Drohender Verlust der Konzession

Linie 5: VBL kommen wohl mit dem Schrecken davon

Weil Fahrer fehlen, mussten die Verkehrsbetriebe Luzern das Angebot über den Winter reduzieren. (Bild: Emanuel Ammon / Aura)

Nach der temporären Einstellung einer Luzerner Buslinie kommt die Stadt nicht zur Ruhe. Nun zeigt sich, dass die Drohung der Regierung aber wohl laue Luft war.

Die Worte des Luzerner Regierungsrats schlugen ein: «Unser Rat erwartet mit Nachdruck, dass die VBL die aktuellen Schwierigkeiten rasch in den Griff bekommen.» Falls nicht, seien «mittelfristig auch Neuvergaben zu prüfen» (zentralplus berichtete).

Bedeutet: Wenn die eingestellte Buslinie 5 der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) nicht – wie angekündigt – ab 1. April fährt, könnte das Unternehmen die Konzession verlieren. Dann würde ein anderes Unternehmen, wie Postauto zum Beispiel, die Linie zwischen Kriens und Emmen betreiben.

Einstellung der Linie 5 stösst auf Kritik

Dass die Luzerner Regierung so drastisch wird, hat ein Vorspiel. Nachdem die VBL wegen des Personalmangels die Linie 5 (und die Verstärkerkurse der Linie 1) erst einstellten und dann die Zwangspause verlängerten, kam Ärger auf. Die städtische FDP warnte vor einem Kollaps des Busverkehrs – und Kriens ging auf die Barrikaden (zentralplus berichtete).

Die Buslinie 1 von Kriens Richtung Luzern: Seit die Linie 5 nicht mehr fährt, ist sie prall gefüllt. (Bild: kok)

In der Antwort auf einen Vorstoss des Kantonsrats Gian Waldvogel (Grüne) erläuterte die Luzerner Regierung die Rechtslage. Als Unternehmen mit einer Konzession für den öffentlichen Verkehr seien die VBL verpflichtet, «alle in den Fahrplänen enthaltenen Fahrten durchzuführen» – «es sei denn, dies werde durch Umstände verhindert, die sie nicht vermeiden und deren Folgen sie nicht abwenden können».

Ob Personalmangel ein solcher Umstand ist, müsse grundsätzlich das Bundesamt für Verkehr als Konzessionsvergeber und der Verkehrsverbund Luzern (VVL) als Besteller mit den VBL regeln, schrieb die Regierung. zentralplus hat also bei beiden nachgefragt.

Bundesamt und VVL zeigen Verständnis

Auf Anfrage schreibt ein Sprecher des Bundesamts für Verkehr (BAV), die VBL hätten der Bundesbehörde ihre Situation «ausführlich dargelegt». Ergebnis: «Aus unserer Sicht handelt es sich um einen Umstand, dessen Folgen sich nicht ohne Weiteres abwenden lassen», wertet das BAV.

Der Personalmangel habe zuletzt auch anderenorts zu Angebotsreduktionen geführt, führt der Sprecher aus. So etwa in Zürcher Bussen, Trams und Schiffen sowie in Martigny. Der Fall aus Luzern habe zudem «keinen direkten Einfluss auf mögliche Konzessionserneuerungen für die verschiedenen Linien».

Auch beim Besteller in Luzern gibt es Rückendeckung. «Der Fachkräftemangel ist ein Umstand, der für alle Beteiligten schwierig ist und sich kurzfristig nicht vermeiden oder abwenden lässt», erklärt die VVL-Sprecherin Luzia Frei auf Anfrage. «Aus diesem Grund handelt es sich unseres Erachtens nicht um eine schwerwiegende Pflichtverletzung.»

VBL setzt alles daran, die Linien zu reaktivieren

Dass die VBL ihre Konzession für die Linie 5 verlieren, ist somit äusserst unwahrscheinlich – sofern sie die Personallage in den Griff bekommen und die eingestellte Linie 5 wieder fährt. Das erwarten nämlich sowohl das Bundesamt als auch der VVL.

Sämi Deubelbeiss, Sprecher der VBL, verspricht: «Die VBL AG setzt alles daran, das vollständige Angebot inklusive der Verstärkerkurse auf der Linie 1 in den Hauptverkehrszeiten ab dem 1. April wieder zu fahren.» Dafür betreibt das Unternehmen zurzeit Rekrutierung auf Hochtouren (zentralplus berichtete).

Wie das Bundesamt zentralplus schreibt, könnten sich die Verkehrsbetriebe auch per Konzessionsänderungsgesuch von der Linie befreien, wenn die Transportrechte erneuert werden. Die Linie 5 abzugeben, kommt für das Unternehmen aber nicht infrage, schreibt Deubelbeiss: «Die VBL AG möchte auf keinen Fall, dass die Linie 5 neu vergeben wird.»

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV)
  • Medienmitteilung des VBL zur Einstellung der Linie 5
  • Schriftlicher Austausch mit Luzia Frei, Sprecherin Verkehrsverbund Luzern
  • zentralplus Medienarchiv
  • Schriftlicher Austausch mit Sämi Deubelbeisss, Sprecher Verkehrsbetriebe Luzern
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