Von Seiten der SP kündigt sich Widerstand an

Kanton Luzern bringt Ukraine-Flüchtlinge im Bunker unter

Dass Flüchtlinge in der Stadt Luzern wieder in unterirdische Zivilschutzanlagen untergebracht werden, stört SP-Grossstadtrat Mario Stübi. (Bild: Emmanuel Ammon /zvg)

Der Kanton Luzern muss Platz schaffen für 2’400 Flüchtlinge aus der Ukraine. Ein Teil wird nun in der Zivilschutzanlage Utenberg untergebracht – einem Bunker unter Tage. Das sorgt für Kritik.

Der rasche Zustrom von ukrainischen Schutzsuchenden stellt Bund und Kantone vor grosse Herausforderungen. Der Kanton Luzern rechnet damit, bis Ende Jahr 15’000 Flüchtlinge unterbringen zu müssen (zentralplus berichtete).

Aktuell geht der Bund von rund 50’000 geflüchteten Menschen aus der Ukraine aus, die in der Schweiz derzeit Schutz suchen. Gemäss Verteilschlüssel, der sich nach der Anzahl Einwohner eines Kantons bemisst, übernimmt der Kanton Luzern davon 4,8 Prozent – sprich 2’400 Personen bis Ende Mai/Mitte Juni.

«Wir müssen dafür komplett neue Strukturen aufbauen», sagt Silvia Bolliger zu zentralplus. Gemäss der Leiterin Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen sind die bestehenden Unterkünfte bereits mit Asylsuchenden belegt.

«Ich gehe davon aus, dass der Stadtrat dies ebenfalls missbilligt und etwas unternimmt.»

Mario Stübi, SP-Grossstadtrat

«300 neue Plätze konnten wir bereits schaffen», so Bolliger. «Derzeit gelingt es uns gerade jeden Tag, so viele Plätze zu schaffen wie Menschen ankommen.» Der Kanton hat deshalb entschieden, Flüchtlinge kurzzeitig in der Zivilschutzanlage (ZSA) Utenberg unterzubringen, wie er am Dienstag mitteilt. Die Anlage bietet Platz für 100 Personen.

Am Samstag wurde bereits die Zivilschutzanlage Rönnimoos mit 140 Plätzen eröffnet (zentralplus berichtete). Bisher wurden 10 Personen dort untergebracht.

SP zu Flüchtlingen in unterirdischer Zivilschutzanlage: «Unwürdig»

Die Anlage im Utenberg wurde bereits während der Flüchtlingskrise 2015/2016 vom Kanton genutzt – ein sehr umstrittener Entscheid. Dass Menschen auf der Flucht in unterirdischen Zivilschutzanlagen leben müssen, hat in der Stadt Luzern bereits damals für massive Kritik gesorgt. Der Grosse Stadtrat überwies ein Postulat der SP, das forderte, Asylsuchende nicht in Bunkern unterzubringen (zentralplus berichtete)

«Ich habe gehofft, dass wir nie mehr in die Situation geraten, unterirdische Unterkünfte für die Unterbringung von Geflüchteten nutzen zu müssen.»

Guido Graf, Vorsteher Sozialdepartement

Dass nun genau dies wieder getan wird, ärgert Grossstadtrat Mario Stübi, der den Vorstoss damals eingereicht hat. «Fakt ist, dass das Stadtparlament nicht will, dass Flüchtlinge in fensterlosen Unterkünften untergebracht werden. Ich finde das unwürdig in der Schweiz, wo wir genügend oberirdische Unterkünfte hätten», sagt er auf Anfrage von zentralplus. «Ich gehe davon aus, dass der Stadtrat dies ebenfalls missbilligt und etwas unternimmt.»

Stübi erinnert daran, dass die Solidarität in der Bevölkerung sehr gross sei. Erst letzte Woche stellte die Wohnbaugenossenschaft Luzern Flüchtlingen aus der Ukraine 80 Wohnungen mitten in der Stadt Luzern zur Verfügung (zentralplus berichtete).

«Der Stadtrat soll sich dafür einsetzen, nach solchen Lösungen zu suchen», fordert Stübi. Sozialdirektor Martin Merki war am Dienstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen, lässt aber ausrichten, im Laufe der Woche zum Thema zu informieren.

Die grosse Frage lautet: Was ist die Alternative?

Seitens des Kanton Luzern räumt der zuständige Regierungsrat Guido Graf ein, dass es sich um eine Notlösung handelt. «Ich habe gehofft, dass wir nie mehr in die Situation geraten, unterirdische Unterkünfte für die Unterbringung von Geflüchteten nutzen zu müssen. Ich kann und will es aber nicht verantworten, dass im Kanton Luzern Schutzbedürftige ohne Dach über dem Kopf sein müssen», wird der Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartementes in der Mitteilung zitiert.

Graf geht angesichts der aktuellen Lage davon aus, dass noch weitere Zivilschutzanlagen in Betrieb genommen werden für die kurzzeitige Notunterbringung von Flüchtlingen. Die zuständigen kantonalen Stellen würden weiterhin mit Hochdruck daran arbeiten, zusätzliche Unterbringungskapazitäten zu schaffen. 

