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Grosses Viehsterben auf der Allmend

Als die Zuger Allmend die Bürger in Todesangst versetzte

Vor einigen Hundert Jahren bekamen es die Zuger mit teuflischen Wesen zu tun. (Bild: Dall-E)

Auf der Zuger Allmend war früher buchstäblich der Teufel los. Die Bürger machten die Dämonen und böse Geister für ein grosses Viehsterben auf der Allmend verantwortlich. Hilfe kam aus dem Bündnerland.

Im christlichen Glauben wird der Teufel auch Satan, Belzebub oder Luzifer genannt. Der vom Himmel gefallene Engel, wie der Teufel ebenfalls bezeichnet wird, ist der göttliche Gegenspieler und steht für das personifizierte Böse. Diese dunkle Macht, das Ungeheure oder Unheimliche, versetzte die Menschen in Angst. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert wird in vielen Berichten von Dämonen, Geistern und Teufeln berichtet. Auch in verschiedenen Zuger Sagen finden sich Geschichten zu Teufeln und Dämonen. Teufel oder Diábolos, das Wort stammt aus dem Altgriechischen und heisst so viel wie durcheinanderwerfen oder verwirren.

Eine äusserst wilde und eigenartige Geschichte ist die Sage vom «Gschpängscht und de Tüüfel uf de Allmänd». Hier versetzen zahlreiche Geister und Dämonen die Bürger für eine lange Zeit in Angst und Schrecken und bringen viel Leid über Mensch und Tier.

Tausende tote Nutztiere

In einer alten vergilbten Handschrift wird berichtet, wie einst auf der Zuger Allmend feurige Dämonen und Gespenster ihr Unwesen trieben. Die Zuger Bürger beklagten sich, dass Tag und Nacht ein unheimliches Ungeheuer auf der Allmend hauste. Das Vieh, das man auf der Allmend zur Weide führte, kam zu Schaden. Von ein paar Tausend Stück wird berichtet. Vieles wurde ausprobiert, um diesen bösen Geist zu vertreiben, aber nichts nützte. Verschweigen konnte man diese dunkle Geschichte auch nicht, da die feurige Gestalt sich bei Tag und Nacht schon vielen gezeigt hatte.

Ein Feuerwesen trieb auf der Zuger Allmend sein Unwesen. (KI-generiertes Bild für Illustrationszwecke). (Bild: Dall-E)

Es kam der Tag, an dem sich niemand mehr über die Allmend traute. In der ganzen Nachbarschaft, bis weit über die Zuger Grenze hinaus, sprach man von diesem Feuermann. Anfang März im Jahr 1574 hätten die Zuger einen Teufelsbeschwörer aus Chur beauftragt, diesen Teufel auf der Allmend zu vertreiben. So berichtet ein Heinrich Schmid, Bürger aus Zürich, der in Zug geschäftlich zu tun hatte und das Ganze mit eigenen Augen gesehen hatte, seinen Obrigkeiten später.

Ein Bündner hilft, ein Zürcher berichtet

Als er das viele Volk aus der Stadt Zug ausziehen sah, hat er sich erkundigt, ob eine Prozession stattfinde. Die Leute gaben ihm darauf zur Antwort, dass ein Teufelsbeschwörer aus dem bündnerischen Chur soeben zwei Teufel aus dem Baarertor hinausgejagt habe. Daraufhin mischte sich der Zürcher unter das Volk. Und tatsächlich sah er zwei Teufel in Männerkleidern, mit Bärten und wallend langem Haar, dort stehen. Diese sahen aus wie Geissböcke. Als er wieder langsam in die Stadt zurückgelaufen sei, habe man ihm erzählt, dass sieben Teufel vor dem Schützenhaus gestanden hätten, und der Teufelsbeschwörer habe ihnen lange aus einem Buch vorgelesen.

Am 5. März ging der Teufelsbeschwörer dann auf die Allmend. Mit einem grossen Schwert hat er auf eine alte Eiche geschlagen. Wie auf Kommando sprangen im selben Augenblick fürchterliche Gestalten aus dem Baum. Sie liefen geradewegs zum Schützenhaus, und auf dem Weg dorthin griffen sie ein paar Schaulustige an, die das Geschehen beobachteten. Vier starben grad, und fünf wurden daraufhin schwer krank. Das Volk erschrak zünftig ob dieser Teufel.

