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Ein neuer Erziehungsstil

Warum Eltern ihre Fehler gegenüber Kindern zugeben müssen

(Bild: Pexels)

In den Augen von Kindern sind Eltern unfehlbar. Doch unseren Kindern diese Illusion zu nehmen, ist für ihre Entwicklung wichtig. Auch wenn dies Kindern der autoritären Erziehung wie meiner Generation manchmal schwer fällt.

Ich erinnere mich gerne an die Zeit, als meine Fröleins Schreiben und Lesen lernten. Sie schrieben einfach so, wie sie das Wort gehört oder ausgesprochen haben. Ich besitze noch heute einige Zettel mit diesen zauberhaften Wortkreationen. Für mich sind sie richtige Schätze.

Nach und nach haben sie ihr Vokabular erweitert und erst in der dritten Klasse wurden sie auf die korrekte Schreibweise von Wörtern hingewiesen. Als neugierige Wesen haben sie die Welt der Buchstaben so auf sehr lustvolle Weise kennengelernt. Vor allem aber haben sie über das Fehlermachen dazugelernt. Wir alle lernen durch Fehler. Doch wie steht es um die Fehlerkultur von uns Eltern und Erwachsenen im Umfeld von Kindern?

Eltern müssen sich entschuldigen

Unsere Kinder denken, wir Eltern sind allwissend. Dass dem nicht so ist, wissen wir nur zu gut. Das versuche ich auch meinen Kindern zu vermitteln, wenn sie wieder einmal eine spannende Frage beschäftigt. Ich habe etwa keine Ahnung, ob man früher aus einem Mammutmagen auch ein Kopftuch hergestellt hat. In einer solchen Situation versuche ich zu sagen: «Gut möglich, aber da habe ich noch nicht gelebt. Lass es uns gemeinsam nachschauen.»

Auch bei Fehlern ist es wichtig, unseren Kindern eine konstruktive Fehlerkultur vorzuleben. So zeigen wir ihnen auch, dass es okay ist, falsch zu liegen. Nein, ich möchte nicht behaupten, dass es einfach ist. Und ja: Wir Eltern sind manchmal überfordert, erschöpft, genervt und manchmal auch ungerecht. Aber mit Sicherheit gelingt es uns jedes Mal besser, Fehler gegenüber unseren Kindern einzugestehen.

Und sind wir ehrlich: Es ist so viel angenehmer, einen Fehler aus der Welt zu schaffen, als ihn totzuschweigen, sodass die Sache dann unangenehm im Raum steht. Für mich bedeutet dies Übernehmen von Verantwortung.

Auf Augenhöhe begegnen

Ein Beispiel: Das kleine Frölein gab mir ihre letzte NMG-Prüfung zum Korrigieren. Es ging um das Sonnensystem, Mondphasen und Planeten. Etwas machte sie stutzig: Sie war sich zu einhundert Prozent sicher, dass sie eine Aufgabe richtig gelöst hatte, obwohl sie als falsch markiert war. Ich selbst war unsicher, liess sie nochmal im Dossier nachschauen und auch googeln.

Sie hatte recht. So bat ich den Lehrer, die Aufgabe nochmals mit dem Frölein anzuschauen. Seine Antwort kam prompt: «Danke für die Rückmeldung, ja natürlich, da habe ich falsch korrigiert. Ich schaue es morgen mit ihr an!».

Selbst ein Kind der autoritären Erziehung

Nur wenn jemand nicht makellos und fehlerfrei ist, ist er auch erreichbar für unsere Kinder. Sie lernen übers Fehlermachen. Indem wir Fehler zugeben, begegnen wir den Kindern auf Augenhöhe. Ich, mit Mitte 40, bin ein Kind der autoritären Erziehung. Ich habe nie erlebt, dass sich ein Erwachsener mir gegenüber entschuldigt hat. Eltern und Lehrpersonen hatten scheinbar immer recht.

Das ist schade und rückblickend auch ziemlich verstörend, denn in genau solchen Situationen liegt das Potenzial, seinen Kindern etwas beizubringen: Fehler sind nun einmal Teil des Lebens, aber keineswegs das Ende der Welt. Für Fehler kann man sich entschuldigen und noch besser: daraus lernen.

Ein Aber schwächte jede noch so gute Entschuldigung

Wichtig dabei ist, dass wir unsere Fehler gegenüber den Kindern auch wirklich zugeben. Wir haben es in der Hand, selbstkritisch zu sein. Ein «Es tut mir leid, aber ...» weist die Schuld zurück. Damit rechtfertigen wir unser Verhalten dann eben doch, statt den Fehler einzusehen.

Wer sich entschuldigt, kann es auch ganz einfach halten: Ein «Es tut mir leid, das war falsch» oder «Es tut mir leid, wollen wir das nochmal probieren?» reicht völlig aus. Auf diese Weise kann das Kind entscheiden, ob es jetzt wieder gut ist oder ob es noch etwas Zeit braucht.

Kinder, bei denen man sich für sein Fehlverhalten entschuldigt, werden später zu Erwachsenen, die in der Lage sind, sich für ihr eigenes Fehlverhalten zu entschuldigen und daraus zu lernen. Auch wir erkennen, dass wir heute nicht diejenigen wären, hätten wir keine Fehler gemacht. Fehler sind Umwege. Und Umwege erhöhen bekanntlich die Ortskenntnisse.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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