Einsprache gegen «Lu Two»

Pilatusplatz ruft Luzerner Hochhaus-Gegner auf den Plan

So soll das elfstöckige Hochhaus am Pilatusplatz einst aussehen. (Bild: zvg)

Der Verein Stadtbild Luzern hat eine Einsprache gegen das geplante Hochhaus auf dem Pilatusplatz eingereicht. Ein Blick auf den Bundesplatz zeigt, dass nun ein jahrelanger Rechtsstreit droht.

Das Bauprofil verrät es: Mit dem Projekt auf dem Pilatusplatz in Luzern soll es nun endlich vorwärtsgehen. Denn es ist zwar schon seit vielen Jahren klar, dass auf diesem Platz einst ein Hochhaus stehen wird. Doch seit dem Abriss der «Schmitte» im Jahr 2011 liegt das Areal brach. Eine Überbauung hat sich wieder und wieder verzögert (zentralplus berichtete).

Und die Chancen, dass das Hochhaus-Projekt reibungslos vorankommt, stehen schlecht. Bis Ende 2022 lag der Gestaltungsplan von «Lu Two», dem Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs, öffentlich auf (zentralplus berichtete). Und wie Stefan Mathys, Sprecher der für das Projekt verantwortlichen Senda Immobilien AG, auf Anfrage bestätigt, gibt es Gegenwind: «Es gab ein paar wenige Einsprachen. Mit den Einsprechern ist Senda Immobilien derzeit im Austausch.»

Verein Stadtbild wehrt sich gegen Hochhaus

Wie sich das auf den Zeitplan auswirke, hänge vom Ausgang der Gespräche ab. Das Immobilienunternehmen will bereits im kommenden Frühling mit dem Bau des neues Gebäudes beginnen. 2027 soll es bezugsbereit sein – rund zwei Jahre später, als bei der erstmaligen Präsentation des Bauprojekts verkündet.

Doch der Baustart in rund einem Jahr ist mehr als fraglich. Denn wie eine Anfrage zeigt, stehen die Bauherren bei den Einspracheverhandlungen vor einem hartnäckigen Gegner: dem Verein Stadtbild Luzern. Dieser bestätigt gegenüber zentralplus, sich gegen das geplante Hochhaus zu wehren. Dazu hat der Verein gemeinsam mit Anwohnern eine Einsprache gegen das Projekt gemacht.

«Ein Gebäude mit dem geplanten Volumen würde die beiden Baudenkmäler komplett zum Verschwinden bringen.»

Verein Stadtbild Luzern

Die Einsprache kommt nicht ganz überraschend, weil der Verein schon 2020 nach Bekanntgabe des Siegerprojekts verkündete, sich dagegen zur Wehr zu setzen, und in der Nachbarschaft mit Flyern für sein Anliegen warb. Und der Verein ist in Luzern kein Unbekannter. Zwar gibt die Website keinen Aufschluss darüber, wer hinter dem Verein steckt. Bekannt ist aber, dass er auf die Unterstützung des Anwalts Viktor Rüegg zählen kann, seines Zeichens bekennender Gegner des Pilatus-Towers im Krienser Mattenhof.

Wiederholt sich die Bundesplatz-Geschichte?

Die Kritik des Vereins an Hochhäusern hat eine mehrjährige Vergangenheit. 2014 lancierte der Verein die Hochhaus-Initiative, um den Bau von Hochhäusern im Stadtzentrum zu verbieten. Doch die Initiative wurde 2015 in einem Gutachten der Universität Bern für ungültig erklärt. Das hinderte den Verein aber nicht daran, sich gegen Hochhäuser im Zentrum zu wehren.

So machte «Stadtbild Luzern» 2018 eine Einsprache gegen das geplante Hochhaus am Bundesplatz. Der Stadtrat wies die Einsprache jedoch zurück, worauf der Verein beim Kantonsgericht eine Beschwerde gegen diesen Entscheid einreichte.

Gehören bald zum Stadtbild wie die Kapellbrücke: die Bauprofile am Bundesplatz. (Bild: ber)

Dort kassierte die Stadt Luzern eine Klatsche (zentralplus berichtete). Denn das Kantonsgericht hiess die Beschwerde des Vereins gut. Das Gericht monierte, dass die Stadt nicht ausreichend geprüft hatte, in welcher Art und Weise der Neubau die benachbarten Bauten und das Ortsbild beeinflussen würde. Die HRS Real Estate AG, Eigentümerin des Grundstücks, zog wiederum den Entscheid des Luzerner Kantonsgerichts weiter vors Bundesgericht. Dessen Entscheid ist noch hängig.

Verein befürchtet Verschwinden der Spitalmühle

Wird nun also auch das Projekt auf dem Pilatusplatz zum Zankapfel? Zumindest präsentiert sich die Ausgangslage ähnlich. Der Verein kritisiert hier wie am Bundesplatz, dass sich das Hochhaus nicht ins Ortsbild integriert. Wie eine Sprecherin des Vereins auf Anfrage schreibt, tangiere das Hochhaus mehrere schützens- und erhaltenswerte Gebäude, die Teil des kantonalen Bauinventars und des Bundesinventars schützenswerter Ortsbilder (Isos) seien.

Insbesondere die beiden rot-weissen Fachwerkhäuser am Pilatusplatz seien durch das Projekt betroffen. Die Spitalmühle und deren Nebengebäude stammen aus dem 17. Jahrhundert. Das kantonale Bauinventar würdigt die Spitalmühle wie folgt: «Durch seine Konstruktionsart und seinen architektonischen Reichtum ist der Bau eine Seltenheit im innerstädtischen Raum.»

Der Verein Stadtbild Luzern befürchtet, dass die Spitalmühle und das Nebengebäude vom Hochhaus «erdrückt» werden.

Eine Seltenheit, die aus Sicht des Vereins Stadtbild Luzern, verdrängt würde: «Ein Gebäude mit dem geplanten Volumen würde die beiden Baudenkmäler komplett zum Verschwinden bringen», kritisiert der Verein. «Der Ortsbildcharakter am Pilatusplatz würde zudem zukünftig klar durch das Hochhaus dominiert statt von den bundesrechtlich geschützten Isos-Bauten.»

Gutachten der Denkmalpflege soll Klarheit schaffen

Dabei ist das Nebengebäude der Spitalmühle am Mühlebachweg 8 fester Bestandteil des Projekts «Lu Two». So soll das Haus zu einem Café umgenutzt werden und den Innenhof des neuen Gebäudes beleben. Diesem kommt in den Plänen der Investoren die Rolle als neuer Quartier-Treffpunkt zu.

Doch bis es so weit ist, fliesst noch viel Wasser den unterirdischen Krienbach am Pilatusplatz hinunter. Konkret fordert der Verein Stadtbild Luzern ein Gutachten der eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege. Sie soll unabhängig beurteilen, wie sich der geplante Neubau auf das Ortsbild am Pilatusplatz auswirkt.

Gleichzeitig bemüht sich der Verein um ein weiteres Gutachten des ehemaligen städtischen Denkmalpflegers André Meyer. Dieser war zuletzt im Dezember des vergangenen Jahres in der Öffentlichkeit, als er das Siegerprojekt für das neue Luzerner Theater kritisierte. Seiner Meinung nach gliedert sich das Projekt ungenügend ins Stadtbild ein (zentralplus berichtete). Es ist darum kaum ein Zufall, dass sich der Verein Stadtbild Luzern ausgerechnet bei ihm um ein denkmalpflegerisches Gutachten zum Pilatusplatz bemüht.

Verwendete Quellen
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