Rassismus oder dummer Scherz?

FCL-Stürmer Teddy Okou: «Ich fühle mich gedemütigt»

FCL-Stürmer Teddy Okou beim Cup-Auswärtsspiel gegen den FC Thun. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Der FC Luzern wirft den FC Thun aus dem Schweizer Cup. Doch die Freude über den Sieg wird von einem möglichen Rassismusvorfall überschattet.

Die Revanche gelingt dem FCL, als er am Samstagabend gegen den FC Thun nach 120 Minuten als Sieger vom Platz geht. Anders als noch im Januar, als der unterklassige FC Thun nach dem gewonnenen Penaltyschiessen den Einzug in den Halbfinal feierte, während die Luzerner geknickt vom Platz trotteten.

Dass es am Samstagabend gar nicht erst zum Penaltyschiessen kommt, ist auch dem 2:1-Führungstreffer durch FCL-Flügelstürmer Teddy Okou zu verdanken. Der Franzose mit Wurzeln in der Elfenbeinküste spielt seit diesem Sommer im Team Mario Fricks.

Aus Teddy wird Teddybär

In der Super League bislang torlos, gelingt Okou nach dem Tor gegen den FC Winkeln bereits der zweite Cuptreffer. Es ist eine Einzelleistung, die sich sehen lässt.

«Das ist ein ‹No-Go›», findet ein Leserreporter, der beim Cupspiel zwischen dem FC Thun und dem FC Luzern im Stadion war. (Bild: Leserreporter)

Dies gilt auch für die Leistung der Techniker im FC Thun, die Teddy Okous Namen auf der Stadionleinwand aber gleich dreimal falsch einblenden: Vor dem Spiel, als die Mannschaftsaufstellungen bekannt gegeben werden, bei der Einwechslung Okous in der 68. Minute und bei seinem Tor steht auf der Leinwand anstelle seines Namens: Teddybär Okou.

FC Luzern hat kein Verständnis für Vorfall

Während die Hälfte der Instagram-Follower von FCL-Ersatzgoalie Vaso Vasic meinen, das sei lustig, findet der FCL klare Worte. Mediensprecher Markus Krienbühl äussert sich gegenüber zentralplus wie folgt: «Der FC Luzern hat kein Verständnis für diesen Vorfall – ob bewusst oder unbewusst passiert.»

«Keine Sorge, sie kennen meinen Namen.»

FCL-Stürmer Teddy Okou

Teddy Okou habe auf dem Platz die einzig richtige Antwort gegeben und mit seinem Tor entscheidend mitgeholfen, Thun zu besiegen. Auch Trainer Mario Frick bezieht nach dem Spiel Position zum Vorfall. «Das ist sehr despektierlich», zitiert ihn die «Luzerner Zeitung».

Teddy Okou äussert sich

Nachgefragt hat zentralplus auch beim betroffenen FCL-Spieler Teddy Okou. Dieser teilte auf Social Media gegen die Verantwortlichen des FC Thun aus. «Respekt für die Spieler Thuns, aber null Respekt für deren Verein», schreibt er auf Instagram. Und auf die Umfrage von Vaso Vasic reagiert er mit einer eigenen Story. «Es war ein Scheisswitz. Doch keine Sorge, sie kennen meinen Namen», schreibt er zu einem Video, das ihn als Torschützen gegen den FC Thun zeigt – in einem Spiel der vergangenen Saison, als er noch für Stade Lausanne-Ouchy auflief.

Gegenüber zentralplus sagt Okou: «Ich fühle mich gedemütigt und fand es überhaupt nicht lustig.»

Rassismus oder dummer Scherz?

Unklar bleibt, wer das banale Wortspiel zu verantworten hat – und ob Rassismus das Motiv für die Aktion war. Ein Insider der Kommunikationsbranche meint, es könnte sich um einen Fehler durch ein Autokorrekturprogramm gehandelt haben. Hingegen entspricht es der gängigen Praxis Schweizer Fussballkommentatoren, halbwitzige Wortspiele aus ihnen nicht bekannten Spielernamen in die Welt zu setzen. Ob sich ein FC-Thun-Funktionär von den Herren am Mikrofon hat inspirieren lassen?

Offenbar nicht, erklärt der FC Thun nach dem Spiel via Mediensprecherin Damaris Oesch: «Gemäss unseren Technikern wurde der Name aus einem anderen System eingespeist. Die Einträge wurden danach zu wenig gut geprüft.» Es sei keine Absicht gewesen, fährt Oesch fort. «Das geht so natürlich nicht in Ordnung, wir entschuldigen uns für diesen Fehler», sagt sie gemäss einem Artikel in der «LZ».

Für eine Stellungnahme am Sonntagnachmittag war der FC Thun für zentralplus nicht zu erreichen.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Teddy Okou, Stürmer des FC Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Markus Krienbühl, Mediensprecher des FC Luzern
  • Artikel vom 16. September in der «Luzerner Zeitung»
  • Artikel vom 17. September in der «Luzerner Zeitung»
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