Schweizer Pionier?

Abgeschaut in Australien: VVL plant Busstrassen in Luzern

So wie die Busse auf der Victoria Bridge in Brisbane (Australien) fahren, plant es der VVL auch für Luzern. (Bild: Adobe Stock)

Der Verkehrsverbund Luzern (VVL) plant Grosses für die Stadt Luzern. Damit die Busse schneller durch den verstopften Verkehr kommen, soll Luzern Busstrassen kriegen.

Wer kennt es nicht: Man nimmt den richtigen Bus zur richtigen Zeit, doch auf dem Weg zum Bahnhof stockt es. Vielleicht weil es regnet und die Strassen verstopft sind, vielleicht erwischt der Bus eine rote Welle, oder es herrscht Feierabendverkehr. Das Ergebnis ist stets das gleiche: Anschluss verpasst – warten auf den nächsten Zug.

Das Problem nimmt zu, denn die mittlere Geschwindigkeit von Luzerns Bussen nimmt ab. Das schreibt der Verkehrsverbund Luzern (VVL) in seiner Studie «Beschleunigung Bussystem». Darin schlägt er eine Reihe von Massnahmen vor, damit die Busse wieder schneller durch den verstopften Verkehr kommen. Eine Idee ist besonders spektakulär.

Busstrassen: Wird Luzern zum Pionier?

Die Rede ist von Busstrassen. Sie verlaufen eigenständig und sind vom übrigen Verkehr möglichst unabhängig. Wenn möglich, sind sie auch baulich getrennt. Das unterscheidet sie von den Busspuren, die es zum Beispiel auf der Pilatusstrasse gibt.

Es gibt zwei Arten von Busstrassen. Erstens gibt es Verbindungsstrassen, die dem Bus vorbehalten sind. Die Mettenwylstrasse im Luzerner Wesemlinquartier ist so eine. Zweitens gibt es Busstrassen, die seitlich zur «normalen» Strasse verlaufen. Solche gebe es nach Wissen des VVL in der Schweiz aktuell noch nicht, sagt Luzia Frei, Sprecherin des VVL, auf Nachfrage. «Insofern wäre Luzern in der Schweiz wohl ein Pionier.»

Mit der Mettenwylstrasse als Nebenstrasse hat Luzern bereits eine Busstrasse. (Bild: Google Street View)

Denn der VVL hat bereits konkrete Vorstellungen von einer baulich getrennten Busstrasse. Und zwar einmal durch die ganze Luzerner Innenstadt, vom Löwenplatz über den Bahnhof bis zum Pilatusplatz.

Die lange Busstrasse in der Innenstadt Luzern

Gemäss der Studie könnte die Löwenstrasse zwischen Hofkirche und Stadtbibliothek zur Busstrasse werden. Sie würde auch einen Streifen für Velos erhalten. Der Autoverkehr wäre dann beidseitig auf die Alpenstrasse verbannt. Durch Querverbindungen könnten Autos die Löwenstrasse nur noch überqueren. Ab dem Luzernerhof würde die Busstrasse dann auf der Seeseite verlaufen.

Der Individualverkehr (MIV) und die Busse werden getrennt geführt. (Bild: zvg)

«Grundsätzlich ist es so, dass die eine Fahrseite nur von Bussen und die andere beidseitig von Autos befahren würde», erklärt Luzia Frei. Auch auf der Seebrücke: Dort wären die zwei seeseitigen Spuren für Busse und die zwei Spuren in Richtung Kapellbrücke für Autos vorgesehen. Als Beispiel dient dem VVL die Victoria Bridge in der australischen Stadt Brisbane, die nach dem gleichen Prinzip aufgeteilt ist.

Die seeseitige Lage der Busstrasse ermögliche, dass die Busse am Bahnhof besser angeschlossen seien, erklärt Luzia Frei. Auch in der Pilatusstrasse soll die Busstrasse in Richtung Hirschmattquartier liegen. Für eine bessere Klimabilanz liessen sich die Fahrflächen zudem mit überfahrbaren Rasengittersteinen begrünen.

In der Ideenskizze der VVL sind noch weitere potenzielle Busstrassen eingezeichnet. (Bild: zvg)

Andere Strecken, bei denen der VVL mit Busstrassen liebäugelt, sind die Arsenalstrasse zwischen dem Strassenverkehrsamt und Eichhof, die Friedentalstrasse vom Kreisel bis zur Zürichstrasse oder auch Abschnitte auf der Dreilindenstrasse und der Seetalstrasse. Auch in der Stadt Sursee soll es dereinst Busstrassen geben.

Mit den Busstrassen lasse sich der Busverkehr «markant beschleunigen, die Leistungsfähigkeit erhöhen und die Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit stark verbessern», schreibt der VVL.

Stadt und Kanton zuständig für Bau

Bisher befinden sich die Pläne aber nur in der Studie «Beschleunigung Bussystem». Damit die Ideen auch zur Realität werden, muss die öffentliche Hand aktiv werden. «Grundsätzlich kann der Anstoss sowohl von Seiten des Kantons als auch von Seiten der Stadt kommen», sagt Luzia Frei. Den Bericht habe der VVL ausgearbeitet, damit geplante Projekte und Programme die Ideen integrieren könnten.

Doch dass der Bau von Busstrassen sehr aufwendig und teuer ist, weiss auch der VVL. Er hat daher im Bericht eine Reihe weiterer Massnahmen vorgeschlagen, damit die Busse nicht mehr im Verkehr stecken bleiben. Sie sind deutlich günstiger und leichter umzusetzen.

Dazu gehören neue Lichtsignalanlagen, die Bussen Vortritt geben. Neue Haltestellen, nach denen sich der Bus nicht zeitaufwendig in den Verkehr einfädeln muss. Und Pförtneranlagen an Zufahrtsachsen, die Autos künftig dosieren könnten. Der «ohnehin entstehende» Stau werde dorthin verlagert, wo er den Bussen nicht in die Quere komme, so der VVL.

Verwendete Quellen
  • Studie «Beschleunigung Bussystem» des VVL
  • Schriftlicher Austausch mit Luzia Frei, Sprecherin VVL
  • zentralplus-Medienarchiv
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