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Restaurant-Test

La Perla Luzern: Wo auch der Pate einkehren möchte

  • Bewertung★★★★★★★★★★
  • Preiskategorie●●●●●●
  • Küche Italienisch
  • Ambiente Traditionell
Auch dieses Jahr dürfen Luzerner Restaurants Boulevardflächen und Parkplätze für die Aussenbestuhlung nutzen, wovon auch das La Perla profitiert. (Bild: hch)

Es braucht viel, um sich als Lokal während vieler Jahre an der Spitze zu halten. Das La Perla hat sich schon länger den Ruf als einer der besten Italiener Luzerns erarbeitet. Ob er heute noch verdient ist? Wir waren für einen Restaurant-Test zu Besuch.

Das Klischee sei mir verziehen. Würde Pate Don Vito Corleone einen Familienanlass in Luzern planen, die Chance wäre gross, dass sich die Famiglia im La Perla verabreden würde. Die Gäste kennen sich, das Servicepersonal ist seit ewiger Zeit dasselbe und Padrone Nicola Punzi zeigt sich präsent wie eh und je. Und wohl auch ebenso verschwiegen. Sagt zumindest meine Begleitung und die scheint es zu wissen.

La Perla bietet best of Italia für den Sommer

Wir trafen uns zum Mittagessen an einem schönen Sommertag, der Tisch war ideal zwischen Innen- und Aussenbereich platziert – im Schatten, aber dennoch an der frischen Luft.

Die Mittagskarte machte die Wahl schwer, sehr schwer. Neben einem Tagesgericht fanden sich zahlreiche Empfehlungen des Chefs – wer hätte da widerstehen können. Fünf Sommermenus, sechs Pasta- sowie drei Fleischgerichte waren aufgeführt, etwa Taglioni mit Sommertrüffel, verlockende Spaghettigerichte oder Thunfisch-Tagliata und Kalbspiccata. Sozusagen ein best of Italia für die heisse Jahreszeit.

Bei der Vorspeisen-Suppe kam es überraschend zu einem geschmacklichen Ausflug nach Frankreich. Die Kartoffelsuppe erinnerte an eine Vichysoisse, in diesem Fall eine nicht zu heisse Lauch-Kartoffelcrèmesuppe. Sie war schön cremig und ausgewogen, aromatisch, mit einem feinen Laucharoma.

Der Salat bestand aus Eisberg und Cicorino Rosso, frisch und schön knackig. Zwar war die Sauce in der Menge etwas gar bescheiden ausgefallen, dafür war das hochwertige Olivenöl, für dessen Begeisterung das Lokal bekannt ist, neben dem Balsamico umso besser herauszuschmecken.

Wie schneiden die Hauptgänge im Restaurant-Test ab?

Das Vitello Tonnato war so, wie es sein sollte: Vitello Tonnato und kein Tonnato Vitello, wie man es andernorts nicht selten als Mayonnaise-Dosenthunfisch-Mix auf dem Teller findet. Stattdessen wurde uns hauchdünn geschnittenes, rosa gegartes Kalbfleisch mit einer sparsam aufgetragenen harmonischen Sauce serviert. Ein Künstler nimmt ja schliesslich auch nicht den grossen Farbroller, um ein Landschaftsbild zu malen.

Eine Reminiszenz an Sizilien, wo mir morgens jeweils unvergleichliche Pistazien-Focaccias serviert wurden, war der andere Hauptgang: Paccheri mit Pistazienpesto. Die Röhrenpasta soll zwar ursprünglich aus dem gegenüberliegenden Kampanien stammen, doch einerlei: Das Gericht war schlichtweg famos. Die Menge entsprach einem guten schweizerischen Hauptgang und da weder beim Pesto noch den Pistazienkernen gespart wurde, musste ich den Löffel vorzeitig abgeben. Kein Bisschen blieb jedoch von den glücklicherweise nur zurückhaltend gebratenen Jakobsmuscheln zurück.

Dolci ist fast zuviel des Guten

Wenig Platz blieb da für das Dessert, eine Vanillecrème mit Erdbeertopping. Nicht weil sie schlecht war, sondern weil es zu viel des Guten gewesen wäre. Wir genossen dafür den Espresso.

