Bundesamt korrigiert sich

Nach falschen BAG-Zahlen: Zug hält an strengen Regeln für Clubs fest

Zugs Kantonsarzt Rudolf Hauri (links) und sein Stellvertreter Hanspeter Kläy.

Das Bundesamt für Gesundheit hat am Wochenende einen Fehler eingeräumt: Nicht Clubs und Bars, sondern das familiäre Umfeld ist bedeutendster Ansteckungsort für Corona-Infektionen. Der Zuger Kantonsarzt erklärt, weshalb er die scharfen Massnahmen beibehalten will.

Für einen Bericht der Sendung «10 vor 10» hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Zahlen zu Corona-Infektionen zusammengetragen. Daraus ging hervor, dass bis zu 27 Prozent der Ansteckungen in Clubs oder Gastrobetrieben passierten. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass dabei Zahlen vertauscht wurden: Der grösste Teil der Ansteckungen geschieht im familiären Umfeld. In den Clubs liegt der Wert bei weniger als zwei Prozent, wie das BAG am Sonntag einräumen musste.

Zug hat Mitte Juli ziemlich schnell bei den Clubs reagiert und die Auflagen für einen Besuch verschärft. So dürfen sich nur noch maximal 30 Personen in einem Club oder einer Bar aufhalten. Bei Veranstaltungen ab 300 Personen sind Masken oder der Sicherheitsabstand zwingend.

Wir haben beim Kantonsarzt Rudolf Hauri nachgefragt, welchen Einfluss der Fauxpas beim Bund auf die kantonalen Massnahmen hat.

zentralplus: Rudolf Hauri, wurden die strengeren Auflagen für Clubs per Mitte Juli vor dem Hintergrund der falschen Daten des Bundes beschlossen?

Rudolf Hauri: Nein, der Kanton Zug hat die Massnahmen in diesem Bereich vor den falsch publizierten Zahlen des BAG getroffen. Es ist im Juni und Juli nachweislich zu verschiedenen Infektionen in Clubs gekommen, da die Abstands- und Hygieneregeln dort kaum eingehalten werden können. Deshalb hat der Kanton Zug in diesem Bereich Verschärfungen angeordnet.

«Insgesamt gehen im Kanton Zug 12,9 Prozent der Fälle – das entspricht 35 Infektionen – nachgewiesen auf Freizeitbeschäftigungen zurück.»

zentralplus: Machen die aktuellen Massnahmen überhaupt noch Sinn angesichts der Tatsache, dass sich offenbar nur ein kleiner Teil der Ansteckungen in Clubs ereignet? 

Hauri: Ja, die Massnahmen machen durchaus Sinn. Es ist nicht erstaunlich, dass die meisten Ansteckungen im Familienkreis geschehen. Wichtig ist dabei die Frage, wo sich das erste Familienmitglied infiziert hat und wo die Ansteckungskette ihren Ursprung hat. Bereits durch das Vermeiden von wenigen einzelnen Ansteckungen kann so eine spürbare Reduktion der positiven Fälle erreicht werden.

zentralplus: Hat die Korrektur des BAG Auswirkungen auf die Massnahmen? Wird die Lage bei den Clubs neu beurteilt?

Hauri: Nein. Unsere Einschätzung, dass die Hygiene- und Abstandsregeln in Clubs kaum eingehalten werden können, gilt nach wie vor. Die getroffenen Massnahmen in diesem Bereich bleiben deshalb in Kraft.

zentralplus: Gibt es Zahlen aus Zug, wie viele Ansteckungen in Clubs passiert sind?

Hauri: Eine detaillierte Statistik für Ansteckungen in Clubs führen wir nicht. Insgesamt gehen im Kanton Zug 12,9 Prozent der Fälle – das entspricht 35 Infektionen – nachgewiesen auf Freizeitbeschäftigungen zurück. Dazu zählen unter anderem auch Besuche in Clubs.

zentralplus: Welche Rolle spielen die Zahlen des Bundes für die Beurteilung durch den Kantonsarzt in Zug? 

Hauri: Wir nehmen sowohl die nationalen als auch internationalen Entwicklungen laufend zur Kenntnis und lassen diese in unsere Entscheidungen einfliessen. Gleichzeitig ist die Aussagekraft einzelner Statistiken teilweise beschränkt.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Phil
    Phil, 04.08.2020, 08:58 Uhr

    Keine einzige Ansteckung gab es seit Ausbruch des Coronas in Clubs im Kanton Zug. Woher nehmt ihr eure Infos?
    Wird wohl Zeit das wieder illegal im Wald gefeiert wird…

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  • Profilfoto von Daniele
    Daniele, 03.08.2020, 20:01 Uhr

    Am besten schaut die Redaktion mal bei der Kantine und allgemein im Kantonsgebäude an der Aabachstrasse 5 in Zug vorbei! Von wegen Abstand oder Hygienevorschriften oder auch nur Ansatzweise was ähnliches! Aber gross andere verurteilen kann er! Es werden nicht mal Kontaktdaten erhoben! gar nix passiert dort!

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