eat’n drink
Blog
Restaurant-Test

Einhorn Luzern: So gut ist das Lokal in der Touristenmeile

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Italienisch
  • Ambiente Traditionell
Seit dem Mittelalter wird im Einhorn an der Luzerner Hertensteinstrasse gewirtet. (Bild: hch)

Einmal Menü eins und das grosse Vitello tonnato: So lautete unsere Bestellung an diesem Mittag auf der schönen Terrasse des Restaurants Einhorn. Trotz des entspannten Ambientes inmitten der Luzerner Altstadt benötigte der Hauptgang etwas Mut, denn in der Küche musste es an diesem Tag wohl etwas schneller als üblich gehen.

Man braucht kein allzu regelmässiger Restaurantbesucher zu sein, um das Einhorn – oder auch Pizzeria da Tommaso, wie das Lokal im Zusatz heisst – zu kennen. Sei es aufgrund der prominenten Lage in der Luzerner Fussgängerzone oder der markanten Einhorn-Statue auf der Terrasse. Oder auch, weil man sich an die Besetzung von 1981 erinnert (zentralplus berichtete).

Verhindern konnten die Hausbesetzer den Abriss des alten Gebäudes, das sich damals in der Hand der Credit-Suisse-Vorgängerin Kreditanstalt befand, zwar nicht. Die Wirte jedoch blieben dieselben, Luisa und Tommaso Vaglio.

Mittagsmenü statt Sandwich

Wer zwei Grossbanken übersteht und mehr als 45 Jahre am selben Ort wirtet, muss vieles richtig machen. Um uns selbst davon zu überzeugen, wählen wir einen schönen Sommermittag. Wie üblich bestellen wir zumindest einmal das Menü eins – so, wie das viele der Mittagsgäste ebenfalls tun. Gerade für weniger Entscheidungsfreudige oder Neugierige sind die Tagesmenüs eine komfortable Variante, darüber hinaus auch preislich attraktiv.

Tommaso Vaglio soll einmal sein Unverständnis darüber geäussert haben, dass viele mit einem Sandwich in der Hand die Hertensteinstrasse runterhetzen, während sie sich für ein paar Franken mehr bei ihm bequem am Tisch bedienen lassen könnten. Recht hat er. Das Menü gibt es hier für weniger als 20 Franken.

Meine Begleitung versucht sich derweil an einem Vitello tonnato, das im Einhorn sowohl als Vorspeiseportion als auch als Hauptgang erhältlich ist.

Der Salat ist ein «Salätli»

Zur Vorspeise wird mir ein Salat gereicht – auch dies ist ein Vorteil der Menüvariante. Der Kellner nennt es «Salätli», und da kann man ihm schlecht widersprechen, etwas gar überschaubar fällt die Portion aus. Dabei gibt es keinen Grund für die Blätter, sich zu verstecken. Schön gelb und knackig ist der Mix aus Kopf-, Eisbergsalat und Lollo rosso, das Dressing mit Rotweinessig sorgt für die nötige Säure.

Danach stehen Tagliatelle mit Schinken, Champignons und Tomaten auf der Menükarte, doch oha: Die Tagliatelle sind ja rund. Bestellt hätte ich das Gericht aber auch mit Spaghetti, und dasselbe hat sich wohl auch der Koch gedacht, als er bei der Pastawahl die falsche Packung erwischte.

Nun denn, die Spaghetti sind perfekt im Biss und schmecken sommerlich nach Tomaten. Auch der Parmesan wurde bereits in der Küche über das Gericht gestreut, mittags bringen bekanntlich auch die Gäste etwas weniger Zeit mit. So schmeckt es denn auch. Wie hausgemacht, wenn die Nonna ihren freien Tag eingezogen hat und die Sauce für die Primi Piatti nicht den ganzen Tag auf dem Herd vor sich hin blubbern darf.

