So geht es mit dem neuen Luzerner Theater weiter
Die rechtliche Blockade um das neue Luzerner Theater ist aufgehoben. Damit startet für die Stadt Luzern die Überarbeitung des Siegerprojekts «überall». Dabei nimmt sie die grössten Kritikpunkte auf.
Für den Luzerner Stadtpräsidenten Beat Züsli gehen lange Monate des Wartens zu Ende. Eigentlich steht das Siegerprojekt für das neue Luzerner Theater, «überall» der Ilg Santer Architekten aus Zürich, seit Ende November 2022 fest. Doch neun Architekturunternehmen reichten Beschwerden beim Verwaltungsgericht gegen das Wettbewerbsverfahren ein. Mit wenig Erfolg: Das Kantonsgericht ging auf vier Beschwerden nicht ein und wies fünf ab – der Entscheid ist inzwischen rechtskräftig (zentralplus berichtete).
Zur grossen Erleichterung für Beat Züsli: «Es gab zwar gewisse Verzögerungen im Prozess. Aber wir sind erleichtert, dass wir nun die Bestätigung haben, dass das Verfahren rechtmässig ist», sagt er auf Anfrage. Jetzt habe die Stadt eine gute Basis für die Überarbeitung.
Die unterlegenen Architekten akzeptierten das Urteil jedoch nur zähneknirschend. Unter anderem kritisierten sie, dass das Gericht der Jury einen «äusserst grosszügigen Ermessensspielraum» beimass (zentralplus berichtete). Darauf angesprochen, meint der SP-Stadtpräsident: «Ich möchte das gar nicht bewerten.»
Im Verfahren ging es gemäss Züsli um zwei strittige Punkte: Hat die Stadt Luzern alle Projekte korrekt beurteilt und nicht einige bereits vorher ausgeschlossen? Und war es korrekt von der Stadt, nicht alle Projekte auszustellen? Dabei hält er fest: «Das Gericht hat dazu sehr klar für uns entschieden.»
Wie gross wird das Theater wirklich?
Per sofort startet die Überarbeitung des Projekts, wie die Stadt Luzern am Freitag mitteilt. Dabei werden verschiedene Rückmeldungen der Jury und der Luzernerinnen aufgenommen. «Der zentrale Punkt ist das Volumen des geplanten Neubaus und dessen Abstand zur Jesuitenkirche», wie Züsli ausführt. Dieses Thema wurde von der Jury und in der Öffentlichkeit stark diskutiert, weshalb die Stadt in der Überarbeitung den Fokus darauf lege.
Weiter kläre die Stadt die Frage nach der Gastronomie. Im Projekt «überall» seien dafür relativ grosse Flächen vorgesehen. «Wir werden überprüfen, wo welches gastronomische Angebot auf welcher Fläche angeboten wird.» Zudem befasse sich die Stadt auch mit Fragen zu der Organisation, der Erschliessung und dem Erscheinungsbild.
Stadt war während Gerichtsverfahren nicht untätig
Gemäss Zeitplan soll das überarbeitete Projekt Ende des ersten Quartals 2024 vorliegen. Dann geht das Projekt mit einem Kredit-Antrag in den Grossen Stadtrat. All die erwähnten Punkte in nur einem halben Jahr zu überarbeiten, klingt sehr ambitioniert – was Beat Züsli auch zugibt. Jedoch betont er: «Wir sind immer noch in der Phase des Wettbewerbs. Selbst nach der Überarbeitung ist das neue Luzerner Theater noch nicht fertig ausgearbeitet.» Die eigentliche Projektierungsarbeit folgt erst nach Erhalt des Kredits des Grossen Stadtrats.
Für den Antrag möchte die Stadt darum zuerst die Fragen klären, die in der Öffentlichkeit am meisten zu reden gaben. Sprich: Grösse, Betriebskonzept und Aussehen, beispielsweise wie die Fassade gestaltet wird. Technische Details wie die Bauphysik oder die Akustik der Säle folgen erst danach.
