Dampfschiffe in Zukunft CO2-neutral?

So sollen die SGV-Schiffe umweltfreundlicher werden

Wie werden die Schiffe auf dem Vierwaldstättersee künftig angetrieben? Mit dieser Frage setzt sich die SGV auseinander. (Bild: zvg/SGV)

Die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees muss ihre Flotte aufgrund von Klimamassnahmen umrüsten. Ob und wie sie das schafft, ist noch nicht vollends klar.

Der Bundesrat will bis 2050 eine klimaneutrale Schweiz. Zur Erreichung dieses Ziels ist auch die kommerzielle Schifffahrt angehalten, ihren CO2-Ausstoss zu verringern. Die Schifffahrtsgesellschaft BLS hat im Hinblick darauf diese Woche eine Machbarkeitsstudie zur CO2-freien Schifffahrt im Berner Oberland veröffentlicht. Die Experten kommen zum Schluss, dass es realistisch sei, bis 2026 ein emissionsfreies Schiff einsetzen zu können.

Doch wie sehen die Bestrebungen am Vierwaldstättersee aus? Die Flotte der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee (SGV) besteht aus 19 Schiffen, unter anderem Dampfschiffen wie der «Stadt Luzern» und Motorschiffen wie der «Saphir». Zusammen stossen diese pro Jahr ungefähr 5500 Tonnen CO2 aus, wie die SGV auf ihrer Homepage schreibt.

Ein mögliches Novum in der Schweiz

Die Binnenschifffahrt ist laut der BLS-Studie nach dem Strassen-ÖV der zweitgrösste Emissionsverursacher des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz. Darauf angesprochen, lässt Stefan Schulthess, Geschäftsführer der SGV, ein klares Ziel verlauten: «Bis 2026 soll der CO₂-Ausstoss der SGV-Flotte um 20 Prozent gesenkt werden.»

Damit diese Reduktion Tatsache wird, kombiniert die SGV mehrere Lösungsansätze. Zunächst vertraut man gemäss Schulthess auf technische Massnahmen. Dazu gehöre die Elektrifizierung des Motorschiffs «Rütli» (zentralplus berichtete), welche diesen Winter vollzogen wird. Ebenfalls geplant sei die Erneuerung des Antriebs der MS «Saphir». Diese soll mittelfristig einen Wasserstoffantrieb erhalten. Ein solcher würde es erlauben, die «Saphir» komplett CO2-neutral zu betreiben. Das wäre ein Novum in der Schweiz.

SGV arbeitet mit ETH-Start-up zusammen

Des Weiteren erwähnt Schulthess auch synthetische CO2-neutrale Treibstoffe. Die SGV prüfe zusammen mit dem aus der ETH Zürich hervorgegangenen Start-up Synhelion den Einsatz eines synthetischen Kraftstoffs, der aus Sonnenenergie hergestellt werde. Schulthess relativiert aber: «Die Verfügbarkeit dieser synthetischen Treibstoffe ist noch extrem klein und dementsprechend kostspielig.» Dieses Problem verhindert gemäss Schulthess den kommerziellen Einsatz des neuen Treibstoffs und wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren wohl noch einer Lösung harren.

Solche synthetischen Treibstoffe wären insbesondere für Dampfschiffenthusiasten ein Gewinn. Denn diese wären wohl mit der historischen Technologie kompatibel und würden folglich gewährleisten, dass sich die beliebten Schaufelräder auch in Zukunft an beiden Seiten der Schiffe drehen können. Ohne solche Innovationen sieht Stefan Schulthess aber schwarz für CO2-neutrale Antriebe bei Dampfschiffen. Denn im Hinblick auf das Netto-Null-Ziel des Bundes von 2050 erkennt er sonst keine Möglichkeit, wie die beliebten Dampfer weiterbetrieben werden könnten – ausser der Motor wird komplett umgerüstet und mit einem anderen Antrieb ausgestattet.

Grundlegende technische Fortschritte nötig

Letztlich setzt die SGV auch auf eine Senkung der Fahrplankilometer ihrer Flotte um 10 Prozent. Der Gedanke hierbei ist simpel: Wenn die Schiffe gesamthaft weniger weit fahren, verbrauchen sie auch weniger Brennstoff und verursachen weniger Emissionen.

In Bezug auf das selbstgesetzte Ziel fürs Jahr 2026 scheint die SGV also gut gerüstet. Ob die kommerzielle Schifffahrt aber bis 2050 überhaupt vollständig CO2-neutral unterwegs sein kann, sieht Stefan Schulthess eher skeptisch. Die Erreichung dieses Ziels nehme mindestens noch zehn bis zwanzig Jahre in Anspruch und sei nicht zuletzt an grundlegende technische Fortschritte gebunden, vor allem in der Batterietechnologie.

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit Stefan Schulthess, Geschäftsführer der SGV-Gruppe
  • Studie der Schifffahrtsgesellschaft BLS AG: «CO2-freie Schifffahrt im Berner Oberland»
  • Website SGV
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