Der Beschwörer wurde vom Zuger Ratsherr Salomon Haberer begleitet. Plötzlich war es passiert, dass ein Teufel den Beschwörer, der gerade an der Arbeit war, an der Gurgel gepackt hatte. Der Ratsherr musste ihm zu Hilfe eilen, kippte dem Teufel einen Eimer Wasser über den Kopf und konnte den Beschwörer befreien, der fast erwürgt worden wäre.

Noch eine «böse Fahrt»

Der Zürcher Bürger war in der Karwoche nochmals in Zug und berichtete nach seiner Rückkehr dem Magister Bullinger und Bürgerschreiber Kambli eine weitere Geschichte. Er sei in Zug im Wirtshaus Krone beim Nachtessen gewesen. An diesem Tag sei der Churer Teufelsbeschwörer mit weiteren Anwesenden ebenfalls dort gewesen. Der Churer habe ihm mitgeteilt, dass er nach dem Essen, zwischen neun und zehn Uhr, wieder an die Arbeit wolle. Als alle gegessen hätten, hätte der Teufelsbeschwörer allen Gästen noch ein Mass Wein bezahlt und gemeint: «Ich muss noch eine böse Fahrt machen, betet für mich zum Herrgott.»

Der Churer ist mit dem Ratsherr Haberer und ein paar weiteren mutigen Männern auf die Allmend raus. Kaum sind sie dort angekommen, kamen schon vier feurig-brennende Teufel angesprungen. Der Beschwörer machte einen Satz und sprang mitten unter sie und verschwand spurlos. Die Teufel haben ihn wohl mit Leib und Seele mitgenommen. Der Churer versprach dem Zürcher vorher, dass er in 24 Stunden wieder in der Krone sitzen würde, wenn es ihm gut gelinge. Der Zürcher wartete vergebens.

Vier Feuerteufel sollten der Bündner Teufelsbeschwörer und seine Begleiter vertreiben. (KI-generiertes Bild für Illustrationszwecke).

Heinrich Schmid erzählte weiter, dass Haberer vor dieser Nacht mit diesen Geschehnissen in eine schwere Ohnmacht gefallen sei. Die Ohnmacht habe den Bannkreis für einen kurzen Moment aufgelöst. Da seien die Teufel gekommen und hätten ihn packen wollen. Der Beschwörer hätte ihn gerade noch rechtzeitig retten können, bevor er danach selber mitgenommen worden sei. Salomon Haberer habe im Nachhinein berichtet: «Ich will für mein Vaterland, der Stadt Zug, meinen Herren und Oberen dienen, aber so etwas mache ich nie mehr mit, vorher verlasse ich meine Heimat.»

Die Erlösung bringt ein Basler

Der Churer Beschwörer hat auch vier Teufel in die Eiche gebannt, bevor er verschwand. Den Baum hat er mit einem Bannbrief gekennzeichnet. Ein äusserst geistreicher Zuger hat den Bannbrief weggenommen, und im selben Augenblick sind die vier Teufel aus dem Baum gesprungen und haben den Mann so übel zugerichtet, dass dieser kurz darauf verstarb. Nach all diesen grausigen Taten hat man vergeblich nach dem Churer Beschwörer gesucht. Die teuflischen Gespenster waren noch einige Jahre auf der Allmend und haben Tag und Nacht Menschen angefallen. Der Rat liess daraufhin noch einmal einen Beschwörer kommen, der die Gespenster nach Wylägeri in ein Tobel gebannt hat.

Wo heute Sport getrieben wird, gingen einmal Teufel um. (Bild: Maria Greco)

Auf der Allmend hatte es aber noch immer Geister, und der Rat liess ein weiteres Mal einen Beschwörer kommen, diesmal aus Basel. Diesem versprachen sie eine grosse Belohnung, sollte er seine Arbeit gut machen. So hat er mit zwei Beobachtern, Hans Brandenberg und Jakob Nussbaumer, die Geister endgültig vertrieben. Die zwei Zuger haben nicht schlecht gestaunt, als sie die vielen Geister gesehen haben. Es waren alles bekannte, längst verstorbene Zuger Bürger. Sie trugen die Kleider, die sie zu Lebzeiten anhatten, als sie noch in den Zuger Gassen unterwegs waren. Der Beschwörer hat sie alle mit einem Strick zusammengebunden und sie auf den Pilatus gebannt. Seither ist es ruhiger geworden auf der Allmend.

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Ob Hintergründe zu alten Gebäuden, Geschichten zu Plätzen, stadtbekannte Personen, bedeutende Ereignisse oder der Wandel von Stadtteilen – im «Damals»-Blog werden historische Veränderungen und Gegebenheiten thematisiert.
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