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Herausforderungen eines Landwirtschaft-Lehrlings

Herbar: Häufig ungeliebte Aufgabe angehender Bauern

Das Herbar wird sorgfältig von unserem Lernenden erstellt (Bild: zvg)

Auf dem Weg zum gelernten Landwirt gilt es auch jede Menge Pflanzen auswendig zu lernen. Dass das die Lernenden nicht immer mit gleichem Effort machen, weiss Priska aus erster Hand. Dabei hilft es manchmal, die Welt durch Kinderaugen zu sehen.

Wer kennt es nicht, wenn man eine Aufgabe erhält, die einen Zeit, Geduld, Sorgfalt und, ja, auch Ausdauer und Energie kostet. Nein, ich spreche nicht von den täglichen Hausarbeiten. Etwa die Gespräche, die es braucht, bis die benutzten Socken endlich im Wäschekorb und nicht in einer Ecke des Zimmers landen. Auch nicht die Abfrage der Französisch- oder Englischvokabeln bei zwei unserer Jungs, welche die fünfte und sechste Klasse besuchen.

Die Wochenplanung, was es zu essen geben soll, inklusive Sonderwünsche von Geburtstagskindern? Auch das meine ich nicht. Ich spreche vom Herbarium, kurz Herbar. Das ist eine Sammlung von getrockneten Pflanzen in einem Buch oder Ordner. Also eine Art selbstgemachtes Pflanzen- oder Kräuterbuch, wenn man so will. Ein solches müssen die Auszubildenden Landwirte während des ersten Lehrjahrs machen. Genau genommen tun sie es für sich selbst, da sie ja die Pflanzen erkennen sollten, die auf dem Land wachsen. Schliesslich sollten sie einmal bestimmen können, ob es sich um wertvolles Futter für die Tiere oder nur um Unkraut handelt.

Die Natur gibt den Zeitplan vor

Kaum sind die Lernenden auf einem Betrieb gestartet, müssen sie gleich mit dem Herbar beginnen, da sie ansonsten viel zu wenig Pflanzen haben werden. Warum? Weil die Natur den Takt angibt, wann was blüht. Wer gewisse Blüten in seinem Herbar haben möchte, muss sie dann sammeln, wenn sie blühen. Die Arbeit, ein Herbar zu gestalten, verlangt den Jugendlichen Zeit, Geduld, Sorgfalt und auch Ausdauer ab. Vor allem die blühenden Pflanzen auch zu finden, wenn sie wieder einmal einen unfreiwilligen Spaziergang durch die Landschaft machen müssen. Eigentlich eine Aufgabe, die problemlos zu bewältigen wäre.

Kräuter auf der Wiese. (Bild: zvg)

Und hier komme ich ins Spiel. Ab und zu gibt es Lernende, welche bei dieser Arbeit begleitet werden müssen. Gründe dafür, weshalb es nicht ganz selbstständig gemacht wird, gibt es viele. Welche Gründe das sein könnten, weiss man schnell, wenn man an die eigene Lehrzeit oder an das eigene Herbar zurückdenkt.

Unser Lernender ist auf gutem Weg

So oder so ist das Begleiten des Herbars meine Aufgabe. Es ist wieder so weit. Einer unserer Lernenden ist in der Zweitausbildung, sprich, er macht eine verkürzte Lehre und steigt somit im zweiten Lehrjahr ein. Er muss es bis Mitte Juni abgeben. Vor einer Woche hat er nochmals ein paar Pflanzen als Hausaufgabe bekommen, die er sammeln, bestimmen, trocknen und einkleben soll. Nun sitzen wir am Tisch beim Mittagskaffee und schauen uns die Arbeit an. Die anderen machen ihre wohlverdiente Mittagspause.

Das Herbar ist fast komplett, zwei Gräser und eine Heckenpflanze fehlen noch. Es hat keine Kaffee- oder Schokoladeflecken, die Folien haben keine Rümpfe, keine Pflanze sieht aus wie verwelkt. Das kommt gut, denke ich, sofern alle Pflanzen richtig bestimmt wurden. Ich entlasse unseren Lernenden mit ein paar kleinen Tipps. Damit gibt es bestimmt eine gute Note für seine Zeit, seine Geduld, seine Sorgfalt, Ausdauer und Energie.

Spannende Informationen rund um die Kräuter sind im entsprechenden Sachbuch nachzulesen (Bild: zvg)

Am Nachmittag gehe ich meinen gewohnten Arbeiten nach, beschliesse jedoch, später noch mit unseren beiden Hunden einen Spaziergang um den Mauensee zu machen. Kurz bevor ich wieder bei uns zu Hause ankomme, sehe ich unseren Nachbarn, welcher sich ebenso in der Zweitausbildung zum Landwirt befindet. Er hält sein Handy auf verschiedene Pflanzen gerichtet und läuft auf den Wiesen hin und her. Er ist wohl noch nicht fertig mit dem Herbar. Ich helfe ihm kurz, die Welt wieder mit Kinderaugen zu sehen und schon hat er sechs zusätzliche Pflanzen, die er sorgfältig trocknen, bestimmen und einkleben kann.

(Bild: zvg)

Betriebsspiegel

  • Priska und Marcel Niffeler-Filliger mit drei Kindern zwischen 11 und 14 Jahren, Bognau, 6216 Mauensee
  • Zwei bis drei Mitarbeitende und zwei Lernende
  • Hof mit zwei Standorten, einer im Eigentum, der andere in Pacht
  • Tiere: 140 Milchkühe, eigene Aufzucht, 592 Mastschweine, eigene Fressermast
  • Betriebsgrösse: 73 Hektaren (die gesamten Flächen dienen der Futterproduktion der Kühe und Schweine)
  • Kulturen: Wiesen, Silomais und Futterweizen

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Neben dem Handel mit Rohstoffen oder Tourismus sind Luzern und Zug auch für landwirtschaftliche Produkte bekannt. Doch wie geht es den Bauern hier, welche Sorgen und Hoffnungen haben sie? Monatlich erzählt hier ein anderer Bauer aus seinem Alltag.
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