CH Media entlässt Dutzende Mitarbeiter

«LZ»-Mutterhaus ist in finanzieller Schieflage

Die «Luzerner Zeitung» und ihre Regionalausgaben gehören ebenfalls zur CH Media. (Bild: mst)

Das Verlagshaus CH Media muss erneut sparen. Inwiefern die «Luzerner Zeitung» und die «Zuger Zeitung» davon betroffen sind, ist noch unklar.

Nach der Ankündigung des Kulturmagazins «Kultz» vom Dienstag, dass die Publikation eingestellt wird (zentralplus berichtete), kommt bereits die nächste Hiobsbotschaft aus der Zentralschweizer Pressewelt. Nur ist das Ausmass dieses Mal wohl deutlich grösser. Das Verlagshaus CH Media hat am Mittwochmittag angekündigt, rund 150 Stellen einsparen zu wollen. Davon sollen 90 Mitarbeitende entlassen, der Rest durch «natürliche Fluktuationen» eingespart werden, wie es in einer Mitteilung heisst.

Dem Verlagshaus gehören auch die «Luzerner Zeitung», die «Zuger Zeitung» und die Aussenausgaben in den Kantonen Nid-, Obwalden und Uri an. Zudem sind «Tele 1», «Radio Pilatus», «Radio Sunshine» und «Radio Central» Teil des Konzerns. Wie viele Stellen in der Zentralschweiz abgebaut werden, ist noch offen. Eine Anfrage von zentralplus beim Medienhaus ist hängig. Für die betroffenen Angestellten soll ein Sozialplan zur Anwendung kommen.

Verlust von 6,9 Millionen Franken im ersten Halbjahr

Als Grund für den Abbau nennt CH Media die Entwicklung im Werbemarkt. Die «fehlenden Werbeeinnahmen» hätten sich akzentuiert. «Eine Erholung ist kurzfristig nicht zu erwarten.» Das Unternehmen sei gezwungen, die Kostenstruktur nachhaltig zu senken, ein Stellenabbau sei unumgänglich. Im ersten Halbjahr verzeichnete das Unternehmen, das 2018 mit Sitz in Aarau als Joint Venture der NZZ-Regionalausgaben und der «Aargauer Zeitung» hervorging und das rund 2000 Angestellte zählt, laut eigenen Angaben einen Verlust von 6,9 Millionen Franken.

Michael Wanner, Geschäftsführer des Unternehmens, spricht in einem Interview mit dem Branchenportal persoenlich.com davon, dass es «fahrlässig» wäre, jetzt nicht zu reagieren. «Die Ergebniskrise, die sich in den letzten Monaten akzentuiert hat, lässt uns leider keine andere Wahl.»

Immer wieder Sparrunden

Es ist nicht das erste Mal, dass CH Media spart. Bereits 2019/2020 wurden 200 der 2200 Stellen gestrichen (zentralplus berichtete). Ziel waren Kosteneinsparungen von 45 Millionen Franken. Auch heuer kündigte der Konzern bereits Sparmassnahmen an. So arbeiten künftig beispielsweise die Sportredaktionen der verschiedenen Zeitungen enger zusammen.

Zudem kündigte CH-Media-Verwaltungsratspräsident Peter Wanner in einem Interview im Sommer an, dass die Zeitungen künftig nur noch ein- bis dreimal pro Woche erscheinen könnten (zentralplus berichtete). Wann genau dieser Plan umgesetzt werden soll, ist unklar. Peter Wanners Sohn Michael, der seit April dieses Jahres Geschäftsführer ist, sagte nun auf persoenlich.com, dass mit Journalismus «definitiv» noch Geld zu verdienen sei. «Ob regionaler Journalismus in 20 Jahren noch auf Papier gedruckt wird, ist eine andere Frage.»

Luzerner Regierung ist besorgt

Am Mittwochnachmittag äusserte sich der Luzerner Regierungsrat zum angekündigten Stellenabbau. Er reagiere mit «Betroffenheit und Besorgnis», wie er in einer Mitteilung schreibt. Regierungspräsident und Wirtschaftsdirektor Fabian Peter sagt: «Das sind grundsätzlich schlechte Nachrichten für den Kanton Luzern, weil der Medienplatz geschwächt wird, auch wenn das genaue Ausmass noch offen ist.»

Für die Regierung sei nun prioritär, dass Luzern als Redaktionsstandort erhalten bleibe und weiterhin vor Ort ein gutes journalistisches Angebot für die gesamte Region Zentralschweiz produziert werde. «Diese Zusicherung – namentlich auch, dass die ‹Luzerner Zeitung› für ‹CH Media› zum publizistischen Kerngeschäft zählt – haben wir von Michael Wanner erhalten», lässt sich Fabian Peter zitieren. Wichtig sei dem Regierungsrat zudem, dass für die betroffenen Angestellten gute Lösungen gefunden würden.

Verwendete Quellen
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