Verwirrung um Luzerner Regierungsratskandidat

Wer hinter den falschen Websites von Jürgen Peter steckt

Halter der Fake-Websites von Jürgen Peter ist der KGL-Präsident Peter With. (Bild: KGL)

Wer online über Domains wie «juergenpeter.ch» nach dem wilden Regierungsratskandidaten sucht, wird stattdessen zur Konkurrenz weitergeleitet. Der Halter der Domains ist in Luzern kein Unbekannter.

So manch eine Luzernerin, die sich über die Regierungsratswahlen informieren wollte, wird nicht schlecht gestaunt haben. Wer im Netz den wilden Kandidaten Jürgen Peter sucht, landet zwar auf Websites wie «juergenpeter.ch». Aber nur um umgehend auf die Online-Auftritte seiner Konkurrenten weitergeleitet zu werden (zentralplus berichtete).

Dahinter steckt kein Unbekannter: gemäss der offiziellen Registrierungsstelle von Schweizer Internet-Domains ist der Besitzer Peter With. Der SVP-Politiker war jahrelang aktiver Einwohnerrat von Littau und amtete danach als Grossstadtrat und Parteipräsident der Stadtluzerner SVP. Mit der Wahl zum Präsidenten des KMU- und Gewerbeverbands des Kantons Luzern (KGL) hat er 2018 sowohl das Parteipräsidium als auch das Amt als Grossstadtrat an den Nagel gehängt.

Jux von Peter Withs Sohn

Wieso also greift der KGL-Präsident jetzt zu diesem offensiveren Guerilla-Marketing? Und wieso ausgerechnet beim wilden Kandidaten Jürgen Peter, der für die KGL-unterstützten Regierungsratskandidaten keine grosse Konkurrenz darstellen dürfte (zentralplus berichtete)?

Gemäss Peter With steckt weder eine persönliche Fehde, noch ein ausgeklügelter Marketing-Coup dahinter. Sondern ein aus der Kontrolle geratener Spass. Gekauft habe die Domains nicht er, sondern sein 19-jähriger Sohn. Dieser hat ebenfalls Zugang zu seinem Webhosting-Account und ist Interimspräsident der Jungen SVP Stadt Luzern.

«Ich bin selbst erschrocken, dass diese Aktion so gross geworden ist.»

Sohn von Peter With

Dieser beteuert jedoch, dass kein böses Blut dahinter steckt. «Als ich in den Medien erfahren habe, dass Jürgen Peter keine Domain mit eigenen Namen hat, habe ich diese aus Jux gekauft.» Gekostet habe ihn die Aktion rund 20 Franken.

Anschliessend habe er die Websites auf die der anderen Kandidaten weitergeleitet. Wie er beteuert, leiten diese nur zufällig auf die KGL-empfohlenen Kandidaten weiter – diese seien ihm lediglich am meisten geläufig. Mit Ausnahme von Reto Wyss: «Ich dachte, er hat als langjähriger Regierungsrat sowieso die besten Wahlchancen.»

Websites werden Jürgen Peter geschenkt

Da die Aktion nur als Jux gedacht war, habe er die davon profitierenden Regierungsratskandidaten nicht darüber informiert. «Ich bin selbst erschrocken, dass diese Aktion so gross geworden ist», gibt der lernende Metallbauer zu. Der betroffene Kandidat Jürgen Peter (Parteilos) war über die falschen Websites alles andere als erfreut. Gegenüber «Pilatus Today» hat er angekündigt, eventuell rechtliche Schritte einzuleiten, sollten die Weiterleitungen für einen seiner Konkurrenten ein Problem darstellen.

Darauf angesprochen betont Withs Sohn zwar, dass er nichts Verbotenes getan hätte. Trotzdem möchte er Jürgen Peter die Hand reichen: «Als Entschuldigung möchte ich Jürgen Peter die Domains gratis zur Verfügung stellen.» Gegenüber der «Luzerner Zeitung» zeigt sich Jürgen Peter erleichtert über diese Gewissheit. Dies sei eine taugliche Art der Wiedergutmachung, weshalb er auch auf strafrechtliche Schritte verzichte.

Gewerbeverband mischt politisch fleissig mit

Auch wenn der KGL oder dessen Präsident nicht hinter dieser Aktion steckt, so mischt der Verband in der Luzerner Politik doch fleissig mit. Gerade während der Corona-Pandemie war Peter With als Präsident des 13'500 Mitglieder-starken Gewerbeverbands oft mit der Regierung in Kontakt und ist gemäss eigenen Angaben «eng in deren Entscheide eingebunden» gewesen (zentralplus berichtete).

Auch findet sich With beispielsweise in Komitees bürgerlicher Initiativen, wie der Määs-Initiative. Zudem betreibt der KGL Wahlkampf: Vor den Wahlen können sich Kandidierende beim Verband um Unterstützung bewerben. Erfüllen sie dessen Bedingungen, rührt der KGL für sie kräftig die Werbetrommel. Er erwartet im Gegenzug dafür Gewerbe-freundliches Abstimmungsverhalten, das er auch mittels Monitoring überprüft.

Peter Withs Sohn hat seinen Vater gehörig ins Schwitzen gebracht. Persönlich trabten die beiden am Mittwoch auf verschiedenen Redaktionen an, um sich zu erklären. Wie sagte Wilhelm Busch einst so schön: «Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr.»

Verwendete Quellen
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