Kanton Zug stellt Projekt ein

Flüchtlinge in Gastfamilien: Interesse flaut in Luzern und Zug ab

In Zug wohnen derzeit 300 Personen mit Schutzstatus S in einer privaten Unterkunft. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Luzerner und Zugerinnen haben weniger Lust, Flüchtlinge bei sich zu Hause aufzunehmen. Deswegen beendet der Kanton Zug nun die Zusammenarbeit mit der Caritas Luzern.

545 Tage ist es her, seit Wladimir Putins Truppen in die Ukraine einmarschierten. Der Krieg tobt noch immer. In der Nacht zum Dienstag attackierte Moskau die ukrainische Stadt Saporischschja aus der Luft.

Hunderte Ukrainerinnen flüchteten nach Luzern und Zug. Und viele von ihnen fanden Unterkunft bei einer Gastfamilie. Wie die «NZZ» berichtete, gebe es nun aber weniger Interessierte, die Flüchtlinge bei sich zu Hause aufnehmen wollen würden. Im Kanton Aargau, wo die Gastfamilien durch die Caritas betreut wurden, wird das Projekt jetzt bald eingestampft. Vor einem Jahr betreute die Caritas im Auftrag des Kantons noch 355 Gastfamilien, jetzt sind es nur noch 21 Familien.

In Luzern sind noch 288 Flüchtlinge in Gastfamilien, in Zug 300

Auch im Kanton Luzern sinken die Zahlen. Vergangenes Jahr seien um diese Zeit 777 Flüchtlinge bei Gastfamilien untergebracht gewesen, inzwischen seien es noch 280. Das teilt die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen auf Anfrage mit. Die private Unterbringung von Geflüchteten sei herausfordernd für alle Beteiligten, lässt eine Sprecherin verlauten: «Es ist verständlich, dass irgendwann die Aufnahmebereitschaft zurückgeht, vor allem auch deshalb, weil der Kanton mittlerweile über genügend Plätze zur Unterbringung verfügt.»

«Über die Dauer wurden mehr bestehende Gastfamilienverhältnisse aufgelöst, als neue geschaffen werden konnten.»

Reto Stalder, Mediensprecher Caritas Luzern

Dabei war in den vergangenen Monaten immer wieder zu lesen, dass der Platz knapp wird – vor allem, weil bis Ende Jahr zwei Unterkünfte mit insgesamt 360 Plätzen für ukrainische Flüchtlinge wegfallen (zentralplus berichtete). Zudem rechnet der Kanton bis Ende Jahr mit rund 960 weiteren Zuweisungen von Asyl- und Schutzsuchenden und bereitet deswegen Notunterkünfte für den Herbst vor (zentralplus berichtete).

Im Kanton Zug wohnen derzeit über 300 Personen mit Schutzstatus S in einer privaten Unterkunft beziehungsweise bei Gastfamilien. Sie werden im Auftrag des Kantons von der Caritas Luzern begleitet (zentralplus berichtete). Vor einem Jahr waren es laut Reto Stalder, Mediensprecher bei der Caritas Luzern, noch 497 Personen.

Kanton Zug beendet Zusammenarbeit mit Caritas Luzern

«Über die Dauer wurden mehr bestehende Gastfamilienverhältnisse aufgelöst, als neue geschaffen werden konnten», sagt Stalder dazu. Er führt das auf die mediale Präsenz zurück. Im März 2022 waren der Krieg und die damit verbundene Flüchtlingswelle in sämtlichen Medien präsent. Zugleich berichteten die Zeitungen über die Unterbringung in Gastfamilien. «Diese Art der breiten Berichterstattung hat seither abgenommen – und damit auch die Zahl an Gastfamilien, die sich neu für dieses Engagement interessieren.»

Deswegen wird das Gastfamilienprojekt auch im Kanton Zug eingestellt. Die Caritas Luzern und der Kanton Zug haben entschieden, die Zusammenarbeit per Ende Oktober zu beenden. Die geflüchteten Personen können bei ihren Gastfamilien bleiben, nur läuft das Begleiten bei Fragen zum Zusammenleben direkt über den Kanton.

Das Sozialamt des Kantons Zug zieht trotz dem abnehmenden Interesse eine gute Bilanz. «Gastfamilien bieten viele Chancen. Zukünftig gehen wir davon aus, dass im Rahmen der Gesamtunterbringung die Gastfamilien einen sehr kleinen, jedoch wertvollen Beitrag leisten werden», so ein Sprecher. Die Caritas habe hierbei professionelle Aufbauarbeit geleistet.

In anderen Kantonen wird das Projekt weitergeführt

In anderen Kantonen flaut das Interesse weniger ab. So berichtete die «NZZ», dass in Waadt und Schaffhausen weiterhin neue Gastfamilien vermittelt werden würden. Deswegen hätten einige Kantone entschieden, Flüchtlinge aus anderen Ländern ebenfalls in Gastfamilien unterzubringen. Beispielsweise habe der Kanton Genf ein entsprechendes Projekt gestartet.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen des Kantons Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit Reto Stalder, Mediensprecher Caritas Luzern
  • Schriftlicher Austausch mit dem Sozialamt des Kantons Zug
  • Artikel in der «NZZ»
  • Artikel bei «SRF»
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