Nach Beat Henslers Berufswechsel

Laufbahnberatung für gefallene Promis

Auch der eine oder andere Promi auf Arbeitssuche hat sich schon mal beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum gemeldet. (Bild: zvg)

Der frühere Luzerner Polizeikommandant Beat Hensler hat ihn schon, andere sind noch auf der Suche nach dem neuen Job. Doch was sollen ehemalige Wirtschaftsbosse, Politiker und gefeierte Lokalpromis machen, wenn es dann doch zum unvermeidlichen Rücktritt gekommen ist? Unsere nicht ganz ernst gemeinte Herausforderungsberatung für gefallene Helden.

Die Nachricht kam überraschend: Der frühere Luzerner Polizeikommandant wird Sekretär der Zentralschweizer Regierungskonferenz. Doch er ist nicht der einzige, der in den letzten Jahren nach öffentlicher Diskussion sein Amt aufgeben musste. zentral+ macht Vorschläge, in welche Richtung sich die Neuorientierung der Betroffenen entwickeln könnte:

Andy Wolf

Vor vier Monaten wurde die Luzerner Radio-Legende bei Pilatus entlassen. Begründung: Man befinde sich in einem «hochdynamischen Prozess von Digitalisierung und Online-Journalismus», wo Wolf nicht seine besten Talente habe («Radio Pilatus»-CEO Joachim Freiberg).

Sein Traumjob war ja der Vergangene. Da er am Analogen zu hängen scheint, geben wir dem Wolf ein altes Megaphon auf den Weg. Neuer Job: Als Muezzin auf dem Gütsch-Türmchen seine Lieblingsstadt wecken. Stadtrufer gab es schliesslich schon zu Zeiten der heiligen Inquisition.

René Kuhn

Mit seinem Weltbild wurde der Luzerner SVP-Stadtparteichef 2009 innert Kürze zum meistgehassten Politiker der Schweiz. Einer, der linke Frauen als ungepflegte, verfilzte und verlumpte Vogelscheuchen bezeichne, sei «nicht tragbar», sagte Partei­kollege und SVP-Nationalrat Josef Kunz.

Was nur rät man einem Mann, der so reich ist an Berufserfahrung. Glaubt man der «Schweizer Illustrierten», so hat Kuhn bereits über ein Sexmagazin Dominikanerinnen an Schweizer vermittelt oder soll angeblich mit fingierten Rechnungen in der Glasi Hergiswil mehrere tausend Franken veruntreut haben, er wurde dort entlassen. Dazu kommt die Organisation des 1. Internationalen Antifeminismus-Treffen. Wir schlagen die Aufgabe als Kommunikationsleiter am Kantonsspital Luzern vor. Die Stellenbesetzung verläuft harzig, das Umfeld soll nicht nur einfach sein und statt «linken Vogelscheuchen» könnte Kuhn sein Frauenbild mit wehrhaften Krankenschwestern aufbessern. Dass er weiss, wie man Schlagzeilen macht, hat er hinlänglich bewiesen.

Bernard Kobler

Die Affäre mit einer Brasilianerin aus dem Milieu wurde dem CEO der Luzerner Kantonalbank zum Verhängnis – Ende letzten Jahres räumte er seinen Posten. Mit seiner Ex-Geliebten hat Kobler ein gemeinsames Kind.

Wie wäre es denn mit einer neuen Aufgabe beim Amt für Integration? Oder besser noch: Als Sekretär bei der Handelskammer Schweiz-Brasilien. Immerhin gelten Brasilianer nicht nur als genussfreudig, sondern auch als ausgesprochen kontaktfreudig.

Ivo Romer

Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Zuger FDP-Stadtrat vor, eine vermögende und 2011 verstorbene Witwe ausgenutzt und um mehrere Millionen Franken betrogen zu haben. Romer trat am 4. Dezember 2012 von seinem Amt zurück.

Zwar war er früher als Treuhänder tätig. Doch sollten sich die Vorwürfe erhärten – bis dahin gilt Romer als unschuldig – wird sich das Interesse von neuen Mandaten oder der Finanzindustrie in Grenzen halten. Was bleibt? Wir schlagen eine Neuorientierung als Beistand vor. Nachdem die Pro Senectute ihren Vertrag mit der KESB Zug kündigte, dürften hier rund 100 Personen auf kompetente Hilfe hoffen. Immerhin verfügt Romer in der Betreuung älterer Damen inzwischen über ausreichend Erfahrung. Und wenn das Pflaster in Zug zu heiss sein sollte: Auch die Stadt Luzern steht derzeit in den Startlöchern zu einer Fachstelle für private Beistände.

Alexandre von Rohr

Und gleich noch ein Mitglied aus dem Zuger Stadtrat ist auf Stellensuche, wenn auch diesmal «nur» der frühere Stadtschreiber. Der Jurist erstellte an seinem Haus in einer geschützten Zone ohne Baubewilligung einen Vorbau – sein Rücktritt erfolgte letzten Herbst noch in der Probezeit.

Der umstrittene Windfang mass zwar nur gerade acht Quadratmeter. Doch jedem Juristen sollte die Bedeutung einer zweimal abgelehnten Baubewilligung klar sein. Mit dem Ausüben der Rechtspflege wird es bei von Rohr also nichts mehr. Doch vielleicht lässt sich die Liebe für ältere Häuser – immerhin steht das heiss begehrte Objekt ja in geschützer Umgebung am Zugerseeufer – mit dem neuen Job verbinden. Wir raten zur Denkmalpflege. Da gäbe es sicher noch den einen oder anderen Bauherren, der dankbar wäre, wenn das Amt bei einer nicht ganz rechtskonformen Renovation mal ein Auge zudrückt.

Jo Lang

Nachdem sich bei den letzten Nationalratswahlen 150 Stimmen fehlten, um den Grünen für weitere vier Jahre nach Bern zu schicken, kehrte er dem Kanton ein Jahr darauf ganz den Rücken. Das Ziel blieb mit Bern dasselbe.

Was rät man einem ehemaligen Kantonsschullehrer, der in Zug wegen seiner Kritik am Finanzplatz Berufsverbot erhalten hat und sich selbst in der Gripen-Diskussion zurückhielt? Langs legendäres Sendungsbewusstsein wurde mit dem Wegzug ja nicht zwingend kleiner. Wie man so munkelt, ist in der Morgenshow von Radio Pilatus gerade etwas frei…

Luzerner Prügelpolizist

Und zu guter Letzt der Mann, der im Juni 2013 einen festgenommen Einbrecher mit Fusstritten traktiert hatte. Er ist erst wegen Amtsmissbrauch und einfacher Körperverletzung verurteilt und dann vor rund einem Monat bei der Polizei entlassen worden.

Wir sind überzeugt: Wer mit den Füssen so austeilen kann, kann auch ganz gut einstecken. Was liegt also näher, als sich das Security beim FC Luzern mit Fussballfans herumzuschlagen. Und wenn die Kraft noch reicht, kann auch mal die eine oder andere Fackel entsorgt werden – im Idealfall reicht es dabei auch für einen Wurf hinter die Gästefans.

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