Zudem haben die Pläne des neuen Luzerner Theaters in den Monaten während des Gerichtsverfahrens nicht nur Staub angesammelt. «Wir durften wegen des laufenden Verfahrens keine Aufträge an externe Planer verteilen. Aber wir haben intern den Überarbeitungsauftrag zusammengestellt und organisiert.»
Beat Züsli ist vom Projekt überzeugt
Insgesamt ist Züsli für das Projekt guter Dinge: «Das Projekt genoss auch vor der Überarbeitung schon eine grosse Unterstützung. Indem wir die Kritik und Anhaltspunkte aus dem Wettbewerb aufnehmen, wird das Projekt noch optimiert.»
Nach all den Startschwierigkeiten soll es endlich weitergehen mit dem Projekt. Zur Frage, welche Lehren die Stadt aus dem holprigen Start zieht, meint Züsli: «Es ist sicher wichtig und richtig, dass Vorgaben im Wettbewerbsverfahren sauber definiert sind. Aber grundsätzlich hat das Kantonsgericht uns attestiert, dass wir das Verfahren korrekt durchgeführt haben.»
Der Optimismus des Stadtpräsidenten scheint ungebrochen. Ob das überarbeitete Projekt auch die Gunst der Kritiker erlangt, wird sich Anfang 2024 zeigen.
- Medienmitteilung Stadt Luzern
- Medienarchiv zentralplus
- Telefonat mit Beat Züsli, Luzerner Stadtpräsident
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RT, 16.01.2024, 07:23 Uhr Die SP wehrt sich gegen die Überprüfung des Betriebskonzeptes, weil sie die Wahrheit fürchtet.
Aber genau darin besteht die einzige noch verbleibende Chance, das Projekt auch nur ansatzweise zu retten. Wer sich dieser fundamental wichtigen wirtschaftlichen Analyse verschließt, handelt fahrlässig. Weder die Landbevölkerung, noch die Jungen werden einem Projekt mit ausufernden Betriebskosten zustimmen.
Die SP täte gut daran, ihre Bestellermentalität abzulegen und die Fakten ernst zu nehmen. RR Hartmann macht genau das, was er muss. Kontrollieren und wenn nötig korrigieren. Dies als Misstrauen gegenüber der Stadt zu geißeln, ist nicht stichhaltig. Im Gegenteil: es ist dringend nötig.👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterHegard, 10.07.2023, 11:50 Uhr Züsli hätte es einfacher haben können, aber es ist ja bekannt, dass die SP nicht viel von der direkten Demokratie halten.
Von den Architekten eingereichten Vorschläge Fotos zB in den Medien Zentralplus veröffentlichen und jeder Luzerner könnte beim gewählten Projekt ein X hinterlassen, dadurch das Siegerteam eruieren.
Und ich bin immer noch der Auffassung, dass mit Digitalisierung der Bühne, kein Neubau nötig wäre👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterHans, 09.07.2023, 13:24 Uhr Herr Züsli ist studierter Architekt HTL und wird wissen was am besten in diese Gegend passt
Ich finde das Projekt ist gut und wertet diesen Platz auf
👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎3Daumen runterHugo Ball, 10.07.2023, 14:27 Uhr Offenbar hat er sich während seines Studiums nur für Fenster interessiert.
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LD, 08.07.2023, 11:08 Uhr Abgenutzte Formen: Die Zelebrierung unendlicher Belanglosigkeit moderner Architektur.
Ob mit der Überarbeitung des Projekts nebst Dimensionierung und Abstand zur Jesuitenkirche dieses Problem gelöst werden kann, ist fraglich.
Es fehlt der städtebauliche Wurf, der einerseits die bestehende Bausubstanz respektiert und andererseits ein modernes Ding hinstellt, das verbindet: ein autonomes Objekt, das die Beziehung zur Stadt herstellt. Ein Objekt, das programmatisch überall stehen kann, ist schlicht falsch. Hier sind wir nicht überall! Hier brauchen wir ein Projekt, das nur hier stehen kann, nur hierher gehören kann und nirgendwo sonst. Das KKL ist ein Beispiel dafür. Das Siegerprojekt, und höchstwahrscheinlich auch die Überarbeitung, wird diesen Anforderungen nicht gerecht. An Frank Gehry erinnernd, übernimmt das Projekt rücksichtslos den Platz und dominiert artfremd den Flussraum. Buchstäblich ein Fremdkörper. Nicht mal Schönheit zeichnet ihn aus, dem man möglicherweise einiges verzeihen würde.
