Videoüberwachung oder Radar?

Dazu dienen die neuen Kameras beim Metalli in Zug

Bitte lächeln, Sie werden gefilmt. Oder zumindest Ihre Körpertemperatur wird gemessen. (Bild: wia)

Zwischen Metalli und Bahnhof Zug finden sich neuerdings Kameras bei Fussgängerüberquerungen. Werden Rotfahrer registriert? Oder gar Passanten überwacht?

Wer in Zug der Baarerstrasse entlang fährt und die Ampeln zwischen Metalli und Bahnhof passiert, dürfte kurz stutzig werden. Denn auf den Lichtsignalen stehen neuerdings kleine puckförmige Kameras.

Ein zentralplus-Leserreporter mutmasst, dass es sich dabei um Kameras handle, die feststellen würden, ob Fahrzeuge die Ampeln widerrechtlich bei Rot passieren würden. Ein Augenschein zeigt jedoch: Der Winkel, in dem die Kameras stehen, stimmt dafür nicht ganz.

Kameras haben klaren Zweck

Tatsächlich hätten die kleinen Kameras nicht nur den schnellen, sondern auch den Langsamverkehr im Fokus, wie eine Anfrage bei der zuständigen Stadträtin Barbara Gysel (SP) ergibt. Sie erklärt: «Es handelt sich um sogenannte ‹TrafiOne›-Kameras, die der Verkehrsflussführung dienen. Sie können die Grünphasen verkürzen oder verlängern.»

«Es kann vorkommen, dass man als Fussgängerin am Lichtsignal warten muss, jedoch weit und breit kein Auto sichtbar ist.»

Barbara Gysel, Zuger Stadträtin

Heisst: «Es kann vorkommen, dass man als Fussgängerin am Lichtsignal warten muss, jedoch weit und breit kein Auto sichtbar ist. Umgekehrt muss eine Autofahrerin länger halten, obwohl der Fussgängerstreifen bereits frei ist. Die Geräte erkennen dies und können die Signale entsprechend steuern», so die Chefin des Departements Soziales, Umwelt und Sicherheit.

Die puckförmigen Kameras auf den Lichtsignalanlagen sind unauffällig. (Bild: wia)

Auch weniger mobile Menschen profitieren

Nicht nur dafür würden sich die neuen Anlagen eignen: «Die Dauer wird verlängert, wenn zum Beispiel weniger mobile Menschen, beispielsweise mit einem Rollator, die Strasse queren, das Lichtsignal jedoch bereits wieder auf Rot schaltet, während sie sich noch auf dem Fussgängerstreifen befinden. Das Gleiche gilt für Schulkinder.»

Auch solche Situationen könnten mit der Kamera verhindert werden, betont Gysel, insofern seien es Massnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. «Autolenkenden soll die intelligente Steuerung zugutekommen, indem das Portemonnaie, Benzin sowie die Umwelt durch die Verkürzung von Haltephasen geschont werden.»

Ein Bedürfnis des städtischen Parlaments

Die Optimierung von Ampeln entspricht einem Bedürfnis, das der Grosse Gemeinderat bereits vor zwei Jahren geäussert hatte. Damals reichte die Fraktion Alternative-CSP ein Postulat ein. Deren Politiker forderten, dass neue Technologien eingesetzt würden, die beispielsweise nicht genutzte Grünphasen sofort beenden oder bei entsprechenden Frequenzen auch verlängern könnten. Der Vorstoss wurde vom Parlament stillschweigend überwiesen.

«Es handelt sich nicht um eine versteckte Radarfalle und auch nicht um eine Videoüberwachung.»

Barbara Gysel, Zuger Stadträtin

Entsprechend sind die Lichtsignalanlagen beim Metalli nicht die einzigen, die in der vergangenen Zeit «aufgemotzt» worden sind. Bereits heute gibt es entsprechende Kameras an verschiedenen Fussgängerübergängen an der Baarerstrasse, nämlich bei der Metall- sowie der Göblistrasse. Weitere Anpassungen bei Ampeln sind geplant.

Bildmöglichkeit gibt es keine

Barbara Gysel betont: «Es handelt sich nicht um eine versteckte Radarfalle und auch nicht um eine Videoüberwachung, beispielsweise im Fall einer Fahndung: Wir haben die Bildmöglichkeit nicht bestellt.»

Videoaufnahmen könnten demnach weder gemacht noch aufgezeichnet werden. «Ebenso ist es nicht möglich, Livebilder – ohne Aufzeichnung – anzusehen. Fazit: Es gibt keine Video- oder Livebilder – genutzt wird einzig die Sensorfunktion für die Schaltung der Grünphasen», sagt Gysel.

Verwendete Quellen
  • Telefonischer und schriftlicher Austausch mit Barbara Gysel, Zuger Stadträtin
  • Augenschein vor Ort
  • GGR-Ergebnisse vom 14. Dezember 2021
  • Informationen zu TrafiOne-Kameras
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