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Unterschätzte Grünflächen in der Stadt Luzern

So bereichernd können Vorgärten in Stadtquartieren sein

Bunte Vorgärten an der Rhynauerstrasse. (Bild: cim)

Früher waren Vorgärten ein Statussymbol. Heute jedoch dienen sie eher als Abstellplatz. Dennoch können sie einen Beitrag an die Natur leisten und damit auch an den Klimaschutz. Wie das geht, schreibt Christina Imobersteg in ihrem Blogpost.

Briefkasten, Veloständer, Parkplatz und Abfallcontainer gehören vor das Haus. Der Vorplatz ist eine Art Stauraum zwischen dem Gebäudeeingang und der Strasse. Bleibt noch eine Ecke für ein paar einheimische Pflanzen, ist das von grossem Wert.

Wie der Vorgarten in Mode kam

Nach Mitte des 19. Jahrhunderts entstand die Tradition der Vorgärten in der Stadt. Die Fläche vor dem Haus als Grünraum zu nutzen galt damals als Hinweis, dass es sich der Hausbesitzer leisten konnte, diesen Platz frei zu lassen. Attraktiv gestaltete Kleingärten beim Eingang gehörten zum Schmuck des Hauses und dienten Repräsentationszwecken. Meist wurden sie mit einer Einfriedung zur Strasse hin abgegrenzt.

Mit dem zunehmenden Strassenverkehr fielen jedoch etliche Vorgärten Strassenverbreiterungen, Parkplätzen und Ausbauten zum Opfer.

Gutes Beispiel dafür ist der Kellerhof am Viktoriaplatz in Luzern. Der neugotische Palast wurde ab 1866 in drei Etappen erbaut und diente als Wohn- und Geschäftssitz von Wilhelm Keller, Baumeister aus dem Schongau. Einst war dieses prunkvolle Gebäude von Vorgärten umgeben. Rund hundert Jahre später verschwand das grüne Band durch den Anbau von Ladengeschäften.

Kellerhof am Viktoriaplatz.
Kellerhof am Viktoriaplatz. (Bild: cim)

Nutzen der Vorgärten

Im Baureglement der Stadt Luzern werden die Vorgärten bereits im ersten Artikel erwähnt. Darin geht es um die qualitätsvolle Gestaltung des Aussenraums. Insbesondere Vorgärten sind zu berücksichtigen.

Das heisst aber nicht, dass sie einen besonderen Schutz geniessen. In den Ortsbildschutzzonen allerdings werden die Vorgärten im Auge behalten.

Bepflanzte Bereiche entlang von Strassen machen den Weg für Fussgängerinnen attraktiver. Weiter kann die Natur in der Stadt unterstützt werden, denn jede noch so kleine Fläche zählt. Naturnahe Vorgärten gehören dazu. Davon profitieren Tiere wie Wildbienen und Igel. Und dass diese Arten auch im Stadtgebiet zu finden sind, zeigen verschiedene Projekte wie beispielsweise solche zu den Wildbienen (zentralplus berichtete) oder das Igelprojekt von Stadt-Wild-Tiere Luzern. Es ist erstaunlich, wo überall Hinweise auf Igelwege gefunden wurden. Für die kleinen Stacheltiere ist es wichtig, dass es für sie nicht nur bei Vorgärten geeignete Durchschlüpfe gibt.

Auf der Suche nach Vorgärten in der Stadt

In der Altstadt finden sich kaum Vorgärten. Das ist nicht verwunderlich. Der Trend entstand wie erwähnt erst im 19. Jahrhundert und die engen Platzverhältnisse in der Altstadt hätten Vorgärten ohnehin nicht zugelassen. Die Schleifung der Stadtmauer begann zeitgleich mit dem Aufkommen der Vorgärten. Die Überbauung des nahen Umlandes beschleunigte sich. Schaut man sich in Quartieren um, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden sind, findet man da und dort typische Vorgärten.

Vorgärten an der Gesegnetmattstrasse
Vorgarten an der Gesegnetmattstrasse. (Bild: cim)

Bedeutung der Vorgärten im Wandel

In den ab den 1960er-Jahren gebauten Quartieren mit mehrstöckigen Bauten ergibt sich ein ganz anderes Bild. Die Vorplätze bei den Eingängen sind häufig mit Kirschlorbeer eingefriedet und eine kleine, eintönige Rasenfläche dient als Abstandsgrün. Da schlummern einige Aufwertungsmöglichkeiten.

Vorplätze von Geschäftshäusern haben ebenfalls reichlich Potenzial. Parkplätze müssen nicht zwingend geteert sein und der Eingangsbereich lässt sich mit bepflanzten Flächen attraktiv gestalten. Dies wirkt sich auch positiv aufs Lokalklima der Stadt aus.

Attraktiver Vorplatz beim Geschäftshaus in der Rösslimatt.
Attraktiver Vorplatz beim Geschäftshaus in der Rösslimatt. (Bild: cim)

Die Bedeutung der Vorgärten hat sich gewandelt. Waren sie zu Beginn unter anderem eine Prestigesache, stehen heute die Förderung der Natur und der Beitrag zu Klimamassnahmen in der Stadt im Vordergrund. Das bedingt aber auch, dass Vorgärten entsprechend gestaltet sind. Sterile Schottergärten gehören definitiv nicht dazu.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 12.10.2022, 17:48 Uhr

    Kleine Vertikale Gärten mit Blumen
    würden auch schon viel ausmachen,wenn ich nur schon an Bauern Häuser denke

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