Zähneputzen und Kinder: Ein kreatives Drama
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Zähneputzen ist nicht besonders angenehm. Gerade, wenn man es nicht selbst kann. Trotzdem ist es wichtig. Jeden Tag motivieren wir deshalb unseren 24 Monate alten Sohn aufs Neue für seine sauberen Beisserchen. Und es kann zu einem lustigen Ereignis werden. Doch nicht jedes Alltagsproblem lässt sich durch eine Routine lösen …
Im Umgang mit Emil helfen mir oft kleine Tricks. Besonders in Situationen, wo er etwas anderes will als ich. Streikt er zum Beispiel beim Essen, so isst zuerst ein Plüschtier oder gar ein Auto seinen Happen. Beim «Teubelen» hilfts, wenn ich mich neben ihn auf den Boden setze. Und Sonnencreme trage ich ihm nur noch im Bett auf. Diese Tricks erleichtern mir den Alltag sehr. Doch es gibt auch Situationen, für die es keine Lösung gibt, die immer funktioniert.
Zum Beispiel beim Zähneputzen: Seit Emil seinen ersten Zahn hat, versuchen wir auf alle erdenklichen Arten und Weisen seine kleinen Beisser vor bösen Zahnteufelchen zu (be-)schützen. Nun könnte man ja denken: nichts einfacher als die Einführung eines neuen Rituals. Aber nicht bei Emil! Noch nie … wirklich! Seit mehr als einem Jahr hat Emil noch nie einfach so hingehalten und sich die Zähne putzen lassen. Immer muss dafür unglaublich viel Überzeugungsarbeit geleistet werden.
Er hatte keinen Spass, ich hatte keinen Spass
Leider funktioniert der gleiche «Trick» maximal zweimal, denn dauernd muss diese Überzeugungsarbeit anders aussehen. Das hat mich lange beschäftigt. Ich war der Meinung, ein guter Vater habe für sein Kind immer eine Lösung parat – zumindest eine, die oft funktioniert.
Doch ich hatte keine Lösung, und diese Erkenntnis setzte mir zu, liess mich an mir zweifeln und hatte wiederum Auswirkungen auf die Zusammenarbeit zwischen meinem Sohn und mir bei der Kariesprophylaxe. Ich hatte keinen Spass daran. Er auch nicht. Die Situation wurde immer unangenehmer. Für uns beide.
Es beschäftigte mich, jeden Tag eine Situation mit meinem Sohn zu haben, in der wir uns – völlig unnötigerweise – aneinanderreiben. Da ich seine Grundeinstellung zum Zähneputzen nicht ändern konnte, musste ich halt meine ändern und meine Erziehung überdenken. Ich nahm mir vor, jeden einzelnen Moment der Zahnpflege als neue Herausforderung zu sehen, die jedes Mal aufs Neue angegangen werden muss. Keine Routine, kein Ritual; nur Emil, ich, eine Zahnbürste und Hunderte Möglichkeiten, diese Aufgabe mit möglichst viel Spass hinter uns zu bringen.
Weisse Zähne für die Plüschtiere
Jedes Mal vor dem Zähneputzen überlege ich mir, wie ich Emil heute motivieren kann. Zum Beispiel mit Plüschtieren, die auch solidarisch mit putzen, oder mit einem Auto, das beim Putzen über Papis Kopf fährt. Mit Versprechungen, mit Büchern, mit mehreren Zahnbürsten, mit neuen Zahnpasten … und, und, und.
Die Prozedur fordert mich nach wie vor jeden Tag aufs Neue. Aber positiver als am Anfang: Es gibt enorm viele lustige Situationen. Besonders wenn wir versuchen, aktuelle Ereignisse ins Putzen einzubinden. Wenn Emil neue Lieder singt, während er den Mund voll hat, bringt uns das beide zum Lachen. Oder auch wenn wir uns fragen, wie wohl Oma die Zähne putzt oder seine Tante, die am Morgen zu Besuch war.