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Die attraktivste Tour auf den höchsten Zuger

Über die Leiter auf den Wildspitz und vorbei an 20 Gämsen

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • 717 m
  • 717 m
  • 12 km
  • Dauer●●●●●●
  • Technik●●●●●●
Über die Leiter führt ein attraktiver und nicht zu schwieriger Weg auf den Wildspitz, den höchsten Zuger Berg. (Bild: hch)

Unsere vierte Tour auf den Wildspitz war zugleich die attraktivste. Am ersten richtigen Herbsttag des Jahres ging es via Alpli und die berüchtigte Leiter auf den höchsten Zuger Berg. Es war eine Wanderung voller Höhepunkte, mit etwas Technik, schönen Wurzelpfaden, tierischen Überraschungen und einem versteckten Wasserfall.

Schon länger stand die Route über die Leiter auf unserer Liste. Gemeint ist damit ein Abschnitt zwischen dem Unter Alpli und dem Alplihorn, der mit Leitern, Stufen, Ketten sowie Seilen gesichert ist – und der nicht mit dem Leiterweg ab Morgarten, der sogenannten Leiterenflue, verwechselt werden soll. Je nachdem, wen man fragt, schwankt die technische Beurteilung dieses etwa kilometerlangen Wegstückes zwischen einfach und schwer machbar.

Zwar wird von einer Begehung bei Nässe abgeraten. Da sich die Übergangszeit aber ideal für Ausflüge auf den nicht allzu hohen Wildspitz eignet und die Wetterprognosen aufklarendes Wetter verhiessen, sprach wenig gegen einen Versuch. Der Start erfolgte beim Buschechappeli. Ab hier gilt an Sonntagen ein Fahrverbot.

Die halbstündige Strecke zum Parkplatz Langmösli lässt sich kurzweilig durch den Wald abkürzen, wo der Wanderweg beim Chlistollen nach rund fünf Minuten von der Fahrstrasse abzweigt. Nach weiteren zehn Minuten wechselt man beim Grossmattstollen von der Kiesstrasse auf Naturpfade, eine kurze steile Passage runter und man steht schon fast bei besagtem Parkplatz.

Holzstufen, immer wieder Holzstufen

Den rot-weissen Pfad in Richtung Alpli Wildspitz sparen wir uns für den Rückweg auf. Da wir uns eine Rundtour vorgenommen haben, möchten wir ein zweifaches Begehen desselben Wegstücks möglichst vermeiden. So bleiben wir auf der nicht ausgeschilderten Waldstrasse, die in ihrer Art so typisch für den Zugerberg ist. Da es nun entgegen den Wettervorhersagen zunehmend regnerisch wird, ist der gekieste Untergrund ein guter Entscheid.

Kurz nach der Alplibachbrücke zweigt der Weg rechts von der Strasse ab. Hier wird der Weg auf den Wildspitz über die Leiter erstmals angezeigt, auf der Karte ist diese Route nicht weiter erklärt. Erst geht es aber auf einem schönen Naturpfad quer durch den Wald, nach Querung einer Fahrstrasse wird es dann zumehmend steiler. Auf vielen Holzstufen geht es im Zickzack den Hang hoch, bis 250 Höhenmeter später ein Metallpodest den Beginn der Leiter markiert.

Und dann geht es auf die Leiter

Genau genommen gilt es erst eine Stahltreppe mit 39 Stufen zu nehmen. Hinter der Felsnase führen dann weitere 33 Stufen fast vertikal über die gut verankerte und stabile Leiter nach oben. Was für geübte und halbwegs schwindelfreie Wanderer selbst bei Nässe gut möglich sein müsste, dürfte mitlaufende Hunde vor ein Problem stellen. Hundehaltern bleibt wohl nur der klassische Aufstieg über das Ober Alpli, der beim Alplihorn mit dem Leiterweg zusammenkommt.

Doch noch stehen wir 100 Höhenmeter tiefer. Für uns heisst es daher Hände aus dem wärmenden Sack und ans Eisen, denn nun geht es über Nagelfluhbrocken. Seile und Ketten sorgen auf dem etwas rutschigen Untergrund für die erforderliche Sicherheit. Beim Alplihorn erwartet uns ein schöner Ausblick auf das Tal. «Ägeri hell» hätte man früher gesagt. Nach dem Horn sind die technisch etwas anspruchsvolleren Passagen überstanden, der Weg bis zum Gipfel führt durch den Wald über viel Wurzelwerk und zahlreiche Holzstufen.

Auf dem Gipfel lacht die Sonne

Just als wir kurz unter dem Gipfel aus dem Wald kommen, stösst die Sonne auch über dem Wildspitz durch die Wolken. Die Rundumsicht auf Ägeri-, Lauerzer- und Zugersee lässt sich so am höchsten Punkt des Kantons Zug doppelt geniessen, auch die Rigi gleich vis-à-vis ist nun ganz sichtbar. Das Bergrestaurant empfängt an diesem Herbsttag noch Gäste, ebenso wie die anderen Bergbeizen auf unserem Weg.

