Stadt präsentiert Resultate der Testplanung

Durchgangsbahnhof schafft Raum für zwei neue Bahnhofsplätze in Luzern

So könnte der neue Bahnhofplatz bei der Zentralstrasse aussehen. Dazu wäre ein Rückbau der Gleise 1 und 2 nötig. (Visualisierung: Team Güller Güller, Atelier Brunecky, Zürich)

Der Durchgangsbahnhof ist eine grosse städtebauliche Chance für Luzern. Was im Jahr 2040 im Stadtzentrum möglich sein könnte, zeigen die Entwürfe von drei Planerteams: beispielsweise zwei neue Bahnhofsplätze oder eine Velo- und Fussgängerbrücke über die Gleise.

Manche schwärmen bereits von einem Central Park in Luzern, andere von einem Busbahnhof über den Gleisen. Die Dimensionen dieser Ideen verdeutlichen: Das Jahrhundertprojekt Durchgangsbahnhof schafft in der Zentralschweiz nicht nur zusätzliche und schnellere Zugverbindungen, sondern könnte auch dem Areal zwischen Langensandbrücke, Inseli und Bahnhofstrasse ein neues Gesicht geben.

Wie das Gebiet aussehen könnte, führen nun die Ergebnisse einer sogenannten Testplanung vor Augen. Drei Teams von Experten haben sich im Auftrag der Stadt Luzern mit Fragestellungen zur Stadtentwicklung beschäftigt. Am Montag sind ihre «Visionen» für den Bahnhof ab 2040 präsentiert worden.

Zwei neue Bahnhofsplätze

Weil mit dem Durchgangsbahnhof die Zahl der Pendler und Reisenden steigen wird, müssen die Umsteigemöglichkeiten, die Zugänge zum Bahnhof und die Bahnhofsumgebung neu geplant werden. Zudem werden mit dem unterirdischen Durchgangsbahnhof oberirdisch Gleisflächen frei: eine einmalige Chance, mitten in Luzern die Stadt neu zu denken.

Mehr Platz, mehr Grün, weniger Busse: So könnte der heutige Bahnhofplatz dereinst daherkommen. (Visualisierung: Team Güller Güller, Atelier Brunecky, Zürich)

Und das taten die drei Planerteams: Sie hatten die Aufgabe, das Potenzial im Raum Bahnhof zu analysieren und Vorschläge zu erarbeiten. Zwei zusätzliche Bahnhofplätze, ein optimiertes Bussystem, bessere Fuss- und Veloverbindungen sowie ein attraktiver Bahnhofplatz Nord – all das könnte im Stadtzentrum laut den Vorschlägen möglich sein.

«Wir sind uns bewusst, dass einige Empfehlungen vielleicht als unrealistisch oder originell betrachtet werden.»

Manuela Jost, Stadträtin

Die Stadt hat dabei kein Siegerprojekt erkoren. Stattdessen hat ein Begleitgremium basierend auf den Entwürfen der drei Teams Empfehlungen und sieben Grundsätze für die weitere Planung festgelegt:

  • Den Durchgangsbahnhof in ein leistungsfähiges Bahn- und Bus-System einbinden: Der Durchgangsbahnhof kann seine Wirkung für die Region voll entfalten, wenn er optimal in das Fernverkehrsnetz und in ein ausgebautes regionales Bahn- und Bussystem eingebunden ist.
  • Den Raum rund um den Bahnhof als multimodale Drehscheibe organisieren: Die Flächen rund um den Bahnhof sollen optimal und effizient genutzt werden. Dem Bus-, Velo- und Fussverkehr soll der notwendige Raum für ein attraktives Fortbewegen und Umsteigen ein- geräumt werden. Ziel ist aber auch, dass der Bahnhof, die Kultur- und Tourismusnutzungen für den Autoverkehr jederzeit erreichbar bleiben.
  • Zwei zusätzliche Bahnhofsplätze realisieren: Im Osten und Westen des Bahnhofs – Richtung Zentralstrasse und Rösslimatt – sollen zwei neue Bahnhofsplätze entstehen. Sie ermöglichen es, den heutigen Bahnhofplatz zu entlasten und das Bussystem weiterzuentwickeln. Um die zusätzlichen Personenfrequenzen bewältigen zu können, soll die Personenunterführung Süd ausgebaut werden.
  • Den Bahnhofplatz auch als Aufenthaltsort gestalten: Der Bahnhofplatz soll in seiner Rolle als Visitenkarte gestärkt werden. Der Auto- und der Busverkehr über den Bahnhofplatz soll reduziert werden, damit Flächen für attraktive Aufenthaltsräume frei werden. Busse beispielsweise würden dann nicht mehr auf dem ganzen Bahnhofplatz halten, sondern nur auf dem westlichen Teil. Bei der Fläche zum KKL hin könnte so ein Stadtplatz entstehen.
  • Das Tribschenquartier zu einem attraktiven Stadtteil entwickeln: Die Bürgenstrasse soll zur zentralen Erschliessungsachse für das ganze linke Seeufer vom und zum Bahnhofsplatz Ost werden und die Weiterentwicklung des Tribschenquartiers ermöglichen.
  • Die Verbindungen zwischen den Quartieren verbessern: Mit einer zusätzlichen Fussgänger- und Veloverbindung soll die trennende Wirkung der Gleisflächen reduziert und das Tribschen- und das Hirschmattquartier miteinander vernetzt werden.
  • Bereits heute mit der Umsetzung starten: Vorgezogene Massnahmen wie zum Beispiel ein angepasstes Bussystem sollen dafür sorgen, dass der Bahnhof auch während der rund zehnjährigen Bauzeit des Durchgangsbahnhofs als Mobilitätsdrehscheibe funktioniert.
Hier kannst du dich informieren und deine Meinung kundtun

Die Stadt Luzern informiert diesen Montagabend an einer digitalen Veranstaltung über die Ergebnisse der Testplanung. Sie findet von 17.30 Uhr bis 19 Uhr auf der Plattform Zoom statt (Zugang über diesen Link). Das Video gibt es ab Dienstag zum Nachschauen unter www.dbl.stadtluzern.ch. Ab dem 22. Februar gibt es auf dieser Seite auch die Möglichkeit, seine Meinung digital abzugeben.

