So gehen die Schulen vor

Lehrermangel: Luzern setzt auf Youtube – Ebikon auf Geld

Die Luzerner Schulen finden derzeit kaum genügend Lehrer. (Bild: Symbolbild: Adobe Stock)

Der Lehrermangel im Kanton Luzern spitzt sich zu. Dabei setzen die Schulen vermehrt auf Lehrer aus Deutschland und Österreich. Und Ebikon geht einen Weg, der nicht überall gut ankommt.

Es ist ein altbekanntes Thema im Kanton Luzern: Die Schulen haben Probleme, genügend Lehrer zu finden. Im vergangenen Jahr klopften die Schulleitungen gar bei pensionierten Fachkräften an, um diese zurück ins Klassenzimmer zu locken (zentralplus berichtete).

Heuer tun sie das erneut, die Schulen werden aber noch kreativer, um dem Lehrermangel entgegenzuwirken. Wie die Dienststelle Volksschulbildung an einer Pressekonferenz vor Kurzem erklärte, schaltet der Kanton Luzern seit vergangenem Jahr Stelleninserate in Deutschland und Vorarlberg. Er will also deutsche und österreichische Lehrerinnen abwerben.

Mehr deutsche Lehrer an Luzerner Schulen

Martina Krieg, Leiterin der Dienststelle Volksschulbildung, sagt auf Anfrage, das sei eine von vielen Massnahmen, die dazu beitragen würden, die «zahlreichen offenen Stellen zu besetzen». Wie etwa auch im Gesundheitswesen oder in anderen Branchen mit Fachkräftemangel spiele der internationale Arbeitsmarkt eine immer grössere Rolle bei der Rekrutierung. «Wir denken zudem, dass dieser Markt auch in umgekehrter Richtung funktioniert, dass also auch Schweizer Lehrpersonen oder Dozierende in Deutschland tätig sind.» Man habe schon in früheren Jahren Lehrer im deutschsprachigen Ausland rekrutiert, beispielsweise 2008 und 2012.

Die Massnahme scheint zu fruchten. 2022 – seit dann werden wieder Inserate geschaltet – ist die Anzahl Lehrer aus Deutschland gemäss Angaben des Kantons deutlich gestiegen. 104 deutsche Lehrkräfte waren im Kanton Luzern tätig. In den drei Jahren zuvor waren es rund 85. «Wir stellen fest, dass die Massnahme sehr wahrscheinlich mithilft, einige Stellen zu besetzen», sagt Martina Krieg. Gleichzeitig erklärt sie jedoch auch, dass die Wirksamkeit der Stelleninserate im deutschen Raum schwierig zu evaluieren sei, da es keine Statistik über die Nationalität der neu eintretenden Lehrer gebe.

Weniger Lohn, bis Diplom anerkannt wird

Können neue Lehrer aus dem Ausland einfach so ins Klassenzimmer stehen? «Je nach vorhandener Aus- und Weiterbildung und entsprechender Fächerkombination sowie Berufserfahrung müssen sie am Anfang von der Schule gut begleitet werden. Zudem müssen sie sich insbesondere über unser Schulsystem zusätzlich informieren», sagt Martina Krieg, Leiterin der Dienststelle Volksschulbildung.

Lehrerinnen mit einem ausländischen Diplom müssen gemäss Krieg eine Anerkennung ihres Diploms beantragen. «Bis diese vorliegt, werden sie eine Lohnklasse tiefer besoldet. Je nach Funktion und Fächern, in denen diese Personen eingesetzt werden, werden sie sich berufsbegleitend weiterbilden, wie das auch von Schweizer Lehrpersonen mit einem nicht adäquaten Diplom verlangt wird.»

500 Franken für erfolgreiche Vermittlung

Eine andere Idee hat die Schule in Ebikon, welche mit rund 1500 Schülern die viertgrösste im Kanton ist. Seit Mitte März erhalten dort Lehrerinnen, die erfolgreich neue Kollegen vermitteln, eine Prämie von 500 Franken, wie Gemeinderat Andreas Michel erklärt. «Denn auf einzelne Stellen, die seit Januar ausgeschrieben sind, gab es keine Resonanz.» Bis heute sei aber noch keine Prämie ausbezahlt worden, da noch keine Empfehlung zu einem Arbeitsvertrag geführt habe. «Die Prämie von 500 Franken ist im Vergleich mit den Kosten einer Stellenausschreibung eher gering.»

Kritisch sieht das David Schuler, Rektor der Volksschulen der Stadt Luzern: «Wir könnten erstens gar nicht so viele Prämien zahlen, dass wir darin einen Anreiz sehen würden. Und zweitens finde ich es fragwürdig, Lehrpersonen einzusetzen, um Kollegen abzuwerben.»

Videos auf sozialen Medien sollen Vorteile aufzeigen

Auch die Methode, im deutschsprachigen Raum Inserate zu schalten, findet Schuler «schwierig. Denn wir verlagern das Problem damit in Europa herum.» Trotzdem, so gibt er zu, habe auch die Volksschule der Stadt Luzern schon auf solche Inserate gesetzt. «Denn wir haben gute Erfahrungen mit Lehrpersonen aus dem süddeutschen Raum gemacht, da sie uns kulturell nahestehen.»

Schuler, der seit August 2022 Rektor der Volksschule ist, setzt auf eine weitere Idee, um Lehrer anzulocken: Videos. Auf der Website der Schule sind drei kurze Ausschnitte von Luzerner Lehrkräften aufgeschaltet, die ihren Beruf anpreisen. Da geht es etwa um den abwechslungsreichen Beruf, der sie ins Verkehrshaus oder in den Wald führt oder auch um den modernen Arbeitsplatz. Die Videos sind kurz und knackig, die Botschaft ist simpel: «Auch dir würde es hier gefallen.»

Die Videos sind seit zwei Wochen auf Facebook, Instagram, Linkedin und Youtube geschaltet. «Wir kriegen sehr viel Zuspruch dafür», sagt David Schuler. Doch ob die Videos tatsächlich zu Bewerbungen führen, könne er noch nicht sagen. «Aber es ist wichtig, verschiedene Formate zu probieren und auf unterschiedlichen Plattformen unterwegs zu sein.»

Verwendete Quellen
  • E-Mail-Austausch mit der Dienststelle Volksschulbildung
  • E-Mailaustausch mit der Gemeinde Ebikon
  • Telefongespräch mit David Schuler, Rektor Volksschule der Stadt Luzern
  • Medienmitteilung des Kantons Luzern
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