Preis/Leistung
Gute Produkte haben ihren Preis – und solche werden im La Perla serviert. Tolles Olivenöl, frische Zutaten, kreative Klassiker und toll abgeschmeckt, bei unserem Besuch war alles sehr stimmig. Mittags wird ein Menu angeboten, ausserdem stehen Angebote aus der normalen Karte zur Auswahl. Die Gerichte auf der Mittagskarte haben denselben Preis wie abends, werden aber zusätzlich mit Suppe oder Salat sowie Dessert serviert. Getränke sind eher hochpreisig.
****von*****

Service
Kennt fast alle Gäste und freut sich über italienische Kommunikation. Ein klitzekleines Malheur gab es beim falschen Getränk und eine etwas lange Wartezeit für die Rechnung, davon abgesehen alles bestens und aufmerksam. Sehr charmant, dass das Dessert, auf das meine Begleitung verzichtete, mir angeboten wurde.
***von*****

Ambiente
Man kommt zum Essen hierher. Das Lokal liegt im Erdgeschoss eines gesichtslosen Wohnblocks in der verkehrsberuhigten Luzerner Neustadt, mit einer gepflegten Aussenbestuhlung auf den Parkplätzen. Im zeitlos eingerichteten Lokal fällt der farbenfrohe Boden auf. Wie in italienischen Restaurants üblich, stehen die klassisch gedeckten Tische teilweise eher eng beieinander.
***von*****

Online
Auch hier gilt: Man kommt zum Essen. In der Navigation der Website ist unter dem Menu nur ein kleiner Teil aufgeführt. Nach etwas Suchen findet sich dann auf der Startseite zwischen gluschtigen Bildern ein Link zum vollständigen Essensangebot. Seit Jahren werden im La Perla keine Pizzen mehr angeboten, obwohl sich das Lokal auf der Website mehrmals als Pizzeria bezeichnet. Die Online-Reservation klappt tadellos.
***von*****

Die Rechnung gibts wie immer ganz zuletzt.
Die Rechnung gibt's wie immer ganz zuletzt. (Bild: hch)

La Perla

Adresse:
Waldstätterstrasse 25
6003 Luzern

Telefon:
041 210 67 47

E-Mailadresse:
[email protected]

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag 11:30 bis 14:30 und 18 bis 24 Uhr.
Karte
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9 Kommentare
  • Profilfoto von Giuseppw
    Giuseppw, 07.02.2024, 09:01 Uhr

    Das La Perla existiert nicht mehr!

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  • Profilfoto von Max
    Max, 12.11.2023, 12:52 Uhr

    Wieder ein gutes, wertvolles Stück Luzerner «Wirtsschaftsgeschichte» geht verloren. Danke an Nicola und das ganze Team für die wertvollen, schönen Momente in all den Jahren. Wir werden Euch vermissen!!!

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  • Profilfoto von Baldo
    Baldo, 29.07.2023, 20:40 Uhr

    Sorry, aber sehr überbewertetes, überteuerten Restaurant.

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  • Profilfoto von Piero Brivio
    Piero Brivio, 21.07.2022, 12:18 Uhr

    Lieber Herr Hug
    Gegenüber Sizilien liegt KALABRIEN. KAMPANIEN hingegen ist die Region in Zentralitalien mit der Hauptstadt Roma.
    Saluti,
    Piero Brivio

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    • Profilfoto von Baldo
      Baldo, 30.07.2023, 21:01 Uhr

      Nicht ganz, Rom gehört zu Lazium und Neapel zu Kampanien.

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  • Profilfoto von Familie Fasel
    Familie Fasel, 20.07.2022, 08:24 Uhr

    Ich kenne kein Restaurant in Luzern, in dem man so eng sitzen muss wie im La Perla. Jeder Millimeter Boden wird da ausgenutzt und wenn das Lokal voll ist, ist es unerträglich, dort zu essen. Das Essen ist ok, aber die enge Bestuhlung ist ein Graus, den sich unsere Familie nicht mehr antut.

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  • Profilfoto von tore
    tore, 18.07.2022, 17:44 Uhr

    «Das Klischee sei mir verziehen. Würde Pate Don Vito Corleone einen Familienanlass in Luzern planen, die Chance wäre gross, dass sich die Famiglia im La Perla verabreden würde. Die Gäste kennen sich, das Servicepersonal ist seit ewiger Zeit dasselbe und Padrone Nicola Punzi zeigt sich präsent wie eh und je. Und wohl auch ebenso verschwiegen. Sagt zumindest meine Begleitung und die scheint es zu wissen.»

    -> Sorry – geht gar nicht. Wenn Sie sich ernsthaft über die Mafia informieren, werden Sie wohl nie mehr so einen Vergleich anstellen. Zudem, rücken Sie «La Perla» (wohl) unabsichtig in ein schiefes Licht.

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    • Profilfoto von Christian Hug
      Christian Hug, 18.07.2022, 17:53 Uhr

      Danke für den Hinweis. Es ist in keinster Weise die Absicht, das La Perla auch nur in die geringste Nähe der Mafia zu rücken. Viel mehr geht es um eine Reminiszenz an einen grossartigen Film, der als eines der künstlerisch bedeutendsten Werke der Filmgeschichte gilt.

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    • Profilfoto von Jerome Halter
      Jerome Halter, 10.09.2023, 18:02 Uhr

      Scheinbar sehr empfindlich? Diese Reaktion finde ich übertrieben. Passt wohl zur heutigen ich-fühl-mich-unwohl Zeit… Der Artikel ist spannend geschrieben und gefällt mir.

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