Strecke Baar-Cham

48 Millionen Franken für Zuger Velobahn: Bund winkt ab

So sehen Velobahnen in Kopenhagen aus. (Bild: Unsplash/Febiyan)

Der Bund zweifelt am Nutzen einer teuren Velobahn zwischen Baar und Cham. Wenn der Kanton sie will, muss er jetzt selbst zahlen.

Der Unternehmer und Ex-Radprofi Rocco Cattaneo (58) ist vor sieben Jahren zu seiner Vereidigung geradelt. Aus dem Tessin seien es mit dem Velo nach Bern 18 Stunden, titelte der «Blick». Ob der ehemalige FDP-Nationalrat auf dieser Fahrt die Idee hatte, Velobahnen durchs Land zu legen?

Möglich. Zwei Jahre später reichte er dazu ein Postulat ein. Darin forderte er den Bundesrat auf, ein sicheres und schnelles Velo-Nationalstrassennetz zwischen den Schweizer Agglomerationen zu prüfen. Im April erschien ein Bericht des Bundesrats dazu – mit Fokus auf den Kanton Zug (zentralplus berichtete).

Zwei Strecken in Zug gut für Velobahnen geeignet

Das Bundesamt für Strassen (Astra) hat zehn Gebiete ermittelt, in denen sich Velobahnen an Nationalstrassen besonders lohnen würden. Die Zentralschweiz ist mit den Strecken Luzern-Emmen und Zug-Baar zweimal vertreten. Weitere Abschnitte sind Basel-Muttenz-Pratteln, das Limmattal, Zürich-Winterthur und Genf-Nyon.

Je blauer, desto höher die Nachfrage nach Veloverbindungen mit einer Länge zwischen fünf und zwanzig Kilometern. (Bild: Astra)

Für die beiden Kantone Basel-Landschaft und Zug hat das Bundesamt dazu eine Pilotstudie erstellt. Sie zeigt, welches Potenzial Velobahnen im Vergleich zu Veloschnellrouten hätten. Velobahnen sind Radwege in zwei Richtungen entlang von Nationalstrassen, Schnellrouten verlaufen abseits von Nationalstrassen.

Das Ergebnis: Eine Velobahn zwischen Baar und Steinhausen sowie zwischen Hünenberg und Bösch wäre gefragt. Auf der Strecke Hünenberg-Blegi-Zugerland wäre sie weniger attraktiv. Zudem wären Velobahnen im bebauten Kanton Zug ziemlich teuer.

Baukosten wären zehnmal höher als im Ausland

Für eine Velobahn zwischen Baar und Cham rechnet das Astra mit reinen Baukosten von 30 Millionen Franken – für eine vier Kilometer lange Strecke. Inklusive Projektkosten würde die Velobahn 48 Millionen Franken kosten. Das sei deutlich teurer als bei Vergleichsprojekten im Ausland, wo der Kilometerpreis einen Zehntel betrage.

Eine Velobahn entlang der N14 zwischen Baar und Cham. (Bild: Astra)

Als Kostenfaktoren nennt das Amt notwendige Anpassungen an Brücken, Stützmauern und technische Anlagen. Denn je dichter ein Ort besiedelt ist, desto teurer der Bau solcher Bahnen. Im ländlichen Bern, Luzern und Solothurn würde eine Velobahn dagegen nur 3 Millionen Franken pro Kilometer kosten.

Bundesrat will Velobahnen, aber nur innerorts

Doch auch dort wird der Bundesrat nicht bauen. Denn er findet, Velobahnen innerhalb von Agglomerationen sollen zwar gefördert werden, ausserhalb der Städte seien sie aber nicht sinnvoll. Konventionelle Velowege seien dort ausreichend. Ausserdem sei der ÖV in der Schweiz zu attraktiv, um genügend Menschen auf die Velobahnen zu locken.

Für den Kanton Zug platzt damit ein kleiner Traum. Noch vor drei Jahren schrieb die Zuger Regierung in einer Interpellationsantwort: «Die vom Astra gewählte Strecke macht als Pilotprojekt des Bundes Sinn. Es ist der Abschnitt im Kanton Zug mit dem grössten Potenzial.» Eine Velobahn dort sei eine gute Ergänzung des kantonalen Velonetzes.

Daher hat der Kanton die Velobahn auch in seiner Velonetzplanung und dem Richtplan festgehalten (zentralplus berichtete). Wenn der Kanton die Strecke bauen will, muss er jetzt aber selbst zahlen. Denn für Velowege seien Kantone und Gemeinden zuständig, betont der Bundesrat. Aus Bern gebe es nur finanzielle Unterstützung.

Verwendete Quellen
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