Wenn es schnell gehen muss

Etwas verdutzt schaute meine Begleitung auf den Teller mit dem Vitello tonnato, den der freundliche Kellner an den Tisch gebracht hat. Tatsächlich – die italienische Sommerspezialität kommt in einer Menge, die auch einen grösseren Hunger stillt und als Hauptspeise herhält. Es ist also nicht die Grösse des Tellers, die stutzig macht, sondern das Fehlen jeglicher Dekoration. Der Teller sieht aus, als habe er einen oder zwei Schritte im Herstellungsprozess in der Küche verpasst. 

Genau acht Kapern sind zu zählen, ein paar Tropfen Olivenöl und ein wenig arg zerzupfter flacher Peterli. Wenn das Sprichwort stimmt, dass das Auge mitisst, braucht der Angriff auf den Teller schon ein wenig Mut. Aber: Der Mut wird belohnt. Das Vitello tonnato schmeckt sehr gut, das Kalbfleisch ist von hoher Qualität und perfekt gegart, die Thonsauce ausgewogen und schmackhaft. Und als Belohnung erscheint unter dem letzten Stück Fleisch dann auch noch eine neunte Kaper. 

Bewertung

Preis-Leistung
****von*****
Die Karte bietet die italienischen Klassiker und einige Spezialitäten wie Melanzane alla Parmigiana oder Penne Rossini, auch die Seezunge oder das Rindsfilet (mit Steinpilzen) fehlen nicht. Die Preise sind trotz Lage in der Luzerner Fussgängerzone sehr attraktiv. Das Menü kostet mit Salat 19.50 Franken, das grosse Vitello tonnato wurde für 28.50 Franken serviert, die Getränkepreise entsprechen dem Durchschnitt. Der grüne Salat liegt noch unter der Schallgrenze von 10 Franken, und Pizza oder Pasta kostet zwischen 17.50 (Margherita) und 27.50 Franken.

Service
*** von *****
Wir können unter den freien Tischen wählen. Der Kellner ist effizient, und wenn es bei ihm einmal etwas länger dauert, ist der Chef zur Stelle. Einzig bei der Bezahlung lässt sich das angeschlagene Tempo nicht ganz halten. Den Reibkäse würden wir uns das nächste Mal dennoch auf dem Tisch und nicht bereits auf der Pasta wünschen.

Ambiente
****von*****

Das historische Gebäude in der Luzerner Altstadt soll im Jahr 1350 erstmals urkundlich erwähnt worden sein, im Jahr 1586 dürfte es erstmals als Gasthaus gedient haben. An frühere Zeiten erinnert auch der Gastraum mit Art-déco-Elementen, im Aussenraum sammeln sich um den Einhorn-Brunnen die Tischchen. Es wird Wert auf eine gepflegte Tischkultur gelegt, der Abstand zum Tischnachbar ist ausreichend. Im Obergeschoss steht ein Raum für privatere Treffen zur Verfügung.

Onlinefaktor
****von*****
Die Website ist dreisprachig und bietet alles Erwartete. Die Online-Reservation klappt tadellos, Speise- und Weinkarte sind abrufbar, der Lageplan ist ebenso zu finden wie eine schöne Bildergalerie. Einzig die Tagesmenüs sind weder hier noch auf Social Media zu finden.

Und zuletzt gibt es die Rechnung.
Und zuletzt gibt es die Rechnung.

Einhorn – Pizzeria da Tommaso

Adresse:
Hertensteinstrasse 23
6004 Luzern

Telefon:
041 410 11 06

E-Mail-Adresse:
[email protected]

Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag 10.00 bis 23.30 Uhr
Sonntag geschlossen
Karte
eat’n drink
Blog
So isst zentralplus – Vom Gourmet bis zum Fast-Food – der eat’n drink-Blog befasst sich mit alltäglichen und besonderen gastronomischen Erlebnissen aus den Kantonen Zug und Luzern.
4 Kommentare
Apple Store IconGoogle Play Store Icon