Verwendete Quellen

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10 Kommentare
  • Profilfoto von M. Moser
    M. Moser, 24.03.2022, 09:06 Uhr

    Also als Sammelpunkt und Durchlaufstelle ist ein Zivilschutzbunker nicht per se schlecht. Längerfristige Aufenthalte dort sind jedoch nicht unbedingt das was es braucht. Eine Alternative wären für kurze Zeit die Armeeunterkünfte im Fuchsbühl. Dort ein Flüchtlingslager einzurichten wäre auf kurze Zeit möglich.

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    Margozata, 23.03.2022, 13:41 Uhr

    Da wird gerade scharf gegen eine vernünftige Aussage und gegen eine Partei geschossen. Solche Aussagen verbessern die Unterkunftsfrage für die Flüchtlinge keinen Millimeter. Hetze ist das letzte, was wir jetzt brauchen. Konstruktive Ideen sind eben nicht so einfach auf den Tisch zu bringen. Mario Stübi ist gegen Bunker, weil diese Menschen schreckliche Erlebnisse in Bunkern hatten. Unsere Soldaten logischerweise nicht!

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    • Profilfoto von Cory Gunz
      Cory Gunz, 23.03.2022, 13:58 Uhr

      Stimmt, die SP gerät unter die Räder (scharf geschossen wird leider woanders). Aber eben auch deswegen, weil sie die Entscheidungen anderer kritisiert, selber aber auch keine anderen Lösungen anzubieten hat. Damit tut sie eben gerade auch, was Sie völlig zu recht ankreiden. Und um es vorweg zu nehmen: Nein, ich habe auch keine Lösung, sehe zu Truppenunterkünften, Schullagergebäuden und Zivilschutzunterkünften derzeit aber leider auch kaum eine Alternative, die kurzfristig 1000ende aufnehmen könnten.

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      Rashid Dostum, 23.03.2022, 15:47 Uhr

      Haben Sie eine Ahnung! Wer einmal mit Chili-Johnny im Bunker malträtiert wurde, ist für das Leben traumatisiert und schwer gezeichnet.

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    Wupi, 22.03.2022, 23:04 Uhr

    Das ist eine Schande. Für mich unerklärlich, weshalb das Provisorium St. Anna an der Stadtgrenze keine Bewilligung erhielt, das Gebäude für die Flüchtlinge zu nutzen. Paragraphen und weidende Kühe sind wichtiger als Menschen in Not!

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    • Profilfoto von Michel von der Schwand
      Michel von der Schwand, 23.03.2022, 09:39 Uhr

      Der Reichtum der St. Anna-Schwestern soll eben geschützt werden. Bedenkt man, dass es sich bei dieser Gemeinschaft um Grossgrundbesitzer handelt, gäbe es etliche Möglichkeiten, wo man Flüchtlinge unterbringen könnte. Das Provisorium liegt übrigens auf dem Gemeindegebiet von Ebikon und auch dieses Grundstück ist vermutlich der SP-Klientel zu Nahe an deren bevorzugtem Wohngebiet.

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  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 22.03.2022, 21:17 Uhr

    Die SP will doch nur ihre Wählerinnen und Wähler, welche der Cüpli-Solidarität frönen, schützen. Diese sitzt nämlich gemütlich in den gehobenen Wohnquartieren wie dem Wesemilin. Da gibt man sich gerne Solidarisch, Weltoffen und fährt den Zweitonnen-Elektro-SUV. Wehe aber, wenn man in unmittelbarer Nähe zur Schule Asylanten unterbringen will! Da geht denen der Arsch auf Grundeis. Ich erinnere mich an das Theater gewisser Wesemlin-Helikopter-Eltern als es darum ging ein paar eritreische Flüchtlinge im Utenberg—Bunker unterzubringen. Die reinste Entlarvung des linken Asylanten-Fetischismus, der gar keiner ist. Holdrio!

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  • Profilfoto von Gruesse vom Einhorn Schlachthaus
    Gruesse vom Einhorn Schlachthaus, 22.03.2022, 19:32 Uhr

    Stübi hat ohnehin keinen Dienst geleistet. Geschweige denn jemals einen Bunker von innen gesehen. Wenn, dann als leicht angegammelte Fotografie im Geschichtsunterricht Lektion «der kalte Krieg und seine Kulturkämpfe» am Alpenquai.

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    • Profilfoto von Daniel Bühler
      Daniel Bühler, 22.03.2022, 20:20 Uhr

      Woher wissen Sie das?

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  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 22.03.2022, 17:06 Uhr

    Soso unwürdig!
    Die Schweizer Armee muss im Dienst in unwürdigen Bunker Schlafen,manch mal im Biwak ohne Duschen WC Ganze Wochen Hausen.Sich im nächsten Bach oder Deich waschen,ist das Unwürdig,wenn Zivilisten im Dienst
    So Hausen Müssen,und im Krieg ????
    Die hier Reklamieren haben noch keinen richtigen Wehrdienst absolviert (Weicheier)

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