Der Bau stellt sich hin als monströse Diva, ignoriert alles um ihn herum und zerstört massiv den heiteren, ruhigen, ja gelassenen Flussraum. Zerschmettert ihn geradezu.
Architektur hat dieser Stelle kostbar zu sein, gleichzeitig subtil im Umgang mit der sie umgebenden Substanz. Der alte mehrfach veränderte klassizistische Theaterbau kann ohne weiteres entsorgt werden, weil auch er wenig qualitativ noch immer fremd und unförmig wirkt. Gewöhnung soll kein positives Richtmass sein.Wenn sich Züsli schon ein Denkmal setzen will, soll er einen Entwurf fördern, der diese Kriterien ernst nimmt. Beharren auf die «Exzentrische» führt an der Urne zum Daumen runter.
👍4Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterMarie-Françoise Arouet, 09.07.2023, 16:48 Uhr Sehen Sie sich Herrn Züsli noch einmal an, hören Sie seinen Worten zu. Glauben Sie wirklich, es ist er, der sich ein Denkmal setzen will?
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Petra Lüscher, 07.07.2023, 20:01 Uhr In welchen Kreisen verkehrt Züsli eigentlich, dass er immer meint das Projekt geniesse eine so grosse Unterstützung? Lustige Optimismus Bubble da im stadthaus….
👍5Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterHugo Ball, 10.07.2023, 14:29 Uhr Wohl eher Neubad als Stadthaus.
Aber Grenzen verschwimmen…👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Franco Mantovani, 07.07.2023, 16:42 Uhr Schade, hat Luzern nicht mehr den Mut, grosse Projekte wie damals das KKL umzusetzen.
👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎3Daumen runterMarie-Françoise Arouet, 07.07.2023, 18:03 Uhr Hinter dem KKL standen ein charismatischer, jovialer, integrierender Stadtpräsident, ein international renommierter Architekt und ein Manager mit dem Nimbus eines jugendlichen Draufgängers und Tausendsassas.
Vergleiche!👍4Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runter
Hanspeter Flueckiger, 07.07.2023, 15:29 Uhr Nimmt mich wunder, wie viele von den Kritiker tatsächlich schon mal ein Theater von Innen gesehen haben oder gar wissen, wie die aktuelle Intendantin des Luzerner Theaters heisst.
👍0Gefällt mir👏1Applaus🤔0Nachdenklich👎5Daumen runterMarie-Françoise Arouet, 07.07.2023, 18:05 Uhr Intendantinnen und ihre obligatorischen Partner kommen und gehen. Theaterbauten bleiben bestehen.
👍6Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎1Daumen runterHegard, 08.07.2023, 10:25 Uhr Die Intendantinen wechseln wie das Aprilwetter
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Hegard, 07.07.2023, 13:49 Uhr Fortschritt wäre, dieses Projekt der Reuss herunterzuspülen und die Bühne digitalisieren, was viel erübrigen und Kosten sparen würde
👍2Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎3Daumen runterMarie-Françoise Arouet, 07.07.2023, 19:11 Uhr Nicht einmal das mit der Kostenersparnis ist korrekt.
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Vreni, 07.07.2023, 13:19 Uhr Lasst das Volk über das Budget abstimmen
Dann habt ihr eine klare Antwort auf wie weiter
👍5Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterUrs Eggler, 07.07.2023, 12:22 Uhr Meine Hauptkritik ist, dass man nun das alte Theater stehen lässt. Ich habe mich wirklich gefreut, dass da etwas Neues, Interessantes hinkommt anstelle der alten Hütte. Natürlich hätte man dann weniger Sitzplätze als mit dem «überall» Projekt, aber es mag gut sein, dass es gar keine zusätzlichen Sitzplätze braucht.
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Projekte einzelner Personen die sich ein Denkmal setzen wollen haben null Chancen.
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