Zuger Hilfsgüter für die Ukraine

Schweizer Hilfskonvoi soll unter Beschuss geraten sein

Die vielen Spenden stapeln sich vor dem katholischen Pfarreihaus in Baar. (Bild: zvg)

Bis gestern sammelte die Katholische Kirche Zug mit einer Hilfsaktion für die Ukraine. Eigentlich sollten die Spenden nun mit Lastwagen in die Ukraine unterwegs sein. Doch nach einem angeblichen Angriff auf einen Hilfskonvoi sollen die nötigsten Güter nun offenbar per Flugzeug in die Ukraine gelangen.

Dank einer breit abgestützten Hilfsaktion der reformierten und der katholischen Kirche haben in den vergangenen Tagen mehr als 600 Zuger den Kirchen Sachspenden für die Ukraine überlassen. Rund 300 Kisten Hilfsmaterial sind vor dem Pfarrhaus der Katholischen Kirche in Baar zusammengekommen: Der Aufruf zum Spenden war ein Erfolg (zentralplus berichtete).

«Die Solidarität der Zuger ist überwältigend», sagt Conny Weyermann von der Katholischen Kirche gegenüber zentralplus. Die erschöpfte Fachstellenleiterin hat lange Tage hinter sich.

«Wir haben viele Kissen bekommen, Bettwäsche und Essen». Nur bei den Medikamenten sei es etwas schwieriger gewesen, doch die Zuger Hilfsbereitschaft sei grossartig gewesen. «Einzelne haben allein in der Apotheke tausend Franken auf den Tisch gelegt und uns hervorragende medizinische Produkte gebracht», sagt Weyermann.

Ältere Zuger hätten auffällig oft ihre Vorratskammern geleert, andere gingen extra einkaufen, um etwas beisteuern zu können. «Und es kamen viele Ukrainerinnen zu uns. Das hat immer wieder zu sehr bewegenden Gesprächen geführt», so die Fachstellenleiterin. Viele haben noch Familie in der Ukraine und machten sich grosse Sorgen.

Hilfskonvoi soll beschossen worden sein

Fast eine Woche lang vereinnahmte die Sammlung drei bis vier Mitarbeiter der Kirche. Ergänzt wurden sie von vielen Freiwilligen, die sich spontan erkundigten, ob sie noch ein Paar helfende Hände gebrauchen können. Im Akkord sortierten und organisierten sie Bananenkisten voller Hilfsgüter.

Vier Liefer- und Lastwagen konnte die Kirche mit der russischstämmigen Initiantin Victoria Bucher füllen. Am Montag um 20.40 Uhr verliess der letzte Lieferwagen das Pfarrhaus. Allerdings nicht wie ursprünglich vorgesehen in Richtung Ukraine, sondern in ein Zwischenlager in Spreitenbach.

Die Planänderung sei von der Ukrainischen Botschaft in Bern veranlasst worden. «Gestern geriet ein Hilfskonvoi unter Beschuss. Dabei waren auch Fahrzeuge, die von der Ukrainischen Botschaft in Bern entsandt worden sind», sagt Weyermann am Telefon mit zentralplus.

Deshalb sind die Waren nun in Spreitenbach zwischengelagert. «Dort sollen die Hilfsgüter nun möglichst rasch sortiert werden, damit das Nötigste per Flugzeug in die Ukraine gebracht werden kann.»

zentralplus hat in diesem Zusammenhang die Ukrainische Botschaft in Bern und das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) kontaktiert. Der Kommunikationsabteilung des EDA scheint zur Stunde kein Vorfall bekannt zu sein. Abklärungen laufen noch.

Markus Heller, Sprecher des EDA, erinnert daran, dass der Bund von Reisen in die Ukraine abrät. Wer dennoch in ein Gefahrengebiet reist, solle seine Reise beim EDA anmelden, damit dieses weiss, dass es Bürger in einem Gefahrengebiet hat. Und mit Hilfe der Travel Admin App des Bundes können Reisende den Kontakt zur offiziellen Schweiz halten.

Zug bereitet sich für die Aufnahme von ukrainischen Kindern vor

Der Kanton Zug sucht aktuell nach Räumlichkeiten, die als Schulräume genutzt werden können, sagt Conny Weyermann weiter. Denn der Kanton rechne damit, dass viele Flüchtlingskinder in die Zentralschweiz kommen könnten. Für diesen Fall bereite man sich nun vor.

«Wir machen in diesen Tagen all das, was eine Kirche machen sollte.»

Conny Weyermann, Katholische Kirche Zug

«Wir wurden für einen Raum für 15 Leute angefragt», so Weyermann. Die Kirche stelle einen Pfarreiraum zur Verfügung. «Abklärungen laufen auch bei Pfadiräumen und ähnlichem». Ob die Räume tatsächlich gebraucht werden, steht aber noch nicht fest.

«Weiter arbeiten wir gerade am Aufbau einer seelsorgerischen Betreuung für Flüchtlinge. Aber auch für russische Arbeitnehmer, die in Zug entlassen worden sind. Sollte denn jemand ein solches Angebot suchen.» Und weiter: «Wir machen in diesen Tagen all das, was eine Kirche machen sollte», bilanziert Conny Weyermann.

Luzerner Quartieraktion «überwältigt von der Hilfsbereitschaft»

Für vergangenen Samstag hat auch der Quartierverein Reussbühl in Luzern zur grossen Sammlung von Hilfsgütern aufgerufen. In nur drei Stunden wurde Organisator Fabrizio Laneve überwältigt von der Luzerner Hilfsbereitschaft. «Die Hilfsaktion war sehr gut, es sind wahnsinnig viele Sachen zusammengekommen», sagt Laneve.

Die Begegnungen im Quartier habe auch zu vielen guten Gesprächen geführt und das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. Die gesammelten Waren hat der Quartierverein zwischengelagert. Sobald möglich, sollen die Waren dorthin gebracht werden, wo sie gebraucht werden.

Ukrainer unterstützen mit Shopping und Konzertbesuch

Schon am Mittwoch, 9. März, gibt es in Zug die nächste Gelegenheit, um Ukrainer zu unterstützen. Das Brockenhaus Zug will nämlich sämtliche Einnahmen, die es an diesem Tag macht, der Glückskette spenden, um sie Ukrainern in Not zukommen zu lassen.

Ebenfalls für die Glückskette sammelt Fidea Design. Das Luzerner Unternehmen verkauft eigens designte Fouloiurs und Poster, die Friedenstauben vor den ukrainischen Flagge schmücken. Den Grossteil der Einnahmen spendet Fidea Design für die Ukraine: Shoppen und dabei Gutes tun.

Und am 11. März kommt es zu einem weiteren Benefizkonzert, diesmal in der Kirche St. Michael, ab 19:30 Uhr. Die Kollekte wird der Glückskette Schweiz gespendet.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch und Mailverkehr mit Conny Weyermann
  • Telefongespräch und Mailverkehr mit Fabrizio Laneve
  • Telefongespräch und Mailverkehr mit Andreas Heller
  • Schriftliche Anfrage bei der Ukrainischen Botschaft in Bern
  • Webseite des Brocki Zug
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