Strassenprojekt geht in die nächste Runde

Stadt Luzern will mit einer Ampel ein altes Problem lösen

Stadtrat Adrian Borgula (links) und Projektleiter Christian Ferres am Bahnhof Littau – ein Ort mit viel Entwicklungspotenzial, wie Borgula sagt. (Bild: ewi)

Der Luzerner Stadtrat wagt auf der Cheerstrasse in Littau einen neuen Anlauf. Statt der geplanten Umfahrung soll eine Ampel die heutigen Verkehrsprobleme lösen. Die Quartierbevölkerung sieht das anders.

Es gibt in der Stadt Luzern einige Projekte, die in den vergangenen Jahren nicht gerade glücklich verlaufen sind. Zum Beispiel die Sanierung der Bahnhofstrasse, welche sich immer wieder verzögert (zentralplus berichtete). Oder die Überbauung des EWL-Areals, wo zuletzt die Kosten explodiert sind. Das Projekt Cheerstrasse am Bahnhof Littau reiht sich ebenfalls in diese unrühmliche Aufzählung ein.

Schon in den Nullerjahren dachte die damals noch selbständige Gemeinde Littau über eine Umfahrungsstrasse am Bahnhof Littau nach. Denn die einzige Verbindung zwischen dem Littauerboden und Littau Dorf führt heute über die Cheerstrasse. Diese wird allerdings durch die Bahngleise getrennt. Und weil die Barrieren jeweils relativ lange geschlossen sind, kommt es auf der Cheerstrasse während der Stosszeiten zu langen Rückstaus, unter denen die Anwohner leiden.

Doch die geplante Umfahrung entwickelte sich zu einem politischen Debakel. Bei der Ausarbeitung wurde das Projekt stets teurer, sodass das Stadtparlament der Umfahrung im Sommer 2021 den Todesstoss versetzte (zentralplus berichtete). Die Planung, wie der Verkehr auf der Cheerstrasse besser organisiert wird, begann damit von vorne.

Stadtrat will neue Ampel statt Umfahrung

Am Freitagvormittag präsentiert der Stadtrat nun einen neuen Vorschlag. Statt einer Umfahrung schlägt der Stadtrat vor, an der Kreuzung Cheerstrasse/Thorenbergstrasse im Littauerboden ein Ampelsystem zu bauen. Zudem hätten auf der Thorenbergstrasse zwei neue Abbiegespuren in Richtung Cheerstrasse gebaut werden sollen. Damit könne der Verkehr auf der Cheerstrasse besser dosiert werden – gleichzeitig würden geradeaus fahrende Autos auf der Thorenbergstrasse nicht mehr durch Autos blockiert, die vor ihnen in die Cheerstrasse einbiegen wollen.

Der Verkehr an dieser Kreuzung soll künftig mit einer Ampel geregelt werden. Rechts führt die Cheerstrasse zum Bahnhof Littau. (Bild: Google Street View)

Die Variante mit einer neuen Ampel ist nicht die einzige, welche die Stadt Luzern in den vergangenen zwei Jahren vertieft prüfte. Auch die Möglichkeit einer Umfahrung griff die Stadt nochmals auf. Acht verschiedene Strassenführungen für eine Umfahrungsstrasse standen ursprünglich zur Diskussion, fünf davon verwarf die Stadt schnell wieder. Die drei verbleibenden Varianten sowie die Lösung ohne Umfahrungsstrasse wurden einer Kosten-Nutzen-Analyse unterzogen.

Diese Varianten standen für die Stadt zur Diskussion. Diejenigen mit Haken hat die Stadt vertieft geprüft. Die schwarz eingefärbte Linie stellt das ursprüngliche Projekt dar. (Bild: Stadt Luzern)

Dabei zeigte sich, dass alle Projekte zwar einen ähnlichen Nutzen bringen, doch im Preis unterscheiden sie sich markant. Der Bau einer neuen Umfahrungsstrasse würde je nach Route zwischen 25 und 35 Millionen Franken kosten. Die Kosten für die ursprünglich geplante Umfahrung würden sich auf rund 32 Millionen Franken belaufen. Hingegen kostet der Umbau der Kreuzung «nur» geschätzt acht Millionen Franken. Darum hat sich der Stadtrat für letztere Variante entschieden.

