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Einzelkind – sozial inkompetent und frech?

Der Wettlauf um Baby Nr. 2  

Der gesellschaftliche Druck auf Mütter kann enorm sein. (Bild: Adobe Stock)

Mit Baby Nr. 1 hat alles wie am Schnürchen funktioniert. Es gedeiht prächtig, gibt die ersten Worte von sich und läuft bereits ein paar Schritte. Und dann kommt sie, diese verflixte Frage: Wann kommt denn nun Baby Nr. 2? Und damit wird eine Lawine an Erwartungen ausgelöst – mehrerer Art.  

Eigentlich wäre dieser Blogbeitrag mit der Frage, wann kommt Baby Nr. 2 nicht nötig. Aber eben, da ist ja noch dieses Wort, «eigentlich». Denn «eigentlich» ist er leider immer wieder nötig und zwar aus verschiedenen Gründen. Und auf diese werde ich iterativ zu sprechen kommen. Aus objektiver, aber auch subjektiver Sicht. Bei mir war es nämlich eigentlich auch so, dass ich es nicht nötig fand, darüber zu schreiben. Bis es eben eigentlich doch nötig wurde. Aber Achtung: Triggerwarnung! 

Beginnen wir bei der Frage des Zeitpunkts «Wann kommt Baby Nr. 2?». Daran geknüpft ist nämlich nicht nur die Erwartung der Gesellschaft, die gewissermassen vorgibt, eine Familie mit einem Kind könne doch nicht nur ein Kind haben. Es muss doch mindestens zwei davon geben. Das war auch bei uns so. Schliesslich bin ich in einer Familie mit drei Geschwistern aufgewachsen. Mein Mann hat sogar sechs. Also ist die Frage durchaus berechtigt, werden sich manche denken. Nein, ist sie nicht. 

Einzelkind – sozial inkompetent und frech?

Einzelkinder werden bis heute gesellschaftlich stigmatisiert. Sozial inkompetent, frech, unselbstständig, verwöhnt. Das sind Attribute, die mit Einzelkindern assoziiert werden. Und sie sind – falsch! Denn wie ein Kind erzogen wird, liegt nicht nur an den Eltern oder den Geschwistern, sondern am gesamten sozialen Umfeld. Und natürlich am Kind selbst. 

Erfahrungsgemäss ist es so, dass sich Arbeitgeber von Frauen nicht zwangsläufig über Baby Nr. 2 freuen. Sie scheinen schon fast froh zu sein, wenn es bei einem Kind bleibt. Das habe ich bei mehreren Freundinnen erlebt oder erlebe es noch. Anders sieht es teilweise bei den Teammitgliedern aus. Unter Umständen freut sich dann nämlich eine dritte Person daran, die Position der werdenden Zweifach-Mama zu übernehmen. Was karrieretechnisch absolut verständlich, für die werdende Mama aber teilweise echt hart ist.  

Sex nach Plan

Die verflixte Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für Baby Nr. 2 bringt dummerweise eine unausgesprochene Erwartung mit sich, die sehr schmerzhaft sein kann. Man weiss nämlich bei dieser Frage nie, wie lange das Paar es bereits mit Baby Nr. 2 versucht. Nicht selten probieren es Paare mehrere Monate bis zu Jahren. Sex nach Plan. Logisch, dass damit auch der Funke Romantik wegfällt. 

Oft wissen Paare gar nicht so genau, an wem es liegt. Das ist teilweise auch besser so, weil die Schuldzuschreibung sonst einen der Partner mehr als den anderen trifft. So zumindest haben es mir diejenigen Paare aus meinem Umfeld erzählt, die es seit längerem probieren, es aber (noch) nicht geklappt hat. Schuldgefühle keimen auf. Und die Frage nach dem: Was machen wir falsch?

Achtung: Fehlgeburten gehören dazu!  

Zu Babys und Schwangerschaften gehört leider immer auch das Wort: Abort. Fehlgeburt. Paare mit einem Baby oder Kleinkind können in der Zwischenzeit auch eine Fehlgeburt erlitten haben. Dann wiegt die Frage nach Baby Nr. 2 erst recht schwer wie eine Tonne. Das habe ich aus meinem engsten Umfeld selber miterlebt. Und dann gibt es auch noch diejenigen Frauen, die aufgrund eines Kaiserschnitts gar nicht schwanger werden dürfen.  

Was aber sollen wir tun, wenn es uns trotzdem interessiert, wann es Baby Nr. 2 gibt? Weil wir beispielsweise zur Familie gehören oder über die aktuellsten Geschehnisse unserer besten Freundin oder unseres besten Freundes informiert sein wollen? Das ist relativ einfach zu beantworten.

Gut zuhören. Gut beobachten. Gut (mit-)fühlen. Denn durch diese Eigenschaften sieht und fühlt man diese, uns wichtigen Menschen oft wesentlich genauer, als wenn man ihnen diese Frage direkt ins Gesicht wirft. Der Vorteil daran? Die Narbe des Gegenübers hat Zeit zu heilen und es kann sich mitteilen, wenn es soweit ist. Der Nachteil? Man erfährt vielleicht nicht als erstes, wann es Baby Nr. 2 endlich geben wird. Dafür erweitert sich der eigene Charakter aber um etwas wesentlich Wichtigeres, das man so leicht nicht findet: Empathie.

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Kinder: Neun Monate sehnt man sie herbei und dann machen sie einen Haufen Arbeit. Und bestimmen ab sofort Mamis und Papis Leben. Fünf Mütter und ein Vater schreiben über ihren Alltag mit dem Familienzuwachs. Von Herausforderungen, Veränderungen, Ängsten und Freuden.
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