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Entspannt im Café mit Kids – geht das?

So erlebe ich Luzerner Restaurants mit meinen Kindern

Spielecken in Cafés geben Kindern die Möglichkeit, sich zu beschäftigen, ohne jemanden zu stören. (Bild: saf)

Diesen Morgen treffe ich mich mit meiner Freundin. Ihr Sohn ist gleich alt wie meiner. Die beiden können miteinander spielen, während wir uns unterhalten. Doch auf eine kinderfreundliche Umgebung sind wir im Luzerner Café nicht gestossen. Das ist leider kein Einzelfall in Luzerner Restaurants.

Ich freue mich, meine Freundin wiederzusehen, und will wissen, was seit unserer letzten Begegnung alles passiert ist. Wir treffen uns in der Stadt in einem Café, welches wir vorher noch nicht kannten. Da zu dieser Uhrzeit viele Gäste im Café sind, müssen wir uns in der Schlange anstellen. Klar sind die Kinder nicht so geduldig wie wir. Schon nach kurzer Zeit zieht ein Regal die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich.

Das Regal ist gefüllt mit Schokolade in farbigem Papier und in lustigen Formen. Natürlich kennen die zwei keinen Halt mehr und beginnen, das Regal auszuräumen. So schnell wir reagieren können, sind wir bei ihnen. Wir erklären, dass wir jetzt keine Schokolade kaufen und dass man sich nicht einfach selbst bedienen darf. Endlich bringen wir die Kids dazu, sich wieder mit uns in der Reihe anzustellen, natürlich wieder ganz hinten.

Spielwiese Café

Die Kinder möchten gerne in die Vitrine schauen, also gehe ich mit den beiden nach vorne und begutachte in Ruhe die Leckereien mit ihnen. Meine Kollegin kann endlich schon einmal für sich bestellen. Sie geht mit beiden Kindern zum Tisch, während ich mich wieder hinten in der Schlange anstelle, um meine Bestellung aufzugeben.

Mit Kaffee, Birchermüesli und Gipfeli stosse ich zu ihnen. Die Kids haben Hunger, essen schnell ein paar Löffel Müesli und ein halbes Gipfeli. Jetzt sind sie bereit zu spielen; ihnen wird langweilig am Tisch. Wir sind gut vorbereitet und packen ein paar Bücher und zwei Autos aus. Die Bücher sind heute nicht interessant.

Mit den Autos spielen die Kinder erst mal am Tisch, entscheiden sich dann aber für den Boden direkt daneben. Schon kurze Zeit später wird das ganze Café zu ihrer Rennbahn. Ich und meine Kollegin lassen den Kaffee stehen und sammeln unsere Kinder wieder ein. Wir versuchen, es irgendwie interessant zu gestalten, sodass sie bei uns bleiben.

Keine Zeit für Updates

Und wir? Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, die neue Stelle. Der Chef ist übrigens auch schon … Wieder müssen wir aufspringen, den mittlerweile kalten Kaffee stehen lassen und unsere Kinder davon abhalten, die Schokolade aus dem Regal auszupacken und in den Mund zu stopfen.

Es gibt hier leider keine Kinderstühle, in die wir die Kleinen hineinsetzen könnten. Klar sagen wir immer wieder, sie sollen hierbleiben, mit uns am Tisch sitzen. Für so kleine Kinder scheint dies aber ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Wir trinken den kalten Kaffee aus, lassen uns das Birchermüesli sowie die angefangenen Gipfeli einpacken und brechen zum Spielplatz auf.

Die traurige Realität

Inzwischen müssen die zwei jedoch gewickelt werden. Ich mache mich mit meinem Sohn auf zur Toilette. Das Damenklo bietet leider keine Wickelmöglichkeit. Ich gehe also zum rollstuhlgängigen WC. Meistens steht dort ein Wickeltisch bereit. Hier bedauerlicherweise nicht. Ich muss meinem Sohn auf dem harten, kalten und ekligen Fliesenboden die Windel wechseln.

Leider sind solche Begebenheiten keine Ausnahme. Es werden oft neue Cafés oder Restaurants eröffnet, die keine Wickelmöglichkeit auf den Toiletten bieten. Oft befinden sich Wickeltische nur in Frauenklos. Auch das ist absolut falsch. Was, wenn Papa mit den Kids unterwegs ist? Was, wenn ein Kind zwei Papas hat? Oder wenn es bei Papa lebt? Ich bin mir sicher, die wenigsten Frauen hätten etwas dagegen, wenn ein Mann sich im Frauenklo aufhält, weil er gerade ein Kind wickelt. Aber es versteht sich von selbst, dass die Männer das wohl kaum machen werden.

Es gäbe ja Lösungen

Es lohnt sich, ein paar Hochstühle anzuschaffen. Die sind nicht teuer, teilweise sogar gratis erhältlich. Der Vorteil: Die Kinder bleiben am Tisch. Da sie eine gute Position haben, um den Tisch zu erreichen, schmieren sie nicht alles voll beim Essen. Und Babys, die schon sitzen können, brauchen keinen Kinderwagen, der viel Raum einnimmt.

Eine kleine Spielecke – sie braucht wirklich nicht viel Platz – erleichtert allen den Aufenthalt von Familien mit Kindern. Ja, Mamas vergessen manchmal auch, etwas zum Spielen einzupacken, und Kinder können nicht lange ruhig sitzen. Aber mit einer Spielecke haben sie einen Platz, an dem sie sich ausbreiten können, ohne den ganzen Gästeraum als Spielwiese anzusehen.

Sind Kinder nicht willkommen?

Als Mama wähle ich die Restaurants oder Cafés nicht mehr in erster Linie nach dem Essen aus, sondern nach dem Angebot für Kinder. In der Zentralschweiz gibt es meiner Meinung nach leider wenig Angebote, die auf Kinder abgestimmt sind. Oder dann sind sie komplett auf Kinder ausgelegt, dort scheitert es aber am Essen.

Es scheint so, als würden Kinder nur Pommes, Wurst, Chicken-Nuggets und Spaghetti essen. Mir ist klar, dass Kinder solche Gerichte gernhaben, aber Kinder essen zu Hause doch auch bei den Eltern mit. Warum werden also keine vollwertigen Speisen angeboten? Oder ein Räuberteller? Mama bestellt was, und das Kind kann mitessen, dafür kann nachbestellt werden. Oder einfach etwas mehr auf den Teller?

Für meinen Sohn bestelle ich selten etwas separat, er isst bei mir mit. Das Problem ist dann, dass ich zu wenig für mich habe, wenn er wirklich Appetit hat. Ich komme aus der Gastronomie, und all diese Punkte könnte man gut berücksichtigen, wenn man denn wollte. Schade, wollen so wenig Gastronomen attraktiv für Familien sein. Oftmals bekommt man sogar das Gefühl vermittelt, mit Kindern nicht wirklich willkommen zu sein. Schön, wenn sich das ändern würde.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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