etwas Verzögerung ausgeführt wurden», gibt der CEO zu. Doch habe er alle offenen Forderungen beglichen.

Galgenhumor und die Hoffnung auf Konkurs

Ein Mitarbeiter lacht, als der «Beobachter» ihm von dieser Aussage erzählt. «Weder ich noch meine Mitarbeitenden haben einen Lohn erhalten», sagt er. «Mich stört am meisten, dass die Behörden nichts unternehmen. Wir sind auf uns allein gestellt.»

Tatsächlich sind dem Konkursamt die Hände gebunden. Gegen insgesamt 40 Betreibungen hat der CEO der Immobilien-Börse Rechtsvorschlag erhoben. Damit verlagert sich der Lohnstreit vom Betreibungsamt vors Gericht. Und das kostet.

Darum hoffen die Mitarbeiter auf einen Konkurs. In diesem Fall erhielten die Mitarbeiter immerhin bis zu vier Monatslöhne in Form einer Insolvenzentschädigung.

CEO verdächtigt Mitarbeiterinnen

«Ich kann mir vorstellen, dass diverse Briefe bewusst nicht an mich weitergeleitet wurden», lautet eine anschuldigende Entschuldigung des CEO an seine Mitarbeiter.

Dabei hatten diese einst noch Anlass zum Schwärmen. Vom innovativen Arbeitsumfeld, hohen Boni und Firmenfeiern in Saus und Braus berichten sie. «Wir kriegten sogar Helikopterflüge bezahlt», erinnert sich einer. Doch vor zwei Jahren tauchte der CEO unter, blieb der Schweiz ohne erreichbar zu sein fern und liess die Immobilien-Börse ohne Aufträge zurück.

Der CEO bestreitet auch diesen Vorwurf. «Seit der Übernahme der Firma war ich rund um die Uhr für die Mitarbeiter erreichbar», beteuert er.

Verwendete Quellen
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