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Wie Eltern helfen können, damit Lehrer bleiben

Sind undankbare Eltern der Auslöser des Lehrermangels?

Bei den jährlichen Elterngesprächen zeigen sich die Stärken und Schwächen des eigenen Kindes. (Bild: Adobe Stock)

Vor knapp zehn Jahren hatte ich das erste Mal als Mutter Kontakt mit einer Lehrperson. Aus der anfänglichen Angst, welche ich in meinem Erinnerungsrucksack hatte, wurde eine grosse Bewunderung. Können wir als Eltern auch etwas gegen den Lehrermangel tun? Lies weiter, ich sage dir, wo ich meinen Beitrag sehe.

«Frisch ab Presse» – so haben mein Mann und ich es formuliert, als wir wussten, dass die erste Kindergartenlehrperson unseres Sohnes ihre erste Klasse übernehmen würde. Zwei Wochen vor Kindergartenbeginn stand das geplante Provisorium noch nicht an seinem Ort und unser Sohn konnte gar nicht glauben, dass das alles noch rechtzeitig fertig wird für seinen langersehnten Kindergartenstart.

Der erste «Kindsgi»-Tag war sehr aufregend. Eine neue Klasse in einem neu erstellten Provisorium, welches faktisch in letzter Minute eingerichtet wurde. Die Lehrperson meisterte den ersten Tag und auch das kommende Jahr mit Bravour. Nun waren auch wir in den Schulprozess involviert und beobachteten, wie viel sich in den letzten Jahren verändert hatte … die Art der Elterngespräche, die Zusammenarbeit mit den Schülern: Für uns war es wirklich sehr eindrücklich.

Neuling im Montessori-Kindergarten

Unser mittlerer Sohn hatte sich ebenfalls sehr auf den Kindergarteneintritt gefreut, ihm fiel jedoch der Abschied von meinem Mann vor Kindergartenbeginn am Morgen jeweils sehr schwer. Uns war klar, dass dieser Eintritt ein Meilenstein im Leben unseres Kindes war. Seine Lehrperson, welche eine Weiterbildung in Montessori-Pädagogik hatte, liess ihm alle Zeit der Welt, im Kindergarten anzukommen.

Ihre Sichtweise und die Fragestellungen in den Elterngesprächen waren immer sehr bereichernd und liessen uns unsere Erziehung reflektieren. Als bei ihm das Interesse, die Kantonswappen der Schweiz mit Bügelperlen zu basteln, sehr gross wurde, integrierte sie das wunderbar in den Kindergartenunterricht, sodass auch die anderen Kinder davon profitieren konnten.

«Special Effects» werden ungern thematisiert

In der Coronazeit ist unser jüngster Sohn in den Kindergarten eingetreten. Da ich zu dieser Zeit Yoga wieder für mich entdeckt hatte, war ich entzückt, als er mir eines Tages eröffnete, dass sie im Kindergarten wöchentlich Yoga übten. So begannen wir fortan, bei Lust und Laune gemeinsam Yoga zu machen. Auch eine spielzeugfreie Zeit durfte er zweimal erleben. Ein riesiger Aufwand für die Kindergärtnerinnen, alles Spielzeug auszuräumen, irgendwo zu deponieren und wieder einzuräumen. Und doch nahmen sie dies in Kauf.

Die Stärken wie auch die «Special Effects» – sprich Schwächen – unserer drei Kinder kennen wir als Eltern sehr genau. So beobachteten wir in den vergangenen Jahren immer wieder, dass bei Elterngesprächen die Lehrpersonen eher defensiv die Themen nannten, an denen wir mit unseren Kids noch arbeiten durften. Meist ging es um soziale Themen. Wenn wir Ihnen jeweils ehrlich und direkt zustimmten, waren sie teilweise überrascht. So wurde uns bewusst, dass sie bestimmt ganz verschiedene Settings erleben und es eher selten vorkommt, dass Eltern ihnen bei einem Gespräch für ihre Arbeit und ihr Engagement Danke sagen.

Nicht nur Kuchen backen

Die Lehrpersonen prägen unsere Kinder während vielen Jahren, nicht nur fachlich, sondern auch sozial. Diese Arbeit für unsere Kinder und unsere Gesellschaft hat einen enormen Wert. Leider stehen wir als Eltern den Lehrpersonen bei deren Arbeit ab und zu im Weg. Von Bekannten habe ich vernommen, dass sie sich mit der Schulleitung angelegt oder sich mit der Lehrerin bezüglich der Einstufung in die Oberstufe zerstritten haben.

Liebe Eltern, wir sind Vorbilder für unsere Kinder! Wenn wir ihnen vorleben, dass wir den Streit nur noch über den Anwalt lösen können und die Lehrpersonen wegen eines vergessenen Punkts bei der Prüfung direkt angeschnauzt werden, so nehmen Kinder das unterbewusst auf und die Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen wird auch für sie schwieriger. In Anbetracht, dass in den kommenden Jahren viele Lehrpersonen fehlen werden, sollten wir unsere Verantwortung wahrnehmen und unseren Teil dazu beitragen, dass wir sie unterstützen, wo wir können, und fair mit ihnen sind.

Mehr «Danke» sagen

Uns als Eltern passieren auch Fehler, und so darf das auch im Klassenzimmer sein. Bedanken wir uns doch für ihre Arbeit nicht nur jährlich beim Schulabschluss mit grossen Geschenken, sondern wertschätzen ihr tägliches Engagement, wann immer es möglich ist. Manchmal reicht auch ein simples «Danke für Ihre Arbeit».

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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