Wir machen uns auf zum Gnipen. Den mittelhohen der drei zum Rossberg gehörenden Gipfel haben wir ganz für uns alleine, der Blick in die Tiefe über das steile Bergsturzgebiet von 1806 ist wie immer etwas beklemmend. Ob hier aus diesem Grund keine Sitzbänke oder Feuerstellen zum Aufenthalt einladen? Wir steigen ab und nehmen fünf Minuten darauf bei Ober Bleichi bereits den nächsten Abzweiger zum Alpli. In engen Kehren verlieren wir schnell an Höhe, es ist immer wieder erfreulich zu sehen, wie viel Aufwand in den Unterhalt der Wanderwege rund um den Wildspitz investiert wird.

Herde von 20 Gämsen

In der Ferne wird eine Herde von 20 Tieren sichtbar. Handelt es sich um Hirsche, oder doch nur um Kühe? Nein, dazu fehlt das Glockengebimmel. Beim Näherkommen zeigt sich: Gämsen in einer Anzahl, die wir so noch nie gesehen haben.

Insgesamt leben im Kanton Zug 60 bis 70 Tiere, wie das Amt für Wald und Wild vor zwei Jahren schätzte. Eine von vier Teilpopulationen lebt in diesem Gebiet. Die Herde wechselt saisonal zwischen Süd- und Nordhang und damit zwischen den Kantonen Zug und Schwyz hin und her. Bis auf etwa 150 Meter können wir uns der Herde nähern, bevor die älteren Tiere mit zischendem Pfeifen vor uns warnen. Wir bleiben in sicherer Distanz und ziehen nach einigen Minuten weiter. Der Freude über diese seltene Begegnung tut auch der einsetzende Nieselregen keinen Abbruch.

Versteckter Wasserfall

Kurz nach Ober Alpli führt der Weg zurück in den Wald. Ein paar Meter abseits des Weges entdecken wir hinter den Bäumen den Alplibach-Wasserfall. Der Zugang führt aber über ein steiles Tobel, das nur schwer zu begehen ist. In vielen Kehren geht es stattdessen stetig talwärts, bis wir kurz vor dem Alpli einige Wespen aufschrecken. Mit einem Stich in die Hand nehmen wir neben der Erinnerung an die Gämsen auch eine unliebsame tierische Erinnerung nach Hause.

Die halbe Stunde Wegzeit zum Langmösli führt über schöne, aber nasse und schlammige Waldwege. Steinplatten und Stufen sorgen jedoch dafür, dass die Farbe der Wanderschuhe auch am Ende der Wanderung noch erkennbar sein sollte. Auf der Heumoosegg bieten sich noch einmal schöne herbstliche Ausblicke, bevor wir das letzte Stück auf dem Hartbelag über den Pfaffenboden in Angriff nehmen.

Unser Ziel, keinen Weg doppelt zu gehen, haben wir bis auf ein kurzes Teilstück vor dem Langmösli erreicht – jenes eines abwechslungsreichen Erlebnisses sowieso. So hatte das etwas garstige Herbstwetter doch sein Gutes, bei mehr Wanderern wäre die Begegnung mit den Gämsen wohl ausgeblieben.

Route

Distanz: 12 km
Wanderzeit: 4:15 Stunden
Höhendifferenz: 717 Meter auf- und abwärts
Min./max. Höhe: 1019/1579 m ü. Meer
Route: Buschenchappeli 1020 – Chlistollen 1064 – Grossmattstollen 1100 – Langmösli 1073 – Alplibachbrücke/ Unteralpli 1084 – Alplihorn 1372 – Wildspitz 1580 – Gnipen 1567 – Ober Beichi 1527 – Ober Rossberg 1308 – Ober Alpli 1280 – Alpli 1156 – Heumoosegg 1118 – Pfaffenboden – Buschenchappeli.
Anfahrt: Mit dem PW via Walchwil/Walchwilerberg. ÖV ab Bahnhof Zug mit Buslinie 11 bis Schönegg und danach mit der Zugerberg Bahn (plus 1 Stunde Gehzeit je Weg).

Verwendete Quellen
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Wo lässt es sich in der Zentralschweiz am schönsten wandern? Was gibt es auf welchen Wanderwege und Wanderrouten zu sehen? Wo lässt sich unterwegs gut Rast machen? Von längeren Spaziergängen, Wanderungen bis hin zu schwierigen Bergtouren – für Anfänger bis Wander-Experten – im Wander-Blog berichten natur- und wanderfreudige Blogger aus der...
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Charly Keiser
    Charly Keiser, 25.10.2023, 14:51 Uhr

    Lieber Christian

    Für Hunde ist die Leiter natürlich nicht machbar. Aber wir sind mit diversen Hunden dort hochgegangen. Man muss sie vor der Leiter beziehungsweise den Stahlstufen auf der linken Seite hochgehen lassen. Es gibt für sie etwa 5 Meter neben der Leiter eine Möglichkeit hoch zu gehen. Beim ersten Mal braucht es ein bisschen Hilfe, beim zweiten Mal klappt es meist schon ohne Hilfe und womöglich dank eines Gutzeli das diese nach dem Aufstieg bekommen.

    Gruss Charly

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    • Profilfoto von Christian Hug
      Christian Hug, 25.10.2023, 18:09 Uhr

      Danke Dir für den Hinweis, Charly! Das wird die Hundehalter freuen.

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