Werkhof greift zu Sprühdosen

Sprayen statt putzen: Zug kämpft mit Kunst gegen Graffiti

Ein städtischer Werkhofmitarbeiter versucht sich unter Anleitung von Artgrid am Sprayen. (Bild: zvg)

Die Wände der Stadt Zug zieren immer wieder Schriftzüge oder hingesprühtes Gekrakel. Der Zuger Werkdienst hat genug von der ewigen Putzerei – und greift darum selbst zu Sprühdose und Pinsel.

Zuger Wände zieren nicht nur Fresken und Fenster, sondern auch mal mehr, mal weniger künstlerische Sprayereien. Notorisch sind beispielsweise regionale Sportclubs wie der EVZ oder der FCL, politische Statements, oder die Schriftzüge sind grad ganz unleserlich.

Dies zum Leidwesen des Zuger Werkhofs. Immer wieder muss er ausrücken und mühselig Graffiti entfernen. Denn die Sprayereien lassen sich oft nicht einfach mit Schwamm und Seife abwaschen. Für die meist lackhaltige Farbe benötigt es spezielle Lösungsmittel, zum Teil leidet die Fassade unter der Reinigung. Kurzum: Die Putzaktion ist mühsam und teuer.

Verschönern statt verschmieren

Die Stadt Zug hat sich deshalb etwas Neues ausfallen lassen, um gegen Tags oder Graffiti vorzugehen: Der Werkdienst greift selbst zur Spühdose und übermalt die Kritzeleien. Wie das aussehen kann, präsentiert sie am Beispiel der Bushaltestelle Landis & Gyr/Bahnhof auf Social Media:

Die Hintergründe zur Aktion erklärt der städtische Leiter Tiefbau Jascha Hager. Vandalismus lasse sich nicht leicht bekämpfen. Exemplarisch dafür stünde in der Stadt Zug das Wandbild in der «Katastrophenbucht» von Maria Bettina Cogliatti: «Die dicke Farbschicht zeugt von unzähligen, aufwendigen Restaurierungen, aktuell weist das Bild wieder zahlreiche Kritzeleien auf.»

Die Kritzeleien sollen so schnell wie möglich weg, aber der Aufwand und die Kosten dafür möglichst gering bleiben. Für die Verantwortlichen des Werkhofs und Jascha Hager war deshalb klar: Neue Ansätze müssen her. So ist die Idee gekommen, bei Künstlern ein Wandbild in Auftrag zu geben, dessen Motiv immer weiterentwickelt wird. Wird das Kunstwerk bekritzelt, können städtische Mitarbeiter das Wandbild kurzerhand über- und weitermalen.

Damit will die Stadt Zug der sogenannten Broken-Windows-Theorie zuvorkommen. Denn wo bereits Tags und Kritzeleien sind, gibt es rasch mehr davon.

Baarer Künstler lehrten Werkhof das Sprayen

Für ihre Idee hat die Abteilung Tiefbau beim Baarer Künstlerkollektiv Artgrid angeklopft. Dieses macht nebst Auftragskunst auch Workshops oder Ausstellungen. Sie haben das Wandbild gestaltet und die Werkhofmitarbeiter im Umgang mit den Schablonen und Farbdosen geschult. Mit den Schablonen können die Angestellten rasch und einfach eine Kritzelei mit einem Muster übersprayen. Dass der Werkhof selbst Hand ansetzt, hat vor allem praktische Gründe: «Die Mitarbeiter des Werkhofs sind täglich unterwegs und können sofort reagieren.» Zudem sei es für sie ebenso ein Pilotprojekt, auf das sie sich freuen würden.

Ganz alles machen sie jedoch nicht. An einer anderen Stelle, bei den verschlossenen Bögen des Stadtviadukts, setzt die Stadt zwar ebenso auf das künstlerische Übermalen. Das dortige Wandbild von Artgrid ist aber wesentlich filigraner, weshalb die Künstlerinnen selbst zur Kanne greifen, sollten die Bilder verunstaltet werden.

Ob nebst der Unterführung und dem Stadtviadukt noch weitere Wände künftig bemalt statt geschrubbt werden, ist aktuell noch nicht bestimmt. Vorerst werden Tags an anderen Stellen in Zug noch weggeputzt. Ebenfalls unklar ist, wie teuer die Aktion ist. Die entsprechende Rechnung liegt noch nicht vor. Hager führt jedoch an: «Klar ist, dass es höchstens unwesentlich teurer ist als eine konventionelle Behandlung mit flächigem Malen mit Graffitischutz oder ähnlichen Massnahmen.» Gut möglich also, dass die Werkhofmitarbeiter künftig öfter zur Spraydose greifen.

Verwendete Quellen
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Peter Graf
    Peter Graf, 06.04.2024, 20:24 Uhr

    Eben, meistens ist es leider Vandalismus statt Street Art. Besonders das pubertäre Tagging. Sollen sie lieber gleich einfach mit Pinkeln "ihr" Revier markieren…
    Cooler Ansatz.

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