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Für eine glückliche Insektenwelt

Der mühsame Weg zum (katzenlosen) Wildstaudenbeet

Wegen Sanierungsarbeiten musste der Bewuchs neben unserem Haus neu gepflanzt werden. Eine gute Gelegenheit, um auf einheimische Wildstauden zu setzen und Wildbienen ein Zuhause zu geben. Was es bei solch einem Vorhaben zu beachten gibt, habe ich für dich herausgefunden.

Endlich war es so weit: Nachdem wir unsere energetische Sanierung abgeschlossen hatten, konnten wir uns der Neubepflanzung der Umgebung widmen. Ein farbiges Gewand aus einheimischen Wildstauden sollte es werden. Dafür standen uns rund zwanzig Quadratmeter zur Verfügung.

Als Erstes entfernten wir den vorherigen Bewuchs, der nicht sowieso schon durch das Baugerüst eingegangen war. Hier mussten wir vor allem darauf achten, auch alle Wurzeln aus dem Boden zu holen. Ansonsten könnten diese erneut austreiben und die neue Bepflanzung überwachsen. Ein Birnenspalier und ein paar Schwertlilien liessen wir stehen, der riesige exotische Strauch daneben, eine Kolkwitzie oder auch Perlmuttstrauch genannt, kam ebenfalls weg.

Erst planen, dann loslegen

Der nächste Schritt klingt für Ungeduldige vielleicht etwas mühsam, aber: Zuerst mussten wir einmal alles gründlich planen. Lässt du dies weg, sieht das Resultat am Ende oft nicht wunschgemäss aus. Deshalb massen wir die Fläche aus und ermittelten die Anzahl Pflanzen. Es brauchte etwa sieben Pflanzen pro Quadratmeter.

Die Auswahl an einheimischen Wildstauden ist dabei so gross, dass man schnell den Überblick verlieren kann. Hier bietet sich das Onlinetool Floretia.ch an. Es ist kostenlos und enthält viele unterschiedliche Parameter. Auch bei der Umweltberatung Luzern kannst du dich kostenlos beraten lassen. Ich hatte an einem Regentag gemütlich an meinem Pflanzplan gefeilt.

Milchstern Pflanze
Die Blüte eines Milchsterns. (Bild: Wikimedia Commons / Tci)

Wildstauden pflanzt man gruppenweise: niedrige Arten im vorderen, höhere im hinteren Bereich. Zwiebelblüher können eine schöne Ergänzung zur Pflanzung sein. Bei uns in der Nähe hatte es eine Baustelle mit vielen Milchsternen, einer einheimischen Zwiebelpflanze. Nach Absprache mit den Besitzern durfte ich dort Zwiebeln ausgraben. Da ich gerne in meiner Freizeit Wolle färbe, plante ich auch einzelne einheimische Färberpflanzen ein. Das Wichtigste für ein gutes Gelingen ist, dass einem die Pflanzen gefallen und diese gut an den Standort passen.

Bodenvorbereitung

Am meisten Schweiss kostete mich das Auspickeln des Wurzelstocks des Perlmuttstrauchs. Ich musste jede Seitenwurzel mit dem Beil regelrecht durchhacken. Geschlagene zwei Stunden kämpfte ich so gegen den zähen Brocken. Aber, hey: Andere gehen dafür ins Krafttraining. Den Strunk liess ich auf der Fläche als Unterschlupf für Insekten liegen. Nach der Entfernung der vorherigen Pflanzen liess ich die Fläche einige Wochen in Ruhe. Dadurch konnte sich die Erde wieder setzen. Dünger brauchen die Wildstauden übrigens nicht.

Sandinsel für Wildbienen

Da die meisten Wildbienen im Boden nisten, wollte ich ihnen einen Nistplatz einrichten. Dafür besorgte ich mir handelsüblichen Wildbienensand. Danach hob ich eine rund 30 Zentimeter tiefe und 50 Zentimeter breite Mulde aus und lockerte den Untergrund auf. Nun schüttete ich den Sand hinein und formte einen flachen, etwa 20 Zentimeter hohen Hügel, denn es ist ideal, wenn die Bienen mindestens 50 Zentimeter tief graben können. Sie bauen teilweise erstaunliche Niströhren - manche tapezieren die Röhren sogar noch mit Blütenteilen.

Zum Schluss legte ich noch ein paar Weissdornäste über den Sand – damit auch die dümmste Nachbarskatze merkt, dass es sich nicht um ein Katzenklo handelt.

Katzen unerwünscht – Wildbienen haben hier Vortritt! (Bild: Malu Kieffer)

Pflanzgut

Ich empfehle, Pflanzen in einer spezialisierten, regionalen Wildstaudengärtnerei zu holen. So bist du sicher, dass diese aus dem Kanton Luzern stammen und nicht vom anderen Ende des Globus. Wildstauden in Töpfen kannst du fast ganzjährig pflanzen – natürlich nicht bei gefrorenem Boden. Falls nur ein kleines Budget vorhanden ist, kann eine Wildstaudenfläche auch angesät werden. Auch hier solltest du auf die regionale Herkunft des Saatguts achten. Die Zeit für Ansaaten ist von April bis Mitte Juni.

Pflanzarbeiten

Als Nächstes platzierte ich die Töpfe auf der Fläche. Zuvor verteilte ich noch Hanfstreu. Dieses hilft in der Anwachszeit auftauchende Spontankräuter zu unterdrücken und hält die Feuchtigkeit in der Erde. Die Pflänzchen setzte ich nicht tiefer in die Erde, als sie in ihrem Topf waren.

Pflege

Im ersten Jahr braucht das Wildstaudenbeet etwas mehr Aufmerksamkeit. Bis zum Anwachsen sollte in Trockenperioden gegossen werden – dies gilt aber nicht für Ansaaten. Mein Beet musste ich ausserdem zweimal jäten – es hatte noch ein paar Bodendecker, die aus Wurzelresten wieder ausgetrieben waren.

Vor der Pflanzung werden die Stauden auf der Fläche verteilt. (Bild: Malu Kieffer)

Insgesamt war ich aber positiv überrascht, wie gut sich die Wildstauden im ersten Jahr entwickelten. Im Sommer zeigten sich schon viele Blüten. Ich konnte bereits eine ganze Menge Färberkamillenblüten ernten, liess aber immer die Hälfte für Insekten stehen. Bis zum Herbst war die ganze Fläche bewachsen und ich musste sogar ein paar Sachen zurückschneiden.

Verblüfft war ich auch über die rasche Besiedelung des Sandnistplatzes. Schon nach ein paar Wochen wurden von den Wildbienen emsig Löcher gegraben – es war ein Kommen und Gehen. Wichtig ist, die Sandlinse offen und besonnt zu halten. Dazu entfernten wir die jungen Pflänzchen, die den Sand besiedeln wollten, schonend von Hand. Pflanzen, die Schatten verursachten, stutzten wir zurück. Ab dem zweiten Jahr braucht die Fläche dann nur noch wenig Pflege: Störende Pflanzen entfernen und die Sandinsel offenhalten.

Jetzt bin ich natürlich gespannt, ob schon bald die «geretteten» Milchsterne austreiben und ihre sternförmigen weissen Blüten ausbreiten.

Schon nach ein paar Wochen beginnt vieles zu blühen, etwa die gelbe Färberkamille. (Bild: Malu Kieffer)
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