Streit um Namen

Neue Zeitung sorgt für Ärger

Sehen fast gleich aus: Die neue «Luzerner Woche» und die etablierte «Luzerner Rundschau». (Bild: bra)

Die «Luzerner Woche» ist druckfrisch und 14 Seiten dick. Und gibt sich kampfbereit: Die Namensrechte für den Titel «Luzerner Woche» wären eigentlich bereits von einer anderen Zeitung reserviert. Zudem gleicht das Layout der bereits existierenden «Luzerner Rundschau». Das gefällt nicht allen. 

Die zweite Ausgabe der «Luzerner Woche» ist am am 5. Dezember erschienen und wurde breit in der Region verteilt. Was steht drin? Die Hälfte der 14-seitigen Zeitung bezieht sich auf die Region. Sie handelt von Weihnachtsmärkten zum Beispiel, besteht aus Ratgebern, oder einem Interview mit Regierungsrat Robert Küng, der auf «ein erfolgreiches Solarjahr 2014» zurückblickt. Die andere Hälfte des Inhalts hat keinen erkennbaren regionalen Bezug. Das wäre soweit kein Problem. 

Fraglich ist nur: Die Namensrechte an der Marke «Luzerner Woche» besitzt eine andere Zeitung, der «Anzeiger Luzern». Der Anzeiger ist das offizielle Publikationsorgan der Stadt Luzern. Darüber hinaus dürfte das Layout dieser neuen «Luzerner Woche» einer anderen etablierten Wochenzeitung in der Region nicht gefallen; der «Luzerner Rundschau». Das Erscheinungsbild ist fast gleich. 

«Anzeiger» prüft rechtliche Schritte

Der Neuling «Luzerner Woche» sorgt mit seinem Erscheinen für dicke Luft bei etablierten Zeitungen. Gegenüber zentral+ will sich Anzeiger-Geschäftsführer Bruno Vonwil nicht zum unerwünschten Namensvetter äussern. Ja, er sei aufgefallen, sagt er nur. Sonst gibt Vonwil sich eher wortkarg. Gut informierte Quellen sprechen derweil davon, dass der «Anzeiger Luzern» rechtliche Schritte prüft und gegen die neue «Luzerner Woche» vorgeht.

«Ich kenne das Markenrecht.»

Giuseppe Nica, Verlagsleiter «Luzerner Woche»

Auf der anderen Seite mag auch Giuseppe Nica, Verlagsleiter der neuen Zeitung, nicht allzu viele Fragen beantworten. «Neue Konkurrenz hat niemand gerne», sagt er nur. Nica führt mit seinem Firmennetzwerk über 30 Zeitungen in anderen Regionen der Schweiz. Die Namen klingen jeweils ähnlich, zum Beispiel «Zürichsee Woche» oder «Winterthurer Woche». In den letzten Jahren hat Nica sein Geschäft massiv ausgebaut. Die verschiedenen Zeitungen machen ihr Geschäft mit zentral verkauften und anschliessend weit verbreiteten Anzeigen über die verschiedenen Titel.

«Ich kenne das Markenrecht»

Auf den Namenstreit mit dem «Anzeiger Luzern» angesprochen, betont Verleger Nica selbstsicher: «Ich kenne das Markenrecht.» Wenn der Name eines Produktes mehr als fünf Jahre nicht in Gebrauch gewesen sei, verfalle der gesetzliche Schutz. Der Anzeiger habe seine Luzerner Woche bereits seit sechs Jahren nicht mehr publiziert.

Unterdessen taucht auf der Webseite des Luzerner Anzeigers das alte Logo wieder auf, wird also wieder eingesetzt. Das wiederum kümmert Verleger Guiseppe Nica wenig. Er hat bereits die Logos für die «Hochdorfer Woche», oder die «Willisauer Woche» kreiert, wie ein Blick auf seine Webseiten zeigt.

Rechts oben wird das Logo der alten «Luzerner Woche» eingesetzt.

Rechts oben wird das Logo der alten «Luzerner Woche» eingesetzt.

(Bild: anzeiger-luzern.ch)

Streitigkeiten vor Gericht sind für Nica nicht neu. Bereits bei anderen Zeitungstiteln waren Anwälte im Spiel. Ende 2013 ging die «Basler Zeitung» juristisch gegen den Verleger vor, als er die «Basler Woche» ins Leben gerufen hatte. Diese gab es allerdings schon vor 13 Jahren, damals als Produkt der «Basler Zeitung Medien». 

Auch hier hatte der Herausgeber mit der Wahl des Namens die Aufmerksamkeit der Rechtsabteilung der Basler Zeitung Medien auf sich gezogen. Nica selber scheint das aber nicht zu beeindrucken. Seine Zeitungen werden inzwischen unter den Titeln «Baselland Woche», «Baselland Zeitung» und «Basler Woche» verbreitet. 

Ähnliches Layout wie «Rundschau»

Des Weiteren sieht das Layout von Nicas neuer Zeitung der bestehenden «Luzerner Rundschau» sehr ähnlich: Ein dicker blauer Balken auf der Front, vier Bilder darunter. Deutlich anders ist nur die Schrift. Der Geschäftsleiter der «Luzerner Rundschau», Martin Plazzer, möchte diese Ähnlichkeit nicht kommentieren. Aufgefallen sei sie ihm schon. 

Die nächste Ausgabe der «Luzerner Woche» erscheint laut Guiseppe Nica im Januar. Sein Ziel sei es, in Zukunft einen wöchentlichen Erscheinungsrhytmus einhalten zu können. Ob diese Ausgaben dann in den Redaktionen von «Anzeiger Luzern» oder «Luzerner Rundschau» gut ankommen, darf bezweifelt werden. Zumindest werden ganzseitige Inserate mit fraglichem Regionalbezug, zum Beispiel von einem Wellness-Hotel aus dem Schwarzwald, für Kopfschütteln sorgen. 

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