Von Lohn bis Quereinsteiger

Nach Vorstoss-Flut: Das will Luzern gegen Lehrermangel tun

Luzerner Lehrpersonen sind unzufrieden mit dem Lohn. Dennoch erachtet die Regierung eine Lohnerhöhung als ungeeignetes Mittel zur Bekämpfung des Lehrermangels. (Bild: Symbolbild: Pexels)

Mehrere Politiker fordern weitere Massnahmen gegen den Lehrermangel. Jetzt hat die Luzerner Regierung zu den Forderungen Stellung genommen. Nicht allen Vorschlägen kann sie etwas abgewinnen.

Der Lehrermangel nimmt in Luzern solche Züge an, dass er unlängst auch die Politik beschäftigt. Politiker verschiedenster Parteien fordern in parlamentarischen Vorstössen neue Massnahmen gegen den Lehrermangel. Nicht weniger als acht Stellungnahmen hat der Luzerner Regierungsrat am Dienstag publiziert. Die Regierung erkennt Handlungsbedarf und möchte viele Massnahmen umsetzen.

Regierung gibt zu: Kaum jemand versteht das Lohnsystem

Der Lehrberuf müsse in Luzern wieder attraktiver werden, ist GLP-Kantonsrat Mario Cozzio überzeugt. Dafür beantragt er in seinem Vorstoss, dass der Kanton das Lohnsystem überprüft. Damit soll verhindert werden, dass Luzerner Lehrpersonen in andere Kantone abwandern. Dass der Kanton Luzern hingegen Lehrpersonen im Ausland anwirbt, bezeichnet Cozzio als «Fehlanreiz». Weiter würde das Lohnsystem dazu führen, dass höher ausgebildete und berufserfahrenere Lehrpersonen auf eine Anstellung an einer Volksschule verzichten.

«In anderen Branchen hat sich schon gezeigt, dass die Effekte von Lohnerhöhungen keine nachhaltige Wirkung auf die Motivation hinterlassen.»

Stellungnahme der Luzerner Regierung

Die Forderungen Cozzios stossen bei der Luzerner Regierung auf offene Ohren. Der Regierungsrat schreibt in seiner Antwort, dass er das gesamte Lohnsystem einer umfassenden Analyse unterziehen müsse. Er gibt zu, dass das System «für Lehrpersonen sowie Schulleitende kaum mehr nachvollziehbar» sei.

Regierung ist bereit, Quereinsteiger zu unterstützen

Aufgrund des Lehrermangels setzen Schulen im Kanton Luzern unter anderem auf Quereinsteiger. Doch gerade kleinere Schulen können diese nicht optimal unterstützen, findet Mitte-Kantonsrat Hanspeter Bucheli. Er fordert daher, dass der Kanton Quereinsteiger beim Einstieg in den Lehrberuf unterstützt. Das Angebot solle befristet als Massnahme gegen den Fachkräftemangel dienen, bis längerfristige Massnahmen wirken.

Der Regierungsrat ist mit den Forderungen Buchelis teilweise einverstanden. Er beantragt daher, das Postulat teilweise erheblich zu erklären. Generell lehnt der Regierungsrat separate Studienprogramme für spezifische Zielgruppen ab. «Ein Studienangebot, das einem Schnellverfahren gleicht und die reguläre Ausbildung zur Lehrperson unterdeterminieren würde, lehnt unser Rat ab.»

Jedoch erwägt die Regierung die Möglichkeit einer professionellen Berufseinführung und Fachkarrieren für erfahrene Lehrer. Etwa, indem erfahrenere Lehrerinnen von einem Teil der Unterrichtspflichten entlastet werden, um Quereinsteiger ohne Lehrdiplom zu unterstützen.

Für bessere Arbeitsbedingungen – aber nicht für mehr Lohn

SP-Kantonsrat Urban Sager fordert hingegen bessere Anstellungsbedingungen für Lehrpersonen. Bereits 2019 hat die damalige Grüne-Kantonsrätin Noëlle Bucher die Regierung zum Lehrermangel in Luzern befragt. «Die vom Regierungsrat in der Antwort in Aussicht gestellten Verbesserung der Anstellungsbedingungen haben nur punktuell stattgefunden und keine nachhaltige und grundlegende Verbesserung herbeigeführt», kritisiert er. Gemäss Sager machen die stagnierenden Löhne und geringen Karrieremöglichkeiten den Lehrberuf unattraktiv.

Die Regierung beantragt dem Kantonsrat, das Postulat anzunehmen. Die Schulen im Kanton müssen ein attraktiver Arbeitsort sein, insbesondere aufgrund der anstehenden Pensionierungswelle. Mit verschiedenen Ideen will die Regierung dem Problem begegnen. So könne sich der Regierungsrat vorstellen, Anreize für minimale Pensen zu setzen und hohe Pensen zu erhöhen. An der Möglichkeit zur Teilzeitarbeit hält der Regierungsrat jedoch fest, wie er in der Antwort auf einen Vorstoss von Mitte-Kantonsrätin Karin Stadelmann schreibt.

Kanton plant Image-Kampagne

In einem in Auftrag gegebenen Bericht soll zudem analysiert werden, was die Gründe für den Lehrermangel sind. Weiter will die Regierung Fragen zum Lehrermangel in ihre regelmässigen Befragungen der Luzerner Lehrer einfliessen lassen, wie sie in der Antwort auf einen Vorstoss von Gabriela Schnider-Schnider (Mitte) schreibt.

Klar ist bereits jetzt: Luzerner Lehrerinnen sind im Vergleich zu ihren Berufskollegen anderer Kantone nicht zufrieden mit dem Lohn (zentralplus berichtete). Dennoch ist die Luzerner Regierung skeptisch gegenüber generellen Lohnerhöhungen: «In anderen Branchen hat sich schon gezeigt, dass die Effekte von Lohnerhöhungen keine nachhaltige Wirkung auf die Motivation hinterlassen.»

Einen anderen Ansatz schlägt hingegen SP-Kantonsrat Urban Sager in einem weiteren Postulat vor: Der Kanton Luzern soll ehemalige Lehrer mittels Kampagne zum Wiedereinstieg in den Lehrberuf motivieren. Auch die Luzerner Regierung erkennt darin Potenzial: Sie beantragt, das Postulat anzunehmen. Zur Umsetzung schlägt Urban Sager einerseits eine Image-Kampagne vor. Andererseits sollen Lehrerinnen mit gezielten Massnahmen von herausfordernden Situationen entlastet werden.

Ob und welche Massnahmen umgesetzt werden, entscheidet der Kantonsrat aber frühestens Mitte Juni. Danach verabschieden sich sowohl Parlament als auch Lehrer in die Sommerpause.

Verwendete Quellen
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