Olé Andersen fühlt sich von Sepp Blatter betrogen

Luzerner Karikaturist kämpft gegen Sepp Blatter

Seine Feder hat sich gegen Sepp Blatter gewandt: Olé Andersen und seine Karikaturen, in denen der ehemalige Fifa-Präsident selten gut weg kommt. (Bild: jal)

Olé Andersen und Sepp Blatter waren einst beide für die Fifa tätig. Inzwischen macht sich der Luzerner Karikaturist mit seinen Zeichnungen über den entthronten Fifa-Präsidenten lustig – was zu einem Rechtsstreit führte. Nun musste Andersen eine juristische Niederlage einstecken. Doch er gibt nicht auf.

Es ist ein Streit zwischen zwei alten Bekannten, deren Wege sich getrennt haben: der Luzerner Karikaturist Olé Andersen und der ehemalige Fifa-Präsident Joseph Blatter. Beide standen jahrelang im Dienste der Fifa, doch ein Buchprojekt führte zum Zerwürfnis, das juristische Konsequenzen hat. 

Nachdem Blatter vor zwei Jahren gerichtlich gegen Zeichnungen von Andersen vorgegangen war, hat dieser kürzlich den Spiess umgedreht. Andersen hat Sepp Blatter wegen falscher Aussagen vor Gericht angezeigt.

Doch nun musste der Luzerner eine Niederlage einstecken: Anfang Juli hat die Staatsanwaltschaft des Kantons Luzern die Strafuntersuchung gegen Blatter eingestellt. Simon Kopp von der Staatsanwaltschaft Luzern bestätigt eine entsprechende Meldung der Sonntagszeitung.

Karikaturen verboten

Um das neuste Kapitel zu verstehen, ist ein Rückblick auf 2014 nötig. Damals wehrte sich Blatter vor dem Zürcher Bezirksgericht gegen ein geplantes Buch mit Karikaturen von Olé Andersen. Der Luzerner machte sich mit seinen Zeichnungen über den Walliser lustig, den er mal als korrupten Machtmenschen, mal als Frauenheld darstellte.

«Wir haben alle Aufträge immer per Handschlag abgemacht.»

Olé Andersen, Karikaturist aus Luzern

Blatters Anwälte machten geltend, dass die Karikaturen der beruflichen Ehre Blatters und der Fifa empfindlich schaden würden. Das Gericht teilte diese Ansicht: Ein Teil der Karikaturen wurde verboten. Letztlich konnte Andersen das Buch in abgeschwächter Form publizieren. 

Fifa-Skandale für Andersen entscheidend

Doch inzwischen habe sich die Situation verändert, sagt der fussballbegeisterte Däne, der seit über 40 Jahren in Luzern lebt. Andersen spricht damit auf die letztes Jahr eingeleiteten Untersuchungen gegen die Fifa im Zusammenhang mit der Vergabe der WM-Turniere 2018 an Russland und 2022 an Katar an. Die Justiz hat seither auch Sepp Blatter im Visier. Der Walliser hat im Sog der Ermittlungen seinen Rücktritt als Fifa-Präsident angekündigt.

Doch es kam für ihn bekanntlich noch dicker: Im Dezember 2015 hat die Ethikkommission des Weltfussballverbandes Blatter für acht Jahre für sämtliche Fussballaktivitäten gesperrt. Hintergrund war eine dubiose Zahlung von knapp zwei Millionen Franken an Michel Platini. Die Sperre Blatters wurde im Februar auf sechs Jahre reduziert.

An einer Pressekonferenz im Juli 2015 warf ein britischer Komiker Sepp Blatter Geldnoten hin mit den Worten: «Das ist für die WM 2026 in Nordkorea.» Karikatur aus dem Buch «Das Spiel ist vorbei». (Bild: Olé Andersen)

An einer Pressekonferenz im Juli 2015 warf ein britischer Komiker Sepp Blatter Geldnoten hin mit den Worten: «Das ist für die WM 2026 in Nordkorea.» Karikatur aus dem Buch «Das Spiel ist vorbei». (Bild: Olé Andersen)

Für Andersen ist klar, dass dies auch Folgen hat für den damaligen Prozess: «Die Skandale um die Korruption innerhalb der Fifa haben gezeigt, dass meine Karikaturen, die damals verboten wurden, der Wahrheit entsprachen.» Andersen beschuldigte Blatter, bei einer Verhandlung 2014 wider besseren Wissens Falschaussagen gemacht zu haben. Deshalb habe er Blatter angezeigt.

