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David Roth zum Luzerner ZHB-Neubau-Debakel

ZHB: Zirkuskanone statt Planungsleiche

Neubau oder Sanierung? Die städtische Abstimmung wird zum Zünglein an der Waage. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

David Roth über einen besser investierten Kanonenschuss mit folgendem Geldregen im Vögeligärtli Luzern.

Die bürgerlichen Parteien hätten im Vögeligärtli besser eine Zirkuskanone aufstellen lassen und 300‘000 Zehnernoten rausgeschossen. Das Geld wäre besser investiert gewesen, als in die von ihnen veranstaltete ZHB-Posse. Zum x-ten Mal hat das Kantonsparlament vergangene Session beschlossen, noch eine weitere Runde zu drehen, anstatt endlich mit der Sanierung zu beginnen.

Der lockere Umgang mit Kantonsgeldern ist ein Schlag ins Gesicht all jener, auf deren Buckel die vergangenen Sparpakete ausgetragen wurden. Mit den rausgeworfenen 3 Millionen hätte das Berufsinformationszentrum in Sursee noch weitere 8 Jahre betrieben werden können, man hätte die nächsten 15 Jahre kein Schulgeld für die Brückenangebote verlangen müssen oder hätte weitere 30 Jahre die Kinder kostenlos in der Schule impfen können. Die Schuld am Zusammenprall wird dann dem stehenden Hindernis gegeben, sei dies der Denkmalschutz, die Stadtbehörden oder die Stadtbevölkerung.

Gründe für einen Schlussstrich unter das Neubau-Debakel und für einen Start der bereits lange geplanten Sanierung gäbe es genug:

– Ein Neubau hat sich als unrentabel herausgestellt
– Für einen städtebaulich hochstehenden Ersatz an diesem sensiblen Standort fehlt dem Kanton das Geld
– Im verdichtetsten Quartier des Kantons muss nicht enger gebaut, sondern müssen die Freiräume geschützt werden
– Kantonsgericht und Zentralbibliothek lassen sich sowohl räumlich als auch aus Kundensicht nur schwer vereinbaren
– Der Luzern Stadtrat hat sich klar gegen einen Neubau gestellt
– Die ablehnende Haltung der Stadtbevölkerung ist nahezu sicher
– Früher oder später wird das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt, was die Neubaupläne dann definitiv zur Makulatur werden lässt.

Warum also klammern sich der Kantonsrat und insbesondere die CVP an ein Neubauprojekt? Warum wurde der Regierungsrat damit beauftragt abzuklären, ob ein Neubau nicht doch irgendwie möglich ist? Warum hat der CVP-Regierungsrat Reto Wyss nicht die Unterschutzstellung seiner Dienststelle unterstützt und sie so von einem Gericht prüfen lassen?

Die Antwort scheint mir einfach: Die CVP-Exponenten haben längst gemerkt, dass sie auf dem falschen Gleis sind. Anstatt aber den Fehler einzugestehen und den Rückwärtsgang einzulegen, fahren sie lieber weiter – nötigenfalls halt gegen die Wand.

Das unmotivierte Träumen der CVP-Fraktion wurde für den Kanton zum finanziellen Desaster und für alle anderen beteiligten zum Albtraum. Es ist Zeit, dass alle wieder aufwachen.

Wenn sich der Kantonsrat eines Tages wieder in der realen Welt befindet, wird er feststellen, dass diese bereits seit Jahren ein sehr gutes Projekt für die Sanierung der ZHB bereithält: Eine Freihand-Bibliothek, mehr Arbeitsbereiche für die Benutzerinnen und Benutzer  und endlich auch Ausstellungsfläche für die historischen Bestände der wichtigsten Bibliothek der Zentralschweiz. Ein schönes Beispiel, was für wunderbare Schätze zurzeit verborgen sind, bietet die aktuelle Ausstellung mit der originalen Diepold-Schilling-Chronik.

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Dieser Blog soll den Politikerinnen und Politikern aus den Kantonen Zug und Luzern Gelegenheit geben, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Es wird wöchentlich Bezug genommen zur aktuellen politischen Landschaft Zentralschweiz. Die Meinung von Bloggern und Gastautoren muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.
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