Steinhauser Wald betroffen

Zürcher Windräder vor Zug? SVP-Präsident schreitet ein

Gregor Bruhin fürchtet um die Idylle des Steinhauser Waldes. (Bild: zvg / Google Street View)

Der Kanton Zürich prüft, ob er an der Zuger Kantonsgrenze beim Steinhauser Wald Windräder aufstellen sollte. Gregor Bruhin, Präsident der SVP Stadt Zug, will es nicht so weit kommen lassen.

Die Schweiz soll beim Thema Windenergie vorwärtsmachen. Das fordert zumindest der Bund. Er hat die Kantone beauftragt, Eignungsgebiete für Windräder festzulegen und in die kantonalen Richtpläne aufzunehmen. Doch weil Windenergie polarisiert, geht das nicht immer so leicht, wie es klingt.

Auch dem Kanton Zug sind solche Diskussionen nicht fremd. Während die Stadt Zug beispielsweise Windräder auf dem Zugerberg befürwortete, spielte der Kanton nicht selten den Bremsklotz (zentralplus berichtete). Nun fügt sich ein weiteres Kapitel in die Geschichte der Windenergie im Kanton Zug. Ein Kapitel, das eigentlich nicht auf Zuger Boden spielt.

Zürich legt Gebiete für Windenergie fest

Denn auch Zugs Nachbarkanton Zürich hat im vergangenen Herbst 46 Eignungsgebiete für Windenergie ausgewiesen. Die Zürcher haben dafür den Wind auf 100 Metern über Grund errechnet und die Ergebnisse mit gewissen Ausschlusskriterien abgeglichen: Nähe zu Gebäuden, Naturschutz, Flugverkehr, Gewässer und so weiter.

Nun prüft die Baudirektion des Kantons Zürich gemeinsam mit Experten, welche Gebiete es am Ende in den kantonalen Richtplan schaffen könnten. Das letzte Wort werden aber die Zürcher Kantonsräte haben. Einer, der nicht in diesem Kantonsrat sitzt, sondern im Zuger, ist schon jetzt sicher, welche drei Gebiete es nicht schaffen dürfen.

Steinhauser Wald wäre betroffen

Gregor Bruhin, Präsident der SVP Stadt Zug und Kantonsrat, hat wegen seines Anliegens ein Postulat beim Zuger Regierungsrat eingereicht. Er fordert die Regierung darin auf, «alle zur Verfügung stehenden Mittel zu ergreifen, damit entlang der Zuger Kantonsgrenze und im Steinhauser Wald keine Windkraftanlagen durch den Kanton Zürich gebaut werden».

Konkret geht es um die Gebiete Uerzlikon, Rotenberg, Maschwanden und Haltenrain. Zu ihnen gehören die Gemeinden Kappel am Albis, Mettmenstetten, Maschwanden, Knonau und Obfelden. Alle diese Gebiete liegen mehr oder minder direkt an der Zuger Kantonsgrenze, schreibt Bruhin. Besondere Sorge bereitet ihm der Steinhauser Wald.

Es geht um die Gebiete mit den Nummern 34 bis 36. Sie grenzen direkt an den Kanton Zug. (Bild: Kanton Zürich)

70 Hektar Naturraum mit einem Waldsee, Feuerstellen und einem Spielplatz: Für den Kanton Zug ist der Steinhauser Wald ein wichtiges Naherholungsgebiet. Zum grössten Teil liegt der Wald in Zug, teils aber auch in Zürich. Sowohl Zuger als auch Zürcher würden ihn daher «zur Erholung» nutzen, schreibt Bruhin. «Diese Idylle darf nicht durch energieineffiziente Windkraftanlagen zerstört werden.»

Gregor Bruhin zweifelt am Nutzen

Im Kern kritisiert Bruhin zwei Aspekte. Einerseits zweifelt er an der Effizienz von Windenergie in der Schweiz generell. Er verweist auf einen geringen Auslastungsgrad, eine niedrige Leistung und einen hohen Ressourcenverbrauch. «Der Verbrauch ist den Aufwand einfach nicht wert. Meiner Meinung nach ist der Bund in dieser Sache ideologisch verblendet», erklärt er auf Anfrage von zentralplus.

Der Bund sieht das standesgemäss anders. Er schreibt auf seiner Website, Windenergieanlagen würden zwei Drittel ihres Stroms im Winter produzieren. Die Windenergie sei damit eine ideale Ergänzung zu den Wasserkraftwerken und Solaranlagen, die im Sommer am meisten Strom produzieren. Für Bern ist klar: «Das Windenergiepotenzial ist da, es muss nur genutzt werden.»

Zweitens fürchtet der SVP-Kantonsrat, dass Zürich die «Emissionen» der zukünftigen Windräder auf Zug abschiebt: einerseits den Lärm, die Vorbereitung von Flächen, den Bau von Leitungen und Windrädern sowie den Effekt auf die Tierwelt und das Landschaftsbild. «Der Steinhauser Wald ist ein zusammenhängendes Gebiet. Wenn Zürich baut, betrifft das auch den Kanton Zug.»

Damit es dazu nicht kommt, soll die Zuger Regierung jetzt «alle möglichen Mittel» gegen den Bau ergreifen. Was heisst das konkret? Ein Mittel, das Bruhin vorschwebt, ist eine Stellungnahme des Kantons im Rahmen der Zürcher Richtplananpassung. «Ansonsten ist der Zweck meines Postulats, dass die Regierung aufzeigt, welche weiteren juristischen und verwaltungsrechtlichen Mittel es gegen den Bau gäbe.»

Verwendete Quellen
  • Postulat von Gregor R. Bruhin, Präsident der SVP Stadt Zug
  • Website des Bundesamts für Energie zur Windenergie
  • Website des Kantons Zug zum Wald Steinhausen
  • Website des Kantons Zürich zu Windenergie
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