Die bösen Zungen haben es auf Politiker abgesehen

Zuger Schnitzelbänke: Das sind die besten 2019

Heinz Oehen und Annemarie Wiederkehr sind schon seit vielen Jahren als Los Papagayos unterwegs.

(Bild: zvg)

Vom Steinhauser Gemeinderat über Beat Villiger und Peter Hegglin bis Theresa May: Bei den Zuger Schnitzelbänken bekommen Politiker, aber auch andere bekannte und weniger bekannte Personen noch einmal ihre Fehltritte vorgehalten. Wir haben die besten Sprüche gesammelt.

Man darf die Gegend guten Gewissens als «Zuger Schnitzelbank-Gürtel» bezeichnen: den Ennetsee. Denn zwischen Luzerner und Zuger Fasnacht haben die kurzen Verse in Steinhausen, Hünenberg und Rotkreuz Tradition. In Hünenberg beispielsweise geben sich die Bänkelsänger seit rund 40 Jahren die Ehre.

Die Sache mit der Nachbarschaftshilfe

Eine absolute Koryphäe in Hünenberg ist das Schnitzelbank-Duo Los Papagayos, bestehend aus Annemarie Wiederkehr und Heinz Oehen. Seit 1986 sind sie in der Einhorn-Gemeinde als Schnitzelbänkler aktiv, seit 2012 auch in Rotkreuz. Mit wechselnden Melodien glossieren sie internationale bis lokale Themen.

Ein Schwerpunkt dieses Jahr: die Nachbarschaftshilfe. Unter anderem reichten die Grünen Risch-Rotkreuz vergangenes Jahr eine Motion ein bezüglich Erweiterung der Freiwilligenarbeit mit einer koordinierten Nachbarschaftshilfe – und zwar mit Zeitgutschriften nach dem Modell «Kiss». Dies, obwohl die Gemeinde Risch daran ist, ein eigenes Netzwerk dafür aufzubauen.

 Der Schnitzelbank zur Nachbarschaftshilfe zum Reinhören:

Ein politisches Amt schützt bekanntlich vor den Schnitzelbänklern nicht – ganz im Gegenteil. So ist der SVP-Nationalrat Andreas Glarner (wieder einmal) ins Fettnäpfchen getreten. Als bekannt geworden ist, dass das erste Schweizer Baby des Jahres 2019 Muhammed heisst, konnte sich der Chefpolterer «gar nicht so richtig darüber freuen». Los Papagayos nahmen dies dankend auf:

De Tierarzt Doktor Stadelmaa empfiehlt üs für die Bruni:
«Nänd zum künschtliche Besoome mol so ne SVP-Muni.»
S’erscht Kalb mit Andreas Glarner-Gen, das eignet sich nid zom Schmuuse.
Bi dem chonnt de Mischt statt hinde – immer vorne uuse!

Wenn Singen nicht die Stärke ist

Zu den Schnitzelbank-Formationen in Hünenberg gehören auch die Tschickenhillers um Hedy Scheuber. Sie ist bereits seit 1997 als Schnitzelbänklerin in der Ennetsee-Gemeinde unterwegs. Zuerst als Rüüssbrogg-Fröschli, dann als Sumpfhuehn und seit 2005 als Teil der Tschickenhillers.

«Unser eidgenössisch diplomierter Helgenträger ist mein Sohn Jerry, er waltet seines Amtes seit 2004 und unterstützt mich bei der Pointenfindung», erklärt Scheuber. Ab und an dürfe er auch einen Vers vortragen. «Aber solo, weil singen ist nicht so seine Stärke», sagt Hedy Scheuber lachend.

Zudem wird sie seit rund sechs Jahren von ihrem Partner Thury Duss begleitet – und zwar in immer wieder neuen Rollen. Im Vorjahr beispielsweise als Tante Trudy.

Internationale Politiker kommen unter die Räder

Dieses Jahr blickten die Tschickenhillers unter anderem auf die Fussball-WM 2018 zurück:

Neymar-Schwalbe, Doppeladler und no viel meh
Schrägi Vögel chasch a dere Tschutti-WM gseh
Als schrägi Vögel tüend mer euch hüt ned verschoone
Für nes Doppelhuehn do gid’s jo kei Sankzione
Aber die allerschrägschte Vögel i eusem Kanton
Das weiss jetzt jede – die findet mer z’Choom!

Und auch internationale Politik in Verbindung mit dem WEF durfte nicht fehlen:

Mit em Grind dur d’Muur schlod im Trömp uf de Mage
De Makron muess sich mit Schilee schoon umeschlage
Therissa May hed de Brexit au nonig im Griff
Jetzt isch de Muurer fascht der einzig Promi am WEF
Im rote Hose-Gwändli chund denn no d’An-gelaa
Jo die Düütsche, die sind halt immer daa…

Die Tschickenhillers um Hedy Scheuber.

Die Tschickenhillers um Hedy Scheuber.

Wenig Liebe für den Autobahn-Halbanschluss

Seit dem Vorjahr ist das Trio Mischtchäfer um ALG-Kantonsrätin Hanni Schriber-Neiger in Rotkreuz als Schnitzelbank-Formation unterwegs. Schriber-Neiger war davor bereits bei der Formation «Kiosk» aktiv und Greth Furger bei der Gruppe Wannenpower.

