Neues Konzept für Luzern

Auch nach Jahrzehnten fehlt noch immer jeder dritte Veloweg

Der wohl berühmteste Veloweg im Grossraum: Das Freigleis in der Stadt Luzern, hier beim Velofest im Mai 2017. (Bild: Emanuel Ammon)

Ein Radroutenkonzept aus den 1990er-Jahren wurde im Kanton Luzern nie vollständig umgesetzt – es fehlt ein Drittel der geplanten Velowege. Nun macht ein neues Bundesgesetz Druck.

Der Bund verpflichtet die Kantone, bis Ende 2042 dichte, zusammenhängende Velonetze zu bauen. Bis Ende 2027 müssen sie geplant sein. So steht es im neuen Veloweggesetz, das seit etwa einem Jahr gilt. Doch nicht alle folgen. Der Verband Pro Velo Schweiz kritisiert, dass viele Kantone nicht vom Fleck kämen. Auch Luzern?

Radroutenkonzept von 1994 nur teilweise umgesetzt

Anruf bei Kantonsrätin Korintha Bärtsch (Grüne): Die Co-Fraktionschefin will nicht nur Luzerner Stadträtin werden, sondern ist auch Co-Präsidentin von Pro Velo Luzern. Sie findet, dass der Kanton Velowege immer ernster nimmt. «Nachdem der Kanton die Umsetzung des Radroutenkonzepts jahrelang krass vernachlässigt hat, hat er die Planungsarbeiten für das neue Zielbild Velo 2035 zügig an die Hand genommen.»

Korintha Bärtsch beobachtet die Entwicklung von Velowegen in Luzern schon länger. (Bild: zvg)

Die 39-Jährige spricht vom Radroutenkonzept aus dem Jahr 1994. Darin plante Luzern die wichtigsten Verbindungen für die Bedürfnisse des Alltagsverkehrs. 2009 wurde das Konzept ergänzt. Umgesetzt hat Luzern aber nur zwei Drittel des Plans, wie Daten des Kantons zeigen: Im Jahr 2021 fehlten noch immer knapp 30 Prozent der geplanten Velowege.

Neue Veloplanung soll Ende 2024 fertig sein

Nun soll es eine neue Veloplanung richten. Darin enthalten sind ein Zielbild für das Jahr 2035 sowie rechtliche Abklärungen und Pläne zur Umsetzung. Ziel sei ein «attraktives, zusammenhängendes, durchgängiges und sicheres Velowegnetz im ganzen Kanton Luzern», betont André Rösch, Abteilungsleiter Mobilität, auf Anfrage.

Korintha Bärtsch freut sich, dass es vorwärtsgeht. Gleichzeitig fordert sie weiterhin Tempo. «Mit dem Zielbild hat man noch nicht viel erreicht, es braucht die effektive Verbesserung auf der Strasse. Die Planung und Realisierung solcher Projekte braucht Zeit – man hätte schon gestern damit beginnen sollen.»

André Rösch versichert, dass der Kanton auf Kurs ist. Seit Januar 2024 sei die kantonale Fachstelle Fuss- und Veloverkehr personell komplett. 2,6 Vollzeitstellen gebe es nun für die Anliegen des Langsamverkehrs. Bis Ende 2024 will die Abteilung das neue Velokonzept vorlegen. Es soll Luzerns Veloinfrastruktur für die nächsten 10 bis 15 Jahre regeln. Damit setzt Luzern die Vorgaben des nationalen Veloweggesetzes um.

Luzern muss seine Glaubwürdigkeit wiederherstellen

Dass aus den Plänen auch Realitäten werden, will Korintha Bärtsch erst glauben, wenn es einen «Tatbeweis» gibt. Die mangelhafte Umsetzung des Radroutenkonzepts von 1994 hat der Glaubwürdigkeit des Kantons wohl nachhaltig geschadet.

Pro Velo Luzern fordere, dass der Kanton schnell die «notwendigen Ressourcen für die Umsetzung» schafft, erklärt sie. Ebenso wünsche sich der Verband, dass Luzern «die low-hanging fruits» erntet. Mit niederschwelligen Massnahmen könnte man schnell Verbesserungen erzielen. Das wiederum würde auf die Glaubwürdigkeit einzahlen, erläutert Bärtsch. «Der Kanton Luzern würde so zeigen, dass er es ernst meint.»

Ideen für niederschwelligen Massnahmen hat Pro Velo Luzern einige. In seiner Velovision listet der Verband unter anderem «Start-Zielbedingungen» auf, zusätzlich zum Ausbau der Velowege. Darunter: Gedeckte Veloparkplätze mit Pumpen sowie Duschen und Umkleideräume an Arbeitsstellen. Flickzeug, Pumpen und Kettenöl an zentralen Orten in Quartieren. Ausserdem Schliessfächer bei Restaurants, Hotels und Läden, damit Velofahrer ihr Gepäck abstellen können.

Verwendete Quellen
  • Fedlex zum Veloweggesetz
  • Schriftlicher Austausch mit Korintha Bärtsch, Co-Präsidentin Pro Velo Luzern
  • Medienmitteilung des Dachverbands Pro Velo Schweiz
  • Website des Kantons Luzern zu Velowegen
  • Schriftlicher Austausch mit André Rösch, Abteilungsleiter Mobilität Kanton Luzern
  • Velovision von Pro Velo Luzern
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