Quartierbewohner wünschen sich immer noch eine Umfahrung

An der Medienkonferenz vom Freitag erklärte Projektleiter Christian Ferres von der Abteilung Mobilität der Stadt Luzern, dass die Topografie in Littau der hauptsächliche Kostentreiber sei. Denn zwischen dem Littauerboden und Littau Dorf gebe es eine grosse Höhendifferenz. Damit eine neue Strasse nicht zu steil werde, müsse sie darum eine gewisse Länge haben. Das wiederum treibe die Kosten in die Höhe und beanspruche zusätzliches Land.

«Damit schaffen wir eine Verbesserung, ohne die Situation an einer anderen Stelle zu verschlechtern.»

Adrian Borgula, Umwelt- und Mobilitätsdirektor Stadt Luzern

Pikant ist: Die Stadt hat in diesem Prozess auch die Quartierbevölkerung eingeladen, ihre Anliegen und Wünsche zu äussern. Dabei zeigte sich, dass sich das Quartier nach wie vor eine Umfahrung wünscht. Der Vorschlag des Stadtrats sei höchstens als kurzfristige Massnahme umzusetzen. Doch nur eine Umfahrung werde das Quartier endlich vom Verkehr entlasten.

Dabei setzt der Stadtrat bei der Quartierentwicklung schon seit einiger Zeit voll auf die Partizipation der Bevölkerung. Die Entwicklung der Basel- und Bernstrasse, die Zwischennutzung beim Inseli, die Aufwertung des Würzenbach-Quartiers – überall wurde die Bevölkerung stark in die Planung miteinbezogen. In Littau hingegen setzt sich der Stadtrat mit seiner nun angekündigten Lösung über die Wünsche des Quartiers hinweg.

Adrian Borgula rechtfertigt den Entscheid

An der Medienkonferenz begründete Stadtrat Adrian Borgula das Vorgehen: «Das Parlament hat vor zwei Jahren ganz klar gesagt, dass das ursprüngliche Projekt zu teuer war. Doch es gibt nach wie vor keine Variante für eine Umfahrung, die günstiger ist.» Die klare Haltung des Parlaments gelte es, bei der Planung zu respektieren.

Borgula wies zudem auf das parallel laufende Projekt der SBB, welche den Bahnhof Littau umbauen will, hin. Dabei würden die Trottoirs verbreitert und die Schliesszeiten der Barrieren stark verkürzt, was auch den Rückstau reduzieren werde. «So wird der Verkehr auf der Cheerstrasse sicherer und verträglicher. Damit schaffen wir eine Verbesserung, ohne die Situation an einer anderen Stelle zu verschlechtern.» Denn der Landverschleiss einer neuen Umfahrung sowie die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf die Umwelt würden für die Stadt wichtige Kriterien darstellen.

Zudem sagte Borgula, dass die Stadt nicht nur eine Verbesserung der Verkehrssituation auf der Cheerstrasse plane. Sondern das ganze Gebiet Littauerboden wolle sie in den kommenden Jahren mit neuen Fuss- und Velowegen, Quartierplätzen und Spielflächen aufwerten. «Wir machen viel für dieses Quartier», betonte Borgula darum, «nur nicht das, was sich die Anwohner beim Projekt Cheerstrasse konkret gewünscht haben.»

Als Nächstes wird das Stadtparlament über das Dossier beraten. Einen Kreditantrag gibt es jedoch noch nicht, denn die vertieften Planungen für eine neue Kreuzung werden erst im kommenden Jahr beginnen. Der Stadtrat rechnet damit, dass frühstens 2026 mit den Bauarbeiten begonnen werden kann.

Verwendete Quellen
  • Teilnahme an der Medienkonferenz
  • Bericht und Antrag zum Entwicklungskonzept Bahnhof Littau
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