Initiative kommt wohl vors Volk

Luzerner Professorin kritisiert Juso-Erbschaftssteuer

Erbschaften über 50 Millionen Franken mit 50 Prozent besteuern: So lautet der Plan der Juso. (Bild: Adobe Stock)

Die Juso will, dass die Erben von «Superreichen» für die Klimaschäden zahlen. Ihre Initiative scheint vors Volk zu kommen, doch eine Expertin übt Kritik.

Für ihre «Initiative für eine Zukunft» hat die Juso Schweiz nach eigenen Angaben über 130'000 Unterschriften gesammelt. Damit dürfte das Anliegen der Stimmbevölkerung vorgelegt werden. Die Jungpartei der SP will die Initiative Anfang Februar 2024 einreichen.

Die Initiative verlangt, dass Erbschaften über 50 Millionen Franken mit 50 Prozent besteuert werden. Mit dem Geld will die Partei den ökologischen Umbau der Schweizer Wirtschaft vorantreiben. Nach Berechnungen der Juso würde die neue Erbschaftssteuer jährlich rund 6 Milliarden Franken einbringen. Geld, mit dem sich der öffentliche Verkehr und energetische Gebäudesanierungen finanzieren lassen.

Rechtsexpertin zeigt sich kritisch

Doch die Idee gibt zu reden – auch unter Rechtsexperten. Andrea Opel, Professorin für Steuerrecht an der Universität Luzern, zeigte sich gegenüber dem «Tagesanzeiger» äusserst kritisch. Das Volksbegehren kollidiere mit verschiedenen Bestimmungen der Bundesverfassung, so die Professorin.

Gemäss Bundesverfassung müssen alle Personen nach denselben gesetzlichen Regeln besteuert werden. Die Initiative aber wolle die Kosten zur Bewältigung der Klimakrise einem ausgewählten Kreis von Personen auferlegen, zitiert die Zeitung die Rechtsexpertin. Ausserdem würden die Erben und Beschenkten die Steuerlast tragen und nicht die «Superreichen».

Juso verteidigt Erbschaftssteuer

Andrea Opel warnt im «Tagesanzeiger» vor dem Verlust von Steuersubstrat und Arbeitsplätzen: «Die Zukunftssteuer läuft Gefahr, das Gegenteil des Intendierten zu erreichen.» Juso-Präsident Siegrist entgegnet, die Schweiz sei nicht nur wegen tiefer Steuern attraktiv. Zudem verlange die Initiative von Bund und Kantonen, Massnahmen gegen Steuerflucht zu erlassen.

Derzeit stehen SP, Grüne, Gewerkschaften und ökologische Gruppierungen hinter der «Initiative für eine Zukunft». SVP und FDP warnen, wie Andrea Opel, vor Verlust von Steuergeldern durch Abwanderung. GLP und Mitte positionieren sich noch nicht eindeutig. Der Ständerat Peter Hegglin (Mitte) sagte aber bereits zum «Tagesanzeiger», er lehne die Initiative ab. Steuern auf Erbschaften stünden allein den Kantonen zu, so der Zuger.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 27.12.2023, 15:29 Uhr

    Aufruf: Wenn mir jemand 50 Mio vererben will, gebe ich freiwillig die Hälfte dem Steueramt ab und spende min.
    24 Mio an wohltätige Organisationen. Versprochen!

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 27.12.2023, 13:54 Uhr

    «Gemäss Bundesverfassung müssen alle Personen nach denselben gesetzlichen Regeln besteuert werden. » Selten so gelacht. Die Verfassung wird von den 26 Steuerämtern auf Geheiss ihrer Chefs willentlich und wissentlich gebrochen, jeden Tag. Den reichen ausländischen Steuerflüchtlingen räumt man in der Schweiz Pauschalbesteuerung, Zollfreilager und weitere verfassungswidrige Privilegien ein. Den reichen einheimischen Steuervermeidern erlaubt man Deals mit Stiftungen, Holdings und speziellen Regeln für «KMU» in Konzerngrösse. Aber den kleinen Bünzli, ob inländisch oder ausländisch, schröpft man für jeden einzelnen Franken, und wehe, da gibt es noch 1000 Franken zu viel bei einem Sozialhilfebezüger oder IV-Fall. Als Abrundung fehlte nur noch die 40 Jahre alte Leier von Arbeitsplatzverlusten. Danke Frau Professor, fertig ist das neoliberale Grännikonzert.

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    Marie-Françoise Arouet, 27.12.2023, 11:33 Uhr

    Meint denn Juso-Präsident Siegrist, die Schweiz sei wegen des Vorhandenseins der Juso attraktiv?

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    • Profilfoto von Hans Peter Roth
      Hans Peter Roth, 27.12.2023, 14:17 Uhr

      Für mich sind Parteien, welche die Klassenfrage stellen, selbstverständlich attraktiv. ✊

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