Gewaltbereitschaft steigt

2000 Fälle mehr – Straftaten in Zug nehmen markant zu

In Zug gab es 2023 mehr Gewalttaten. (Bild: Symbolbild/Fotolia)

Die Zuger Polizei verzeichnete 2023 eine Zunahme von Straftaten gegen Leib und Leben. Gerade Jugendliche fallen mit höherer Gewaltbereitschaft auf. Die Zuger Polizei will daher die Präventionsarbeit ausbauen.

Es ist ein markanter Anstieg: Die Zuger Polizei verzeichnete 2023 insgesamt rund 8000 Straftaten, das sind etwa 2000 Straftaten oder ein Drittel mehr als im Vorjahr. Das ist der höchste Wert in zehn Jahren.

Besonders ins Auge sticht dabei die Zunahme der Straftaten gegen Leib und Leben. Wie die Zuger Polizei am Dienstag mitteilte, gab es 2023 insgesamt 450 Gewaltdelikte in diesem Bereich. Das ist eine Zunahme von 25 Prozent. Am stärksten zugenommen haben Raufhandel und Angriffe – darunter versteht man etwa Schlägereien.

Mehr Cyberbetrüger und Einsätze zum Personenschutz

Neben den Straftaten gegen Leib und Leben haben in Zug besonders die Cyberdelikte zugenommen. Wie die Zuger Polizei schreibt, stieg die Anzahl Fälle gegenüber dem Vorjahr um 74 Prozent an. Gesamthaft wurden 781 Straftaten in diesem Bereich registriert. Das sind 333 Straftaten mehr als im Vorjahr. Mit 541 Fällen waren mehr als die Hälfte Cyberbetrugsfälle. Der Hauptgrund dafür liegt im Phänomen «Missbrauchen von Online-Zahlungssystemen/Wertkarten oder einer fremden Identität, um einen Betrug zu begehen», wie es in der Mitteilung heisst. Überwiegend handelt es sich um den «Päckli-Betrug». Die Täterschaft missbraucht dabei die Identität des Geschädigten und bestellt in dessen Namen und auf dessen Rechnung online Waren.

Ebenfalls angestiegen ist die Zahl der Einbrüche, diese um 61 Prozent von 268 auf 432 Fälle. Es ist der höchste Wert seit 2016. Die Einbruchdiebstähle erfolgten am meisten in Mehrfamilienhäusern.

Was die Zuger Polizei 2023 ebenfalls stark beschäftigt hat, sind Spezialeinsätze, etwa zum Personenschutz. Gegenüber dem Vorjahr hatte die Polizei gut 2000 mehr Einsatzstunden dieser Art. Wie Polizeikommandant Thomas Armbruster ausführt, hänge dies damit zusammen, dass es mehr Staatsbesuche von internationalen Regierungsoberhäuptern sowie Anlässe und Kongresse gebe, bei denen die Polizei zum Einsatz kommt.

Abgenommen hat hingegen die Zahl der Verkehrsunfälle. 2023 gab es auf den Zuger Strassen 649 Unfälle. Das sind 93 weniger als im Vorjahr. Insgesamt gab es zwei Tote. Das ist gleich viel wie in den letzten vier Jahren und entspricht einem eher abnehmenden Trend.

«Wir stellen fest, dass es soziale Spannungen gibt, die zu einer höheren Gewaltbereitschaft führen. Allerdings sehen wir auch, dass in der Bevölkerung die Sensibilisierung gegenüber Gewalt und damit die Anzeigebereitschaft zugenommen hat», erklärt Thomas Armbruster, Kommandant der Zuger Polizei.

«Es herrscht grosses Unwissen»

Wie in vielen anderen Kantonen sei dabei besonders unter Jugendlichen eine höhere Gewaltbereitschaft feststellbar. Der Blick in die Statistik zeigt im Bereich der Jugendkriminalität bei den Straftaten gegen Leib und Leben eine leichte Zunahme (ein Fall), seit 2021 bewegen sich die Zahlen aber auf einem ähnlichen Niveau. Stärker zugenommen haben bei den Jugendlichen die Straftaten gegen Vermögen – Diebstähle etwa – oder gegen die Freiheit, etwa Nötigung.

Die Zuger Polizei setzt im Hinblick dieser Entwicklungen auf Prävention. Wie Armbruster ausführt, habe die Polizei einen Pilotversuch gestartet, um in den Schulen auf das Thema Raufhandel zu sensibilisieren, aber auch, um die Rechte und Pflichten bei einer Polizeikontrolle zu vermitteln. Es brauche mehr Aufklärung. «Das ist ganz wichtig. Wir stellen fest, dass diesbezüglich ein grosses Unwissen herrscht», so der Polizeikommandant.

Trotz der Zunahme der Straftaten sei die Sicherheit im Kanton gewährleistet, heisst es in der Mitteilung. Wie Armbruster ausführt, seien aber auch bei der Zuger Polizei die Ressourcen knapp. Ähnlich wie in Luzern würde auch im Nachbarkanton der Kampf gegen die organisierte Kriminalität viel Personal binden (zentralplus berichtete).

Polizei will mehr in die Dörfer

In Zug will die Polizei im Bereich der Prävention weiter ausbauen. «Wir möchten vor allem in den Dörfern und Gemeinden noch stärker präsent sein», so Armbruster. Dies nicht nur wegen zunehmender Gewaltbereitschaft, sondern auch wegen der Cyberkriminalität und Betrügereien.

Die Zuger Polizei will etwa bei älteren Bevölkerungsschichten mehr Aufklärung leisten, wie man sich gegen Telefon- oder Internetbetrüger schützen kann. Armbruster: «Ermittlungen sind wichtig, wir müssen aber besonders in der Prävention gut sein.»

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung Zuger Polizei
  • Telefonat mit Polizeikommandant Thomas Armbruster
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Roli Greter
    Roli Greter, 02.04.2024, 16:30 Uhr

    Fragwürdige Kuscheljustiz+ ungesunde Willkommenskultur = höhere Anzahl an Straftaten. Nicht wirklich überraschend.

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