Cheerstrasse: SBB schenken Littau endlich Entlastung
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Die SBB bauen den Bahnhof Littau um. Mit dem Projekt werden die Schliesszeiten der Barriere des dortigen Bahnübergangs deutlich verkürzt. Für den Luzerner Stadtteil Littau ist es ein unverhofftes Geschenk.
Luzern hat in den vergangenen Jahren viele umstrittene Verkehrsprojekte erlebt. Doch wohl keines hat sich im Verlauf der Projektierung zu einem solchen Debakel entwickelt wie die Entlastung der Cheerstrasse am Bahnhof Littau und der Aufwertung des umliegenden Quartiers.
Innerhalb von zehn Jahren wuchsen die Projektkosten von 14 auf über 30 Millionen Franken an (zentralplus berichtete). Nach zweimaliger Zustimmung der Luzerner Bevölkerung an der Urne versenkte das Parlament das mittlerweile völlig überladene Projekt im Juni 2021 (zentralplus berichtete). Die langen Wartezeiten beim Bahnübergang am Bahnhof Littau und der daraus entstehende Rückstau blieben ungelöst.
Barrierefreier Bahnhof bringt Entlastung
Doch für die Bewohner des Quartiers ist ein Hoffnungsschimmer zu erkennen. Dieser kommt in Form eines Projektordners der SBB, prall gefüllt mit dutzenden Dokumenten und Plänen. Es handelt sich um die Baugesuch-Unterlagen zum Umbau des Bahnhofs Littau.
«Das Quartier kann von kürzeren Wartezeiten und weniger Rückstau profitieren.»
Christian Ferres, Tiefbauamt Stadt Luzern
Die SBB bauen den Bahnhof Littau behindertengerecht um. Es ist einer von elf Bahnhöfen im Kanton Luzern, die heute noch nicht barrierefrei sind – obwohl dies gemäss Behinderten-Gleichstellungsgesetz bis Ende 2023 bei allen Bahnhöfen in der Schweiz der Fall sein sollte. Voraussichtlich wird der letzte Bahnhof im Kanton Luzern in Meggen erst bis Ende 2029 barrierefrei umgebaut (zentralplus berichtete).
Früher dran ist der Bahnhof Littau. Dieser Umbau soll bis 2026 fertiggestellt sein. Und die erfreuliche Nachricht für alle Bewohner des Littauerbodens: Mit dem Umbau des Bahnhofs werden sich die Schliesszeiten des Bahnübergangs massiv verkürzen. Heute ist die Barriere rund 18 Minuten pro Stunde geschlossen. Die SBB rechnen vor, dass die Wartezeiten mit dem Umbau halbiert werden.
Stadt freut sich über SBB-Geschenk
Zwei Massnahmen sind dafür entscheidend: Zum einen bauen die SBB die Signalisation um. So schliessen die Barrieren künftig später, wenn ein Zug einfährt, und öffnen früher, nachdem er den Bahnhof wieder verlassen hat.
«Es ist kein 1:1-Ersatz für das ursprüngliche Cheerstrasse-Projekt.»
Christian Ferres
Zum anderen bauen die SBB das Gleis 1 zurück, das heute als Abstellgleis dient. Dadurch gibt es mehr Platz, um die zwei verbleibenden Perrons in Richtung Luzern zu verschieben. Anders als heute halten die Züge dann nicht mehr auf dem Bahnübergang selbst. So können die Barrieren früher wieder geöffnet werden.
Christian Ferres vom Tiefbauamt der Stadt Luzern freut sich: «Das ist ein schönes Geschenk der SBB im Zusammenhang mit dem Umbau des Bahnhofs. Das Quartier kann von kürzeren Wartezeiten und weniger Rückstau profitieren.» Doch im nächsten Satz relativiert er: «Es ist kein 1:1-Ersatz für das ursprüngliche Cheerstrasse-Projekt.» Ursprünglich war zusätzlich zur neuen Umfahrungsstrasse auch eine neue Unterführung für den Fuss- und Veloverkehr vorgesehen. «Die Barriere wäre damit gänzlich verschwunden», erklärt Ferres gegenüber zentralplus.
Warum kommt die simple Lösung erst jetzt?
Mit dem Umbau des Bahnhofs gelingt aber zumindest eine Teillösung für das Verkehrsproblem auf der Cheerstrasse. Der Lösungsansatz klingt simpel. Das überrascht vor dem Hintergrund der von Pleiten, Pech und Pannen übersäten Geschichte des Cheerstrasse-Projekts. Hat die Stadt bei der Planung zu kompliziert gedacht?
Ferres verneint. Die Erweiterung der Cheerstrasse war in der Stadt schon seit Jahren ein Thema. Der Fokus habe immer auf einer Umfahrungsstrasse gelegen. Die SBB hingegen hätten erst später mit der Planung für den Umbau des Bahnhofs begonnen.
Dabei kam erschwerend hinzu, dass die Zukunft der Cheerstrasse aufgrund der sich ständig ändernden politischen Entwicklungen lange ungewiss war. So lagen erst im Sommer 2021 mit dem Entscheid des Parlaments, das Projekt zu beerdigen, stabile Rahmenbedingungen für das heutige Bahnprojekt vor. Und so wurde erst spät bekannt, dass im Rahmen des Umbaus auch die Schliesszeiten der Barriere reduziert werden können. Die Federführung für dieses Projekt liege aber klar bei der SBB und nicht bei der Stadt, betont Ferres.
Littau erhält einen neuen Bushof
Für die Stadt Luzern ist das Projekt Cheerstrasse damit aber noch nicht beendet. Sie unternimmt derzeit einen neuen Anlauf, um die Verkehrsbelastung im Quartier zu reduzieren. So erarbeitet die Stadt ein Entwicklungskonzept, um eine mittel- bis langfristige Lösung der Verkehrsprobleme im Umfeld des Bahnhofs Littau und mögliche Verbesserungen der Aufenthaltsqualität aufzuzeigen. Das Parlament hatte dem Stadtrat als Reaktion auf das gescheiterte, ursprüngliche Projekt den entsprechenden Auftrag gegeben.
Details zu diesem Konzept kann Ferres noch keine verraten. Klar ist aber bereits jetzt, dass die Stadt am Bahnhof Littau einen neuen Bushof mit vier Buskanten bauen will. Dem Bahnhof Littau kommt in den ÖV-Plänen des Kantons eine wichtige Rolle als Umsteigeknoten zu. Insbesondere wegen der geplanten Buslinie zwischen Kriens, Littau und Seetalplatz über das Renggloch.
Mit dem neuen Bushof will die Stadt die Umsteigesituation am Bahnhof Littau verbessern. So soll eine Buskante gleich an den Zugperron angrenzen und gemeinsam überdacht werden, damit Pendlerinnen schnell und trockenen Fusses umsteigen können.
Die Unterlagen der SBB zum Umbau des Bahnhofs liegen noch bis am 21. Februar öffentlich zur Einsicht auf. Läuft alles nach Plan, beginnen die Bauarbeiten Anfang 2024 und dauern rund zwei Jahre. Das Projekt kostet die SBB rund 26 Millionen Franken.
- Schriftlicher Austausch mit Christian Ferres
- Unterlagen zum Baugesuch
- Schriftlicher Austausch mit Martin Meier, Mediensprecher SBB
- Informationen der SBB zum Bahnhof-Umbau