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Warum streiten wir als Familie in den Ferien so oft?

Ferienstart – und schon knallt es

Elternbloggerin Olivia Bucher versucht Familienstreit als positives Learning zu sehen. (Bild: Adobe Stock)

Der Ferienstart ist immer auch mit Streit verbunden. Dies dauert in der Regel so lange, bis man sich als Familie an das dauernde Zusammensein gewöhnt hat. Ich erzähle euch heute unsere Story vom «Jass-Streit» und wieso wir über Grabreden lachen.

Sonntagmorgen während den Sommerferien: 10.36 Uhr und ich hatte bereits den ersten Streit mit unserem jüngsten Sohn. Zuerst konnten wir uns nicht einigen, welches Gesellschaftsspiel wir miteinander machen wollen. Er mag gerne Spiele, die lange dauern, wie Monopoly oder Hotel. Mir hingegen gefallen Spiele mit kurzer Spieldauer, die man öfters spielt, wie zum Beispiel das Kartenspiel «Skyjo».

Schlussendlich haben wir einen gemeinsamen Nenner gefunden und uns auf den Zweierjass geeinigt. Nach der ersten Spielrunde behauptete er, ich hätte ihm absichtlich die schlechteren Karten ausgeteilt. Ich hatte fünf Trümpfe. Und so haben wir das Spiel kurzum abgebrochen und ich sitze hier nun und schreibe diesen Elternblog.

Ferienstart und der Streit geht los

Doch zurück an den Anfang. Bei jedem Ferienstart sind wir viel streitfreudiger als während der Schulzeit. Besonders beim Sommerferienstart sind die Jungs jeweils müde und ferienreif, und da knallt es bald mal, bis die ersten erholsamen Tage hinter uns liegen und man wieder ein wenig Energie getankt hat.

Ich oute mich gleich zu Beginn; ich gehe gerne mit meiner Familie in die Ferien, dies aber in Gesellschaft mit mehreren Familien auf einem grossen Campingplatz oder auf einer riesigen Ferienanlage entspricht mir nicht so. Die Präferenzen gehen bekanntlich auseinander. Nach einigen gescheiterten Versuchen, die Familienferien zu erweitern, ist für uns klar, dass wir als Familie alleine verreisen, mit all seinen Vor- und Nachteilen. «Mami machsch es Speli?», ist dann eben öfters zu hören und auch die Launen werden jeweils nur untereinander sichtbar.

Verfrühte Abreise nach Hause

Nach der ersten Schulferienwoche, in welcher mein Mann und ich noch keine Sommerferien hatten, starteten wir unsere Bauernhof-Ferien in der zweiten Ferienwoche. Wie immer in der Ferienzeit fallen mir die vielen Ferienfotos in meinem Instagram-Feed oder im Whatsapp-Status auf. Ich gebe zu: Natürlich habe auch ich tolle Landschaftsbilder von Hallau auf Instagram gepostet.

So entscheidet sich unser ältester Sohn Mitte Woche, alleine die Heimreise anzutreten und die letzten Ferientage in unserer Wohnung in Ruhe zu geniessen und mal für ein paar Tage den Haushalt alleine zu schmeissen.

Kaum ist der Älteste gut zu Hause angekommen, kommt es zum Disput mit unserem mittleren Sohn, da auch er uns beweisen möchte, dass er den Weg von Hallau über Schaffhausen, Zürich und Luzern alleine bewältigen kann. Nach knapp einem halben Tag konnten wir auch hier eine Lösung finden, glücklicherweise genoss er noch die restlichen Ferientage mit uns.

Was spricht gegen streiten?

Ich gehöre eher zu den Personen, die den Streit nicht gut aussitzen können, sondern gemeinsam eine Lösung suchen möchten ... eine Diskussion führen – davor drücke ich mich nicht. Was natürlich schwierig ist, wenn mein Vis-à-vis zuerst seine Ruhe braucht und seine Wut herunterfahren muss. Von den Auseinandersetzungen mit meinen Kids habe ich mehr über mich und sie gelernt als dies in einem Coaching oder einer Leadership-Weiterbildung der Fall wäre.

Sei es Streit in der Partnerschaft, Streit unter den Kindern oder auch als Erwachsene, Streit mit den Kindern zu haben: Es scheint ein Tabu zu sein, auch mal zugeben zu können, dass es gerade in den Ferien häufiger zu Streit kommt. Streit – gemäss Definition ein «heftiges Sich-Auseinandersetzen mit hitzigen Wortwechseln» ist eine Umschreibung, die dich wirklich im Glauben lässt, dass Streit per se nur schlechte Seiten hat.

Wieso ist das so? Wurden wir so sozialisiert, dass man den Schein wahren muss und es gegen aussen immer gut aussehen muss, vor allem in einer Familie und auch in den Ferien? Uns ist es wichtig, dass die Kinder ihre Wut, ihre Kritik oder auch die Tränen nicht unterdrücken müssen. So sind die beiden bestens gewappnet für die Schule, das Erwerbsleben und können Konflikte angehen und lernen, gemeinsam Lösungen zu finden.

Manchmal machen wir Witze darüber, dass sie später an meiner Beerdigung Sachen sagen wie: «Mami war wichtig, dass wir gemeinsam eine Lösung finden konnten.» Und ja ... es gibt auch Momente, da verfluche ich mich für diese Haltung. Ich gebe es zu: Bei uns gibt es eine Streitkultur und wir können jedoch auch als Familie darüber lachen, weil man ja bereits die Trigger des anderen kennt.

Streit gut, alles gut

Wie ist der «Jass-Streit» nun ausgegangen? Plötzlich hörte ich aus dem Zimmer das Geräusch eines Asterix-Hörspiels. Als ich meinen Kaffee in Ruhe ausgetrunken hatte, schielte ich ins Zimmer und unser jüngster Sohn war ganz in Frieden in sein Playmobilspiel vertieft. Ich liess ihn in Ruhe und als er fertig gespielt hatte, kam er mit der Frage: «Mami, chömmer etzt wieder spele?», als wäre nichts gewesen.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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