Stadtrat ist eigentlich dagegen

Führt Zug die neue SBB-Tageskarte doch noch ein?

Derzeit sind im Kanton Zug keine neuen Gemeindespartageskarten erhältlich. (Bild: ewi)

Der Zuger Stadtrat lehnt die neue SBB-Tageskarte ab. Eine Mehrheit des Grossen Gemeinderats wiederum versteht das nicht. Deswegen will die Mitte das Angebot nun doch einführen.

Die beliebte alte Tageskarte Gemeinde, mit der man einen Tag lang günstig quer durch die Schweiz fahren konnte, ist Geschichte. Die letzten solchen Billette wurden Ende 2023 verkauft. Doch bekanntlich gibt es eine Nachfolgelösung: Über Tausend Schweizer Gemeinden haben dieses neue Angebot, die Spartageskarte Gemeinde, mittlerweile eingeführt. So kann man beispielsweise am Bahnhof Luzern in der Touristeninformation das neue Billett erwerben.

Im Kanton Zug hingegen ist das nicht möglich. Sämtliche elf Gemeinden haben die Spartageskarte aufs Abstellgleis gestellt (zentralplus berichtete). Auch in der Stadt Zug ist das neue Angebot nicht erhältlich. Für den Stadtrat sei es zu wenig attraktiv, wie er im vergangenen November in einer Interpellationsantwort schrieb (zentralplus berichtete). «Es werden mit diesen Dienstleistungen von der SBB an die Gemeinden abgeschoben», begründete er damals seine Haltung.

«Zahlreiche ältere Menschen werden ausgeschlossen»

Die Interpellationsantwort kam im Grossen Gemeinderat vor einem Monat allerdings nicht gut an. Eine Mehrheit des Parlaments stimmte für eine ablehnende Kenntnisnahme der stadträtlichen Ausführungen. «Zahlreiche ältere Menschen, welche die Tageskarten der SBB aktiv genutzt haben, werden ausgeschlossen, insbesondere diejenigen, die nicht ausschliesslich auf digitalem Weg agieren können», argumentierte Mitte-Gemeinderätin Mariann Hegglin während der Debatte.

ALG-Gemeinderätin Delia Meier hätte sich zumindest eine Testphase für die Nachfolgelösung erhofft: «Denn schliesslich geht es um die Frage, was uns die Förderung des öffentlichen Verkehrs wert ist. Und dass es geht, wenn der Wille da ist, zeigen ganz viele andere Gemeinden.»

Gemeinden tragen laut Motionär kein finanzielles Risiko mehr

Diese Unzufriedenheit hat die Mitte nun in einer soeben eingereichten Motion aufgenommen. Gemeinderat und Motionär Richard Rüegg schreibt darin: «Für die Zuger Bevölkerung, insbesondere unsere ältere Generation, erachten wir es als wichtig, dass das Angebot der Spartageskarte weiterhin zur Verfügung steht, und zwar nicht ausschliesslich digital. Dies ist nur über die Gemeindetageskarte möglich.» Ob die Stadt Zug ihr Angebot ausschliesslich für die Stadtbewohner anbieten möchte, sei ihr freigestellt. Mehrheitlich sei das alte Angebot auch von Familien und wirtschaftlich Schwächeren genutzt worden, schreibt Richard Rüegg.

Für Rüegg ist das neue Angebot – anders als für den Zuger Stadtrat – durchaus attraktiv. Denn bereits annähernd gleich viele Gemeinden und Städte wie zuvor würden die neue Gemeindespartageskarte anbieten. Ausserdem trügen die Gemeinden und Städte kein finanzielles Risiko mehr, da sie nur bezahlten, was sie effektiv verkaufen würden.

Aufgabe könnte an Zug Tourismus übertragen werden

Der Zuger Stadtrat befürchtete, mit dem neuen Angebot würde es beim Empfang der Stadtverwaltung, wo die Tageskarten verkauft würden, zu Platzproblemen kommen. Weder der Personalbestand noch die räumliche Gegebenheit des Empfangs der Stadtverwaltung seien für eine «massive Erhöhung der Kundenfrequenz ausgelegt», schrieb der Stadtrat in seiner Interpellationsantwort. Ausserdem ging er von einem administrativen Mehraufwand aus.

Motionär Richard Rüegg schlug während der Debatte im Februar vor zu prüfen, ob man die Aufgabe beispielsweise nicht Zug Tourismus übertragen könnte. Das ist wie eingangs in der Stadt Luzern der Fall, auch in Basel wird es so gehandhabt.

Für Rüegg überwiegen die Vorteile klar. Darum will er die Dienstleistung «für unsere Stadtbevölkerung» wieder einführen. Als Nächstes berät der Grosse Gemeinderat über seine Motion.

Verwendete Quellen
  • Motion von Mitte-Gemeinderat Richard Rüegg
  • GGR-Debatte vom 20. Februar 2024
  • Medienarchiv zentralplus
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