Voraussichtlich ab März findet zudem eine Ausstellung zum Durchgangsbahnhof und zu den Ergebnissen der Testplanung im Bahnhof Luzern statt (Ausstellungsfläche vor dem Coop im Untergeschoss).

Ob das alles dereinst realisiert wird, ist noch offen. «Wir sind uns völlig bewusst, dass einige Empfehlungen noch mit Fragezeichen verbunden sind oder vielleicht sogar als unrealistisch oder originell betrachtet werden», sagte die Luzerner Stadträtin Manuela Jost (GLP) am Montag. Im aktuellen Stadium solle man aber auch Unmögliches denken dürfen.

Die Grundsätze sind die Grundlage der weiteren Planung. Sie stimmen laut einer Mitteilung der Stadt Luzern aber nicht überall mit der Haltung der einzelnen Partner überein und nehmen auch die politischen Prozesse nicht vorweg. «Auch der Stadtrat wird seine Haltung erst definieren, wenn die Rückmeldungen aus der öffentlichen Diskussionsphase vorliegen.» 

Im – fachlichen und nicht politischen – Begleitgremium waren neben der Stadt Luzern das Bundesamt für Verkehr (BAV), die SBB, die Kantone Luzern, Obwalden und Nidwalden, der Verkehrsverbund Luzern und die Zentralbahn.

So geht es weiter

Von Februar bis April 2021 werden die Resultate der Testplanung diskutiert. Dazu finden öffentliche Veranstaltungen und Workshops statt (siehe Box). Alle haben zudem die Möglichkeit, sich digital zu äussern. Die Resultate werden in einem Mitwirkungsbericht zusammengefasst und fliessen zusammen mit der Haltung des Stadtrats in ein Entwicklungskonzept ein, das das weitere Vorgehen zeigt. Es wird im Frühling 2022 dem Grossen Stadtrat vorgelegt.

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6 Kommentare
  • Profilfoto von H. Muster
    H. Muster, 01.02.2021, 12:45 Uhr

    Auf dem zweiten Bild (von oben) fehlt der Triumphbogen. Wo ist der hin?

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    • Profilfoto von Jacqueline Lipp
      Jacqueline Lipp, 01.02.2021, 18:47 Uhr

      Der ist nicht etwa verschwunden, sondern in dieser Visualisierung umplatziert worden. Denn das Portal des alten Bahnhofs muss im Zuge der Bauarbeiten des Durchgangsbahnhofs verschoben werden. Deshalb wurde in der Testplanung die Idee aufgeworfen, für den Triumphbogen langfristig ein neues Plätzchen zu suchen. Ob das tatsächlich weiterverfolgt wird, ist aber noch offen.

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  • Profilfoto von Laurin Villiger
    Laurin Villiger, 01.02.2021, 10:35 Uhr

    Die Visualisierungen zeigen hauptsächlich Siegelflächen. Da ist nichts von «Central Park» zu spüren. Bin gespannt auf die weiteren Visualisierungen und Pläne, aber ein grüner Park wäre doch viel schöner als zubetonierte Bahnhofsplätze mit ein paar wenigen Bauminseln.

    Übrigens ist es etwas falsch zu sagen, dass «Flächen frei werden». In Wirklichkeit kostet das Projekt viel neue Fläche. Die Abstellgeleise werden nämlich nur aus der Stadt ausgelagert, zum Beispiel nach Buchrain wo die SBB ein Projekt vorstellte. Wenn man bedenkt wie viel Grünfläche da verloren geht, wäre es mehr als angebracht ein Teil des verlorenen Grüns in die Stadt zu bringen.

    Was es definitiv nicht braucht sind die gesichtslosen Büro-Bunker, die die SBB in der Rösslimatt bauen will. Aber das ist halt lukrativer als eine schöne, lebhafte und naturnahe Stadt.

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    Anita Kuhn, 01.02.2021, 09:58 Uhr

    Im Bahnhof Luzern gibt es KEIN Gleis 1!!??

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    • Profilfoto von Jacqueline Lipp
      Jacqueline Lipp, 01.02.2021, 18:43 Uhr

      Es stimmt, dass in Luzern keine Züge ab Gleis 1 fahren, weil es dort gar keinen Bahnsteig hat. Aber es gibt «hinter» dem Gleis 2 noch ein weiteres Gleis – die Nummer 1.

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  • Profilfoto von Müller
    Müller, 01.02.2021, 09:28 Uhr

    hört mal auf zu träumen, als Frau Leuthard da noch Verkehrsministerien war u fragte ob es ein Plan B gäbe musste die Sagen nein haben wir nicht, Emmenbrücke wäre ideal gewesen, ihr könnt unter der Reuss durch bis Fluhmühle unten weiter bis Rotkreuz IC Schnellzügen S, Bahnen Fahren weiter oben drüber ,

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