Unter anderem war für die Mischtchäfer die neue Berechnungsmethode für die Chilbistände in der Gemeinde Risch ein gefundenes Fressen:

Miär sind jetz ä Stadt und top modärn,
tourismusmässig halt wiä Luzärn. Risch Tourismus das isch Promouschen und mega kuul,
zum grossi Rächnigä schriebe sinds ned zfuul!
Neu wird a de Chilbi abgrächnet nach Quadratmeter.
«Hesch du das gwüsst?» – Gmeindspräsi Peter!
Es stöhrt üs alli wehemänt und isch gar ned flott,
dass de Tourismus-Verein für de Stand meh Cholä wott!
D’Chilbistand-Betrieber rüefed us und chönds ned fasse!
Im Friede zlieb zahlt de Räscht – denn Gmeindskasse.
D’Chilbi hed stattgfunde und alli dörfid zueproschte:
D’Gmeind sell doch übernäh – grad alli Chilbichoschte!

Auch der geplante Autobahn-Halbanschluss Buonaserstrasse stösst bei den Mischtchäfer auf wenig Gegenliebe:

Höchi Herre wänd bim Sijental-Wald en Halbanschluss:
«Die Lösung» gäg dä Verkehr,
im Forrekreisel uss!
«Das git dur Rotchrüz, no meh Verkehr und Verdruss.»
Das sägid d’Awohner vo de Buonaserstross, hinde uss.
Dä Strosseplan isch för dMischtchäfer zom Verriesse.
Usem Wald chond en Wolf und tued uf dä Plan schiesse.
Hungrig wott de Riess-Wolf cho es jungs Rehli riesse.
«Dä sell zerscht im Gmeindrot rächt is Füdli biesse!»

Der Hund von Carina Brüngger

In Steinhausen ist es unter anderem das Quartett Wasebürschteli, welches Anekdoten aus dem Gemeindeleben zum Besten gibt und so manche Episoden ans Licht bringt.

Unter anderem bekam die Steinhauser Gemeinderätin und Präsidentin der Zuger FDP, Carina Brüngger, ihr Fett weg. Und mit ihr der gesamte Gemeinderat:

Eusi Gmeindröt sind glaub’s scho armi Tröpf,
kei Geld im Sack, e grossi Leeri, i ihrne Chöpf.
Salär müesst mer glaubs erhöhe, mir wüsset,
ihr findet das vermesse,
aber so müessti ide Carina ihre Hund,
nümm de Adventskranz frässe.

Häme für SVP-Kandidaten

Bei den Wahlen im vergangenen Oktober schickte sich Bruno Beck an, die SVP nach sechs Jahren Abstinenz wieder in den Steinhauser Gemeinderat zu hieven. Doch der Elektromonteur verpasste die Wahl ziemlich deutlich. Die Wasebürschteli nahmen vor allem seinen Wahlkampf und sein Wahlplakat ins Visier:

Wenn’t wotsch dass dich d’Lüüt au tüend wähle,
muesch ned nur im Rössli d’Stammgäscht, mit dine Ansichte quäle.
Au s’Outfit uf de Plakat, es isch zum Chotze,
das Gsicht hätsch sölle, e bitzeli ufmotze.
E geili Friiese, denebe de Zottel «mek, mek»,
so hätte mir dich chönne wähle, «Bruno Beck».

Das Quartett Wasebürschteli aus Steinhausen.

Das Quartett Wasebürschteli aus Steinhausen.

(Bild: zvg)

Und auch sonst nehmen die Wasebürschteli kein Blatt vor den Mund. Deswegen hier noch einige weitere «Schmankerl»:

Euse Schulvorsteher, hed sich präsentiert,
er wot sich profiliere.
D’Lehrerschaft findet’s lustig, sind fasziniert,
mit emene Gschenk tüent’s das gutiere.
E riese Tischbombe hed er debi,
brenne wot si ned, die Säu-Mohre.
I de Hand in a-zünde, das chas ned si,
em Staub Hans flügt s’Ganze um d’Ohre.

Am 11.11., 11 Uhr 11 im Pulverturm, «Lebuz, Lebuz»
kei Fasnachtsprinz wiet und breit, wo steckt er denn de Chnurz.
De Zeremonius ned verläge, das sich kei Witz,
per Videokonferenz gseht s’Fasnachtsvolk de neui Prinz.
Es sone müede Blick, ihr gsend’s ihm aa,
de Odermatt André hed halt geschter Hochzig ghaa.

An Villiger gibt’s kein Vorbeikommen

Auch der Schnitzelbänkler De Golfer ist in Steinhausen zuhause. Er widmete der Causa Villiger gleich zwei Verse:

Die einte sind mitenand im Schiff
Das isch üch sicher no en Begriff
D’Erfahrig zeigt, s chönt Lämpe gäh
Trotzdem chönts nöd all vorus gseh
Drum schlafets halt no e chli fremd
Bevors a d’Wiederwahle gönd

Hett de Villiger scho vorher denkt
Und sis Sprützli andersch glenkt
Denn wär nur d’Gschicht vom Auto gsi
Au die isch glaub no nöd verbii.
Er hett au chönne en Chnopf dri mache
Nur hetted mier ja denn nüüt z’lache.

Und auch dass der Zuger CVP-Ständerat Peter Hegglin sich vergeblich darum bemüht hat, aufs Bundesratsticket zu gelangen, nahm De Golfer dankend auf – inklusive den Sprachhürden, die Hegglin wenig elegant zu überwinden versucht hatte:

De Hegglin isch als Kandidat
Parat gsi für de Bundesrat
Er het sich Müeh ggäh wie verruckt
Doch denn hät plötzlich alles gstockt
Mer hät ihm z Bern denn ständig gseit
Du chasch kei Sprache, s tuet eus leid

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