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ESAF allgegenwärtig in Zug

Churzlätz und Wiiberhoogge

Max Huwyler macht sich Gedanken über den Nationalsport und das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Zug.

Jetzt, wo ich am Hirnen und am Notieren bin, ist das ESAF omnipräsent, auch wenn zeitlich noch einen Monat entfernt. Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest ist schweizweites Thema. Omnipräsent in den Medien. Der Rigischwinget war einen Nachmittag lang im Fernsehprogramm. Das ESAF wird auch seine Stunden bekommen.

Auf der Busfahrt von Oberwil nach Zug: An jedem Lichtmast hängt eine Fahne: Kantonswappen, Zuger Gemeindewappen. Schön anzuschauen.

Noch schnell posten gehen in der Metalli. Milch holen. Schweizer Kuhmilch. Der Metallihimmel ist vollgehängt mit vorfreudigem Fahnenschmuck. Kantonalfahnen, Gemeindefahnen, Schweizerfahnen, dazwischen fotografierte Treicheln.

Im Angebot an Kleiderstangen sind die blauen Schwingerhämli in jeder Grösse. Lebensgross stehen seit Wochen in den grossen Fenstern der Kantonalbank Schwinger in Pose, mit Name dabei,  in Schwingermontur mit Schwingerhose. Selbstsichere Männer im besten Mannesalter. Schwingen ist Männersport.

Der Siegerpreis ist ein Muni. Sie nennen den Siegermuni Kolin. Kolin ist der Name einer ausgestorbenen vornehmen Zuger Familie mit Kriegshelden und Ratsherren. Kolinplatz und Kolinbrunnen erinnern daran. Und jetzt der ESAF-Muni als Gedenkstück.

«Radio Pilatus» und «Tele 1», das Innerschweizer Fernsehen, künden an: «Wir lieben die Tradition und besuchen deshalb jedes Jahr die wichtigsten Schwingfeste.» Schwingfest heisst die Veranstaltung. Fest, nicht Wettkampf. Ein Fest soll es sein. Und gefestet soll werden, nicht gefeiert.

«Schlussgang» ist der Titel der Schwingerzeitung. Patronatsgeber ist Villiger Cigars: «Villiger: The World of Cigars». Dazu ein Fotobild mit gebündelten Krummen mit der Legende «villiger krumme. Tradition verbindet».

Irgendwie faszinierend, diese Heimattradition. Es werden wohl auch ausgewanderte Schweizer Schwinger nach Zug ans ESAF kommen. Ich habe in Nordkalifornien ein kleines Schwingfest gesehen, auf dem Hof eines Schweizer Auswanderers. Do you say «Hoselupf»? Er hatte in seiner Viehherde mit über 200 Stück Fleckvieh zwei Innerschweizer «brown swiss».

Es wird am Eidgenössischen in Zug auch Festbesucher aus fernen Ländern haben. Zug international. In Zug werden wohl ansässige ausländische Firmen ausländische Gäste zum Schwingfest einladen. No business today. Come and see, that’s unique.

Am Schwinget sind Anfang und Ende jedes Ganges ritualisiert. Der Auftritt der beiden Gegner beginnt mit einem Handschlag. Kein Wort dazu, kein «Grüezi». Eine vielsagende Geste beendet den Gang: Der Sieger streift mit beiden Händen dem Verlierer das Sägemehl vom Hemdrücken. Sie gehen grusslos auseinander. Das muss so der Brauch sein. Dann den Kopf unter die Brunnenröhre über dem aus Holz gehauenen Brunnentrog.

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