Fall beim Kantonsgericht

Doch die Luzerner Staatsanwaltschaft sieht das anders: Sie stellt sich gemäss der Sonntagszeitung auf den Standpunkt, dass «Blatter damals nicht selber vor Gericht aufgetreten sei und keine Aussagen als Partei getätigt habe».

Stürmer und Trainerlegende

Olé Andersen, in Kopenhagen geboren, kam als 21-Jähriger zum FC Baden, der dank den Toren des Dänen den Aufstieg in die damalige NLB schaffte. Nach seiner Aktivzeit trainierte er in der Zentralschweiz mehrere Mannschaften, darunter die Kickers Luzern, Brunnen, Buochs oder Sursee.

Später zog es ihn für vier Jahre als Trainer in die oberste Liga auf den Färöer-Inseln, bevor er wieder nach Luzern zurückkehre und zuletzt die 3.Liga-Teams von Hünenberg und Sursee übernahm.

Die Einstellung der Untersuchung – die einem Freispruch Blatters gleichkommt – ist laut Simon Kopp von der Luzerner Staatsanwaltschaft noch nicht rechtskräftig. Denn Olé Andersen beharrt auf seinem Recht: Der 77-Jährige akzeptiert nicht, dass die Untersuchung eingestellt wird. Er hat den Fall an das Kantonsgericht weitergezogen.

Gleichzeitig läuft ein zivilrechtliches Verfahren am Luzerner Bezirksgericht, das Anfang August einen Vorentscheid zu Ungunsten von Olé Andersen fällte: Sein Begehren wurde als aussichtslos beurteilt.

Es geht um viel Geld

Andersen will den Kampf weiterführen – nicht zuletzt, weil er sich um sein Geld betrogen fühlt. Denn der Ursprung des Zerwürfnisses reicht noch weiter zurück. Als Olé Andersen noch bei der Fifa arbeitete, habe Blatter ihm den Auftrag gegeben, die Geschichte des Weltfussballs zeichnerisch zu dokumentieren. Das habe er getan.

Doch später habe der ehemalige Fifa-Präsident sich nicht mehr an den Auftrag erinnern können, sagt Andersen. Einen Vertrag konnte der Luzerner nicht vorweisen.

«Wir haben alle Aufträge immer per Handschlag abgemacht», sagt Olé Andersen. Gemäss seiner Aussage geht es um einen sechsstelligen Betrag.

«Da ich lange bei der Fifa gearbeitet habe, weiss ich, was hinter der Kulisse gelaufen ist.»

Olé Andersen, Karikaturist aus Luzern

Ein persönliches Gespräch der beiden 2011 war der letzte Versuch, die Wogen zu glätten. Seither hat sich die Feder von Andersen gegen Blatter gewendet. «Da ich lange bei der Fifa gearbeitet habe, weiss ich, was vor und hinter der Kulisse gelaufen ist», sagt Andersen in Bezug auf seine Karikaturen. Angesprochen auf die Frage, ob es sich dabei um eine Abrechnung handelt, sagt Andersen nur: «Nein. Aber ich bedaure, wie sich Sepp Blatter entwickelt hat.»

Für Blatter hingegen ist der Fall mit der Einstellung erledigt, wie er gegenüber der Sonntagszeitung durch einen Sprecher ausrichten liess.

Blatter reiste im Juli 2015 erstmals nicht ans Final der Frauen-WM. Karikatur aus dem Buch «Das Spiel ist vorbei». (Bild: Olé Andersen)

Blatter reiste im Juli 2015 erstmals nicht ans Final der Frauen-WM. Karikatur aus dem Buch «Das Spiel ist vorbei». (Bild: Olé Andersen)

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