Gemeinsames Anliegen von SP, Mitte und Grünen

Parteien wollen Luzerner Medien retten – mit Ausbildung

«Diese Entwicklung ist nicht gut», sagt Rahel Estermann (Grüne/Junge Grüne) dazu, dass es in der Schweiz praktisch nur noch Medien-Grosskonzerne gibt. (Bild: zvg)

Die Zeichen zur Medienvielfalt in der Zentralschweiz stehen auf Sturm. Mitte-links hat nun im Luzerner Kantonsrat gemeinsam drei Vorstösse eingereicht, um zu retten, was zu retten ist. Das Mittel: eine indirekte Förderung über Ausbildung. Fragt sich nur, wo diese Journalisten dereinst arbeiten sollen.

Der Hammer kam vor einer Woche: Mit Radio Sunshine und Central wird auch das letzte grössere unabhängige Radio der Zentralschweiz von CH Media übernommen (zentralplus berichtete). Damit kommen diese ebenso wie Radio Pilatus, Tele 1, Luzerner Zeitung und zahlreiche andere aus ein und demselben Haus mit Hauptsitz in Aarau. Verbunden mit Übernahmen sind in aller Regel Sparmassnahmen und Personalabbau.

«Der Kanton Luzern muss aktiv werden, um seinen Medienplatz für die Zukunft zu stärken», argumentiert nun eine Gruppe Kantonsratsmitglieder. Diese besteht aus Vertretern von Grünen/Junge Grünen, Mitte und SP. Die Kantonsratsmitglieder haben drei Vorstösse eingereicht, welche den gebeutelten Medien helfen sollen.

Die Vorstösse wollen, dass der Kanton mittelfristig mit indirekter Medienförderung helfen soll. Nach dem Scheitern des Medienpakets in der nationalen Abstimmung vom Februar 2022, verlangt die Mitte einen Planungsbericht. Dieser soll aufzeigen, wo genau die Probleme liegen und wie diese gelöst werden können.

Hauptaugenmerk der Vorstösse liegt auf Ausbildung

Das Hauptaugenmerk der Vorstösse liegt bei der Ausbildung der Journalisten. So wollen Grüne/Junge Grüne und SP das Medienausbildungszentrum MAZ stärken und allgemein die Ausbildung verbessern. Das bedeutet also, dass die Parteien nicht Geld in die Medien oder in den Erhalt der Arbeitsplätze, sondern in die Ausbildung lenken wollen.

Allerdings: Wenn es keine Arbeitsplätze gibt, nützt einem jungen Journalisten auch sein gutes Wissens-Werkzeug nichts. Kommt dazu, dass CH Media zukünftig vermehrt auf interne Ausbildungen setzt. Dieses Dilemmas ist sich auch Rahel Estermann, Co-Fraktionschefin Grüne/Junge Grüne bewusst. Die Medienförderung sei im Kantonsrat schon lange ein Thema. «Die Parteien haben eine unterschiedliche Meinung, wie direkt die Medienförderung unterstützen soll», sagt sie gegenüber zentralplus.

Bei der Ausbildung seien sich die Parteien aber einig. «Es ist der grosse gemeinsame Nenner der Parteien, dass es eine indirekte Förderung der Medien braucht», sagt sie. Die Vorstösse wollen eine Stärkung des Medienausbildungszentrums MAZ. «Wir wollen eine noch bessere Qualität im Journalismus erreichen.» Da sich theoretisch jede und jeder Journalist nennen kann, sei eine Ausbildung in diesem Beruf besonders wertvoll.

Mitte will mit Planungsbericht Werkzeug zur Rettung erhalten

zentralplus gehört zu den letzten unabhängigen Kämpfern im Mediendschungel. Als Einzelkämpfer sind die Finanzen ein grosses Thema (zentralplus berichtete). Bis dato erhielt zentralplus von der öffentlichen Hand weder finanzielle Zuwendungen noch andere Vergünstigungen. Daniel Piazza, Vize-Fraktionspräsident der Mitte, fordert nun mit seiner Motion einen Planungsbericht.

Dieser soll unter anderem aufzeigen, ob zur Unterstützung der Medien eine vom Kanton Luzern finanzierte oder mitfinanzierte Medienstiftung gegründet werden kann. «Die Vielfalt und eine hohe Qualität der regionalen Berichterstattung in Luzern und letztlich in der ganzen Zentralschweiz liegt uns am Herzen – beides wollen wir stärken», sagt Piazza.

Der Kanton Luzern habe da noch ein grosses Entwicklungspotenzial. Denn: «Bis zum heutigen Tag unternimmt der Kanton Luzern nichts, um die Unabhängigkeit und Vielfalt der Medieninformation in der Region zu unterstützen», steht in der Motion.

Grosskonzern CH-Media breitet sich aus

Die Zeit von einer grossen Vielfalt in der Zentralschweiz ist bei den Zeitungen schon lange vorbei. LNN und Vaterland sind schon Jahrzehnte Geschichte (zentralplus berichtete). Mediale Grosskonzerne haben ihren Hunger auch heute noch nicht gestillt und breiten sich in der Schweiz aus. Wie ein Lavastrom saugen diese dann auch kleinere Häuser ein, die mangels Finanzkraft ihre Eigenständigkeit verlieren.

Diese Entwicklung bereitet auch Estermann Sorgen. «Diese Entwicklung ist nicht gut. Es schadet der gesamten Region, wenn es nur einen Grossakteur gibt, der über seine verschiedenen Kanäle die gleichen Informationen bringt.»

Dass es in Luzern bei der schreibenden Zunft neben zentralplus kaum unabhängige Verlage mehr gibt, zeige laut Estermann, dass nun die Zeit des Handelns da sei. «Das Stichwort lautet ‹Verantwortung›. Die Medien sind privat finanziert. Wenn dieses Modell nicht mehr funktioniert, muss die öffentliche Hand etwas tun. Die Gesellschaft muss überlegen, wie die vierte Gewalt für die Demokratie erhalten werden kann.»

Wie gefährdet die Medienvielfalt ist, zeigte sich schon bei der Gründung von zentralplus vor bald 10 Jahren. Heute ist zentralplus das letzte unabhängige Medium in der Region. Damit das möglich bleibt, brauchen wir auch deine Unterstützung!

